Die Farbeder Kälbla

Täglich neu: Landestypisches für Einheimische und Reigschmeckte

„Frau Will schreibt am 7. Januar, dass sie bei der Beschreibung einer Wandfarbe diese mit ‚Mongeles-Braun‘ bezeichnete. Sie wollte wissen, wie dieses Wort herzuleiten ist.“ So beginnt Albrecht Hartmann aus Schwäbisch Gmünd seine Erläuterungen. Er fährt fort: „Ich kenne den beschriebenen Braunton als ‚Maugelesbraun‘. So sagt(e) man bei uns im Nordschwarzwald. In unserer früheren Schriftsprache gab es auch das Adjektiv ‚maugel‘, in der Bedeutung von ‚dämmrig, trübe‘. Überbleibsel von ‚maugel‘ findet man zum einen noch im Schwyzerdütsch, wo es bei einbrechender Dunkelheit heißt: ’s mauggelet!‘ – was so viel heißt wie: Es dämmert.

Je nach Region kennt man in unseren Umgangssprachen neben den Wörtern ‚maugelesbraun‘ und ‚monkelesbraun‘ auch den Begriff ‚munkelesbraun‘. Wenn ich es richtig weiß, beschreibt man im alemannischen Sprachraum diesen trüben Braunton als ‚Mukelbru‘. Der in manchen Regionen auch geläufige Farbton ‚Mockelesbrau(n)‘ ist dagegen eindeutig mit dem schwäbischen Wort ‚Moggele‘ (= Kälble) in Verbindung zu bringen. Man sagt(e) das, wenn etwas braun wie ein Kälble ist. Den Ausdruck: ‚Monkelesbrauhirschkegele!‘ habe ich in Fischers Schwäbischem Lexikon auffinden können. So sagt man zu einem, der sehr langatmig etwas erzählt und letztendlich aber nicht mehr weiß, was er eigentlich sagen will.“

Viele weitere Beiträge haben uns zu dem Thema erreicht – unter anderem von Karl Eugen Unsöld. Er erzählt: „Mein Vater (Jahrgang 1920) pflegte beim Anblick des von Monika Will beschriebenen Brauntones zu sagen: ,Des isch schmaugeles-brau wia a Hirschfidla.‘ In seiner ,Etymologie des Schwäbischen‘ erwähnt Hermann Wax ,schmaukelen-braun‘ und verweist auf ,monkeles-braun‘ – ebenfalls wia a Hirschfidla als ein nicht exakt zu beschreibendes verwaschenes Braun. Wax bringt es in den Zusammenhang mit ,schmaulen‘ in der Bedeutung von ,schmotzen‘, ,schmutzen‘, ,schmieren‘. Mein Schluss daraus wäre: Es handelt sich um ein Braun, das Dreck assoziiert, also ein schönes dreckiges Braun. Wax führt bringt nochmals den Hirsch ins Spiel: ,Monkelesbrauhirschkegele (. . .) sagt der Gesprächspartner, wenn ein anderer etwas langatmig und stotternd erzählt und nicht mehr weiterweiß.‘ Hier dürfte der Schwerpunkt des Vergleichs auf der Konsistenz der ,Sache‘ liegen.“

Von Hans-G. Raub aus Leinfelden kommt dieser Hinweis: „Mir hen en onserer Familie ,Moggeles-Braun‘ gsagt. Des leitet sich von de Kälbla ab, zu denne hen mir ,Moggala‘ gsagt.“ (Wird fortgesetzt) Der schwäbische Spruch des Tages kommt ebenfalls von Herrn Raub: „I ka au nix drfir, dass i en Schwob worda ben – i han oifach oheimlich Gligg khet.‘ (jan)