Die 750-Jahr-Feier wird nachgeholt

Strümpfelbach wurde 1271 erstmals urkundlich erwähnt. Der Backnanger Stadtteil hat sich in jüngster Zeit stark entwickelt. Der Ort hat zwar keine eigene Nahversorgung, aber diverse Einkaufsmöglichkeiten an der Sulzbacher Straße sind vorhanden.

Die 750-Jahr-Feier wird nachgeholt

Gerne hätte die Strümpfelbacher Ortsvorsteherin Siglinde Lohrmann den Bänklesweg offiziell eingeweiht und das Ortsjubiläum gefeiert. Das soll 2022 nachgeholt werden. Foto: A. Becher

Von Lorena Greppo

BACKNANG. Der Strümpfelbacher Bänklesweg ist fertig, die Infotafeln sind aufgestellt, nur die feierliche Einweihung muss warten. Eigentlich, so Ortsvorsteherin Siglinde Lohrmann, war ein tolles Jubiläumsjahr geplant, mit verschiedenen Aktionen im Zeitraum zwischen März und Dezember: Vorträge zur Historie, eine Kinderschatzsuche, eine Ausstellung mit Werken Strümpfelbacher Künstler, ein Festakt – das alles soll nun stattdessen im kommenden Jahr nachgeholt werden. Immerhin, bis dahin könnte der neu gestaltete Aufenthaltsbereich hinter dem Rathaus schon fertig sein. Auf diesen freuen sich schon viele Anwohner, weiß Lohrmann. Vor allem von den Jugendlichen werde dieser Ort gut frequentiert: „Da ist immer was los.“

Für die Ortsvorsteherin ist es wichtig, „dass diese Gruppe weiß, wo sie hingehört“. Die älteren sind mobiler und treffen sich eher in der Backnanger Innenstadt oder in Stuttgart. Doch auch die 13- bis 17-Jährigen brauchen ihren Platz, weiß sie. Vieles laufe in Strümpfelbach bei der Feuerwehr zusammen, die auch eine Kinder- und Jugendfeuerwehr anbiete.

Dass Strümpfelbachnur langsam wächst, gefällt Siglinde Lohrmann.

„Wir sind ein kleiner Flecka“, so Lohrmann. Im Ort finde sich noch ein richtiges Dorfleben. „Hier finden noch Gespräche vor der Haustür statt.“ Deswegen wünscht sich Lohrmann, dass die Öffnungszeiten des Rathauses nach Corona ausgeweitet werden. Schließlich sei die Geschäftsstelle mehr als nur eine Außenstelle des Ordnungsamts. „Hier laufen viele Informationen zusammen, die den Ort betreffen.“ Ihr Amt als Ortsvorsteherin füllt Lohrmann gerne aus: „Wenn man zum Beispiel wie dieses Jahr unsere Senioren mit einem Blumengruß an Ostern erfreut, gibt das einfach so viel zurück.“ In den vergangenen 20 Jahren habe sich der Backnanger Stadtteil sehr gut entwickelt, findet sie. Durch die Erschließung des Gewerbegebiets Lerchenäcker und den damit verbundenen Grundstücksverkauf hätten viele Strümpfelbacher finanziell profitiert. Und der Ort habe zwar keine eigene Nahversorgung – mit diversen Einkaufsmöglichkeiten an der Sulzbacher Straße sei dies aber nicht ganz so schlimm. Auch gefällt der Ortsvorsteherin, dass Strümpfelbach langsam wächst – sodass sich der dörfliche Charakter nicht verliert. Man führe dort ein beschauliches, ruhiges Leben. Das letzte größere Baugebiet sei vor mehr als zehn Jahren erschlossen worden, nur ein weiteres Gebiet stehe noch aus. Wichtig war auch, dass die Gehwege und die Straßenbeleuchtung ausgebaut wurden, so Lohrmann. Die Vereinslandschaft sei nicht ganz so vielfältig wie anderswo. Bei den Landfrauen, denen Lohrmann selbst angehört, sei die Nachwuchsgewinnung ein Problem.

Das größte Ärgernis der Strümpfelbacher ist aber der Verkehr. Zum einen bemängeln Anwohner den Schleichverkehr durch den Ort, wenn auf der B14 viel los ist, vor allem aber sei die Bundesstraße selbst das Problem. Die viel befahrene Straße teilt den Ort in zwei – das merke man auch im Miteinander noch. Gleichzeitig „liegt Strümpfelbach sehr idyllisch und ist ein beliebtes Ausflugsziel von Backnangern“, sagt Lohrmann. Gerade in Richtung der Hepp-Seen sei bei schönem Wetter immer etwas los. Viele Besuche bedeuten aber auch: Der Unrat in den Wiesen entlang der Wege häuft sich. Besonders in der Coronazeit habe sich das bemerkbar gemacht. Auf Siglinde Lohrmanns Mängelliste steht zudem der Verkehr auf der Ludwigsburger Straße – für Schüler eine Herausforderung, diese zu überqueren. Wünschen würde sie sich zudem bessere Busverbindungen – zwar sei der Ort mit zwei Linien gut angebunden, aber innerorts sei es für Ältere schwierig, mit dem ÖPNV zum Ziel zu kommen. Positiv bewerte sie, dass der Geh- und Radweg zum Waldfriedhof wie auch zum Staigacker saniert wurde. In Summe, sagt die Ortsvorsteherin, lasse es sich in Strümpfelbach sehr gut leben.

Von der Zugehörigkeit zu Backnang in die Selbstständigkeit und wieder zurück

Die erste urkundliche Erwähnung des Orts datiert auf das Jahr 1271. Ein Bürger aus Backnang namens Berthold vermachte dem Kloster Steinheim „1 Pfd. Heller Ewiggeld“ aus Gütern in „Striumpfilbach“. Namensgebend ist laut Stadtarchivar Bernhard Trefz der Eckertsbach, der früher den Namen Strümpfelbach getragen haben dürfte.

„Über die Geschichte des Orts im Mittelalter ist leider auch nicht viel bekannt“, so Trefz. Im Jahr 1362 wurde dem Augustinerchorherrenstift Backnang die Hälfte der Zehntrechte des Orts übertragen. Für das 15. Jahrhundert ist dann das Adelsgeschlecht von Nothaft als Besitzer von Strümpfelbach genannt. Spätestens ab dem frühen 16. Jahrhundert gehörte der Weiler vollständig zum Herzogtum Württemberg. Gemäß eines Lagerbuchs bestand der Weiler zu diesem Zeitpunkt aus elf Häusern und acht Scheunen.

Auf der Forstkarte von Andreas Kieser (1685) ist zu erkennen, dass in Strümpfelbach zum Ende des 17. Jahrhunderts Weinbau betrieben wurde.

Im Oktober 1822 bat die Gemeinde Strümpfelbach um Erlaubnis, eine selbstständige Gemeinde bilden zu dürfen. Die Stadt Backnang wollte nur dann zustimmen, wenn sich der Ort auch weiterhin an der Deckung des städtischen Defizits beteilige. Strümpfelbach bot hingegen an, eine einmalige „Ablösesumme“ von 550 Gulden zu zahlen. Man einigte sich im Februar 1824 auf die Summe von 600 Gulden.

Das Gebäude in der heutigen Ludwigsburger Straße 31 wurde im Jahr 1842 neu erbaut und diente als Schul- und Rathaus. An das Gebäude wurde 1882 ein Anbau erstellt, in dem das Gefängnis untergebracht wurde.

1846/47 entstand der Katharinenhof als Sommerresidenz für Prinz Friedrich von Württemberg und dessen Frau Katharina. Gerade Friedrich ging dort seiner Jagdleidenschaft nach. Vier Jahre nach seinem Tod im Jahr 1870 wurde der Katharinenhof in Privathände verkauft.

Fast gleichzeitig mit dem Schlossbau wurde zwischen 1846 und 1848 die Staatsstraße von Stuttgart nach Schwäbisch Hall im Bereich zwischen Backnang und Oppenweiler grundlegend verbessert und auf eine völlig neue Linienführung verlegt – auf der Trasse der heutigen B14. Damit wurde die Grundlage dafür gelegt, dass der Ort heute in zwei Teile getrennt ist.

Eine Ortsbeschreibung aus dem späten 19. Jahrhundert weist auf zahlreiche Wasserreserven hin – mit einer nennenswerten Amphibienpopulation, weswegen die Strümpfelbacher von ihren Nachbarn (wohl aus Oppenweiler) den Spitznamen Frösche verpasst bekommen haben, berichtet Trefz.

In den späten 1930er-Jahren gab es in Württemberg die Bestrebung, die Gemeinden neu einzuteilen. „Dass es letztlich nicht zu einer Eingemeindung nach Oppenweiler-Reichenberg kam, war höchstwahrscheinlich nicht dem Einsehen der zuständigen Verwaltungsbehörden geschuldet, sondern eher dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs“, erklärt der Stadtarchivar.

Im Zuge der Gemeindereform Anfang der 70er-Jahre waren wohl die Verhandlungen mit Oppenweiler schon weit gediehen, als man die Bürger befragte. Sie sprachen sich mit überwältigender Mehrheit für den Anschluss an die Stadt Backnang aus.