Sängerin Vanessa Mai schildert ihre Erfolgsgeschichte

Auftritte im TV und große Konzerte: Schlagersängerin Vanessa Mai aus Backnang hat es geschafft. Was sie auf ihrem Weg zum Erfolg geprägt hat, erzählt sie in ihrem Buch „I Do It Mai Way“. Erste Schritte machte sie beim Nachwuchswettbewerb des Backnanger Straßenfests.

Sängerin Vanessa Mai schildert ihre Erfolgsgeschichte

Vanessa Mai beim Soundcheck 2018 im Stiftshof in Backnang. Unter dem Titel „Supersause zu Hause“ freute sie sich damals, ein Konzert in ihrer Heimat zu spielen. Archivfoto: Jörg Fiedler

Von Anja La Roche

Backnang/Aspach. Die Schlagersängerin und Schauspielerin Vanessa Mai hat kürzlich ein Buch herausgebracht. Unter dem Titel „I Do It Mai Way“, was so viel bedeutet wie „Ich gehe m(a)einen eigenen Weg“, nimmt sie den Leser mit auf ihre Reise vom holprigen Start auf dem Backnanger Straßenfest hin zur erfolgreichen Sängerin und Geschäftsfrau, die große Bühnen und TV-Formate erobert. Sie gewährt dabei tiefe Einblicke in ihre innere „Metamorphose“ von der unsicheren Backnanger Hauptschülerin hin zu einer selbstbewussten Frau.

Für den Leser könnte es anfangs schwierig sein, sich an die flapsige Sprache zu gewöhnen, die gespickt ist mit englischen Begriffen und Randbemerkungen. Schnell vermittelt der Sprachstil aber auch das Gefühl, die 30-jährige Sängerin sitze ganz locker vor einem und erzähle ungezwungen und privat. Die Erzählung von Vanessa Mai, die mit bürgerlichem Namen Vanessa Ferber heißt, beginnt in ihrer Kindheit. „Jap, damit möchte ich einsteigen. How to: ungewöhnliche Schlafpositionen mit maximalem Erholungsfaktor.“ Oft begleitete sie ihren Vater, einen aus Kroatien stammenden Musiker, zu seinen Auftritten. Dabei fühlte sie sich als etwas Besonderes, hatten ihre Schulkameraden doch andere Hobbys als bis spät in die Nacht in Kneipen zu verweilen. Das hat Vanessa Mai nicht nur gelehrt, auf den unbequemsten Stühlen schlafen zu können, sondern auch den Wunsch in ihr geweckt, selbst eines Tages im Rampenlicht zu stehen.

Zwischen Postern von Christina Aguilera und Britney Spears probte das Mädchen Vanessa Dankesreden für imaginäre Awards

„Wie ein Moodboard für einen typischen Teeniefilm der Nullerjahre“ hat das Kinderzimmer der 14-jährigen Backnangerin einige Jahre später ausgesehen. Zwischen Postern von Christina Aguilera und Britney Spears probte sie Dankesreden für imaginäre Awards. Dass sie sich so sehr auf ihren Traum fokussierte, ein Star zu werden, hat ihr die Schulzeit nicht immer leicht gemacht. „Ich bin in der Schule öfters gehänselt worden. Viele Leute fanden immer scheiße, dass ich tanze und singe (...).“ Auf der Hauptschule, der heutigen Mörike-Gemeinschaftsschule, fühlte sie sich aber ansonsten wohl, weil die Lehrer ihre kreativen Hobbys unterstützten.

Es brauchte dennoch einen kleinen Schubs von ihrer Mutter, damit sie sich zum legendären Talentwettbewerb des Backnanger Straßenfests wagte. Mit dem Song „If I ain’t got you“ von Alicia Keys hat sie sich dort die Seele aus dem Leib geschrien, um dann enttäuscht mit einer Teilnahmeurkunde abgespeist zu werden. Dennoch hat das Straßenfest bis heute einen Platz in ihrem Herzen. Das ist zwar nicht dem Buch zu entnehmen, aber anlässlich des diesjährigen 50-Jahr-Jubiläums sagte sie: „Vielen Dank, dass ich hier meine ersten Schritte machen durfte. Für mich ist es was Besonderes und wird es auch immer bleiben.“ Der lässige Ruf als Hauptschülerin gefiel ihr. „Tatsächlich fand ich „uns“ (...) damals cooler als die Realschüler, die auf die Schickhardtschule gingen und die immer ein wenig von oben auf uns Hauptschüler herabblickten.“ Als sie später einen Unterschied zur Mittel- und Oberschicht wahrgenommen hat, änderte sich das. Diese zunächst unbewusste „Klassenscham“ manifestiert sich für die Sängerin bis heute in dem Backnanger Modeladen Schwarzmarkt, der damals zu teuer für sie war, um dort einzukaufen. „Wenn ich mit meiner Mutter in der Stadt war, linste ich flüchtig ins Schaufenster hinein.“

Die Schlagerband Wolkenfrei war zufällig auf der Suche nach einer Sängerin

Als einen schicksalhaften Ort für ihr Leben bezeichnet die Künstlerin den Sonnenhof in Kleinaspach, das Hotel und Schlagerepizentrum schlechthin. Dort hat Schlagerstar Andrea Berg ihren Mann kennengelernt, den Hotelbesitzer Uli Ferber. „Und kurioserweise lernte auch ich dort später meinen Mann Andreas kennen, Sohn von Uli Ferber.“ Zunächst begegneten ihr aber erst einmal die beiden Männer der Schlagerband Wolkenfrei, die zufälligerweise auf der Suche nach einer Sängerin waren. Ein kurzes Casting und sie war dabei. „Wir spielten (...) Coversongs vor buchstäblich drei Leuten“, beschreibt die Backnangerin den Beginn von Wolkenfrei.

Der erste Besuch in einem Stuttgarter Tonstudio und die ersten Fans ließen nicht lange auf sich warten. „Nach jedem Auftritt im Sonnenhof gab es eine Autogrammstunde in der Bar, wo wir immer abhingen (...).“ Der Ort zwischen den Weinbergen in Kleinaspach entpuppte sich als ideales Karrieresprungbrett für die ehrgeizige junge Frau und ihre Band. Doch als der passende Moment kam, entschied sie sich für den Absprung und startete ihre Solokarriere. „Ich bin immer eine Einzelkämpferin gewesen.“

Ein ganzes Kapitel ist der Liebesgeschichte des Paares gewidmet

Nicht ausschlaggebend, aber auch nicht unerheblich für diese Trennung war damals, dass sie mittlerweile mit ihrem Manager Andreas Ferber zusammen war. Dieser Liebesgeschichte widmet sie ein ganzes Kapitel. „Ich war schon in Andreas verschossen, bevor er bei meinem Wolkenfrei-Casting seinen Kopf durch die Tür steckte (...).“ Und als Vanessa Mai den heute 39-jährigen Talentmanager schließlich eroberte, sei daraus eine „alles verzehrende“ Liebe entstanden. „Ich wäre sogar bereit gewesen, meine Karriere als Sängerin aufzugeben, wenn es nötig gewesen wäre, um diese Beziehung zu ermöglichen.“ 2017 haben die beiden geheiratet.

Es folgen Erzählungen zu ihren Erfolgen als Solokünstlerin, aber Vanessa Mai thematisiert auch die Schattenseiten des Showgeschäfts. Belastet hat sie zum Beispiel der Kontrast zwischen dem Alltag und dem Dasein als Promi, etwa als sie als Jurorin bei der TV-Show „Deutschland sucht den Superstar“ vor der Kamera stand. Von diesem Stress habe sie sich allerdings befreien können. „Ich bin jetzt etwas reifer (...). Jetzt genieße ich die Fahrt und betrachte sie nicht mehr als Wettrennen.“

Das Buch beschreibt die Entwicklung von der Coversängerin zur selbstbestimmten Künstlerin

Schlussendlich handelt das Buch von ihrer inneren Entwicklung hin zu einer selbstbewussten Frau. Und von der Coversängerin hin zur selbstbestimmten Künstlerin, die Songs mit Musikern wie Xavier Naidoo oder Sido produziert. Vermutlich wenig überraschend sind die Lebensweisheiten, die Vanessa Mai dem Leser am Ende des Buches mitgibt. Fans können sich von der Lektüre aber einen tiefen Einblick ins Leben der Sängerin erhoffen: „Alles passierte on Mai way und nur so wurde es am Ende gut.“