Die Akzeptanz des Testangebots schwankt

Die Kindertagesstätten sind vergangene Woche in den Regelbetrieb unter Pandemiebedingungen gestartet. Anders als in Schulen basiert das Schnelltesten der Jüngsten auf Freiwilligkeit und wird morgens zu Hause erledigt. Die Gemeinden setzen auf Vertrauen.

Die Akzeptanz des Testangebots schwankt

Spucktestübergabe vor dem Weissacher Kindergarten Wiesengrün: Einrichtungsleiterin Daniela Mattern (links) händigt der Elternbeiratsvorsitzenden Melina Hahn die Tests für die Folgewoche aus, die in einer leeren Vesperdose ihren Platz finden. Foto: T. Sellmaier

Von Nicola Scharpf

BACKNANG. Es wird gelutscht und gespuckt: Überwiegend Lolli- und Spucktests kommen in den Kinderkrippen und Kindergärten zum Einsatz, wenn es um das schnelle Testen der Jüngsten auf eine Infektion mit dem Coronavirus geht. Bereits seit der zweiten Aprilhälfte bieten die Kindertageseinrichtungen in Backnang und Umgebung Familien die Möglichkeit, die Kinder morgens vor dem Kita-Besuch daheim zu testen. So setzt es sich nun, da die Betreuungseinrichtungen im Rems-Murr-Kreis seit vergangener Woche den Regelbetrieb unter Pandemiebedingungen wieder aufgenommen haben, fort. Anders als in den Schulen mit ihrer indirekten Testpflicht, wonach die Unterrichtsteilnahme nur mit einem negativen Schnelltestergebnis erlaubt ist, beruht das Testen in Kindergärten im Rems-Murr-Kreis auf Freiwilligkeit. Wer will, kann sein Kind auch ungetestet in die Einrichtung bringen. Die Akzeptanz der Eltern für das Testangebot ist schwankend, geben Informationen aus Kommunen im Raum Backnang das Stimmungsbild wieder.

Im Vorfeld gehen Infoschreiben

an die Eltern.

So spricht beispielsweise Susanne Bühler, die den evangelischen Kindergarten Fischbachweg in Sulzbach an der Murr leitet, von einer „ganz großen Akzeptanz, das mitzumachen“. Bis auf zwei Familien beteiligen sich alle Eltern, testen ihre Kinder morgens zweimal pro Woche mit der Spuck- oder Lollimethode daheim, bringen den Teststreifen zur Kontrolle mit zum Kindergarten und bestätigen mit einem Schreiben das Ergebnis. Dass die Beteiligung so hoch ist, führt Bühler auf die Informationsschreiben an die Eltern zurück, die der Träger sehr motivierend gestaltet habe. „Das hat so animiert, mitzumachen.“ Aus der Vorgehensweise in Sachen Selbsttests spreche auch das Vertrauensverhältnis, das zwischen Kindergarten und Elternschaft bestehe. Das sei eine gute Basis, weshalb die beiden evangelischen Kindergärten im Ort diesen Weg weitergehen wollen.

In den kommunalen Kinderbetreuungseinrichtungen in Weissach im Tal beteiligt sich eine Mehrheit der Eltern am freiwilligen Testangebot. „Wir sind dankbar für alle Eltern, die die Tests für ihre Kinder nutzen“, sagt Julia Mühlbach von der Servicestelle Kinderbetreuung im Rathaus. Die zweimal pro Woche daheim durchgeführten Spucktests, die die Eltern jeweils am Ende der Woche für die Folgewoche von der Betreuungseinrichtung überreicht bekommen, gewährleisten eine gewisse Sicherheit, dass es „keine böse Überraschung“ gibt.

So ist auch die Devise in den Städten Murrhardt und Backnang. „Die freiwillige Testung bietet eine wirksame Methode zur Eindämmung des Infektionsgeschehens“, sagt Murrhardts Bürgermeister Armin Mößner. In der Walterichstadt beteilige sich der Großteil der Familien. Und eine hohe Beteiligung könne zum Aufrechterhalten des Kita-Betriebs unter Pandemiebedingungen beitragen. „Wir tun alles, um möglichst früh Infektionen zu erkennen“, sagt Regine Wüllenweber, Leiterin des Backnanger Amtes für Familie, Jugend und Bildung. Für alle Kindertageseinrichtungen in Backnang, nicht nur für die in kommunaler Trägerschaft, hat die Stadt zentral Lollitests besorgt und an die Träger verteilt. Die wiederum geben die Tests an die Eltern weiter für die Anwendung zu Hause. Diese Herangehensweise habe den Vorteil, dass der Weg in die Einrichtung nicht angetreten werde, falls das Ergebnis positiv ausfalle, so Wüllenweber. Das freiwillige Angebot, die Kinder zweimal pro Woche testen zu lassen, werde durchaus in Anspruch genommen. „Das funktioniert. Wir vertrauen den Eltern. Die Rückmeldung seitens der Betreuungseinrichtungen und der Eltern ist positiv“, sagt die Amtsleiterin. Auf einen Prozentsatz, wie viele Familien sich beteiligen, legt sich Wüllenweber nicht fest. „Ich würde mit jeder Hypothese danebenliegen.“ Klar ist aber: Die Beteiligung ist geringer, als wenn es eine Testpflicht gäbe.

„Jedes getestete Kind erhöht

die Sicherheit.“

Verpflichtend sind Tests in Kindergärten nur für die Mitarbeiter. Aber auch die freiwilligen Kontrollen der Kinder haben in Philip Sweeneys Augen ihren Sinn. „Jedes getestete Kind erhöht die Sicherheit“, sagt der Hauptamtsleiter im Aspacher Rathaus. Sowohl die Mitarbeiter als auch die Familien daheim würden auf diese Weise geschützt. Zum Einsatz kommen in den Aspacher Kindergärten Spucktests und für Kinder im Krippenalter Lollitests. „Wir haben uns für die Anwendung daheim entschieden, weil es in den Einrichtungen nicht leistbar ist.“ Es sei nicht praktikabel, in den Kitas einen Wartebereich einzurichten, in dem sich die Kinder eine Viertelstunde lang bis zum Vorliegen des Ergebnisses aufhalten müssten. Etwa die Hälfte der Familien nehme das Testangebot wahr, wobei die Akzeptanz von Einrichtung zu Einrichtung stark schwanke. Sweeney sagt, dass die Gemeinde Aspach eine Testpflicht für Kindergartenkinder begrüßt hätte.

Dass es diese im Rems-Murr-Kreis – anders als beispielsweise im Landkreis Böblingen – nicht gibt, beruht auf einer Abfrage des Landkreises unter den Kommunen. Diese habe kein einheitliches Stimmungsbild ergeben, so das Landratsamt. Die Städte und Gemeinden würden gute Erfahrungen mit dem freiwilligen Angebot machen und nicht alle würden eine Pflicht befürworten.