Pest-Infektion in Kalifornien

Die Geißel der Menschheit ist zurück

Eine bestätigte Pesterkrankung hat es in Deutschland schon lange nicht mehr gegeben. Aber vor allem im Westen der USA infizieren sich immer wieder Menschen mit dem Erreger.  Böse Erinnerungen an das Wüten der Pest in der Geschichte kehren zurück.

Die Geißel der Menschheit ist zurück

Die Pest ist Inbegriff ansteckender, todbringender Krankheiten. Durch das Bakterium Yersenia pestis ausgelöste Pandemien rafften in der Geschichte Millionen Menschen dahin. So starb von 1347 bis 1353 ein Drittel der europäischen Bevölkerung an der Pest.

Von Markus Brauer/dpa

Im US-Bundesstaat Kalifornien ist eine Infektion mit dem Pesterreger nachgewiesen worden. Man gehe davon aus, dass die erkrankte Person beim Zelten in der Umgebung von South Lake Tahoe von einem infizierten Floh gebissen worden sein könnte, heißt es in einer Mitteilung des Bezirks El Dorado im Osten des Bundesstaates.

Der Pesterreger – das Bakterium Yersinia pestis – sei in vielen Teilen Kaliforniens präsent, so die Behörden. Übertragen werde der Erreger oft durch Bisse von infizierten Flöhen, die sich wiederum bei Eichhörnchen, Streifenhörnchen oder anderen wilden Nagetieren infiziert haben. Daher sei es auf Spaziergängen, Wanderungen oder beim Zelten in der Natur wichtig, Schutzmaßnahmen für Menschen und Haustiere zu ergreifen.

Seit Jahrzehnten keine Pestfälle mehr in Deutschland

Zwischen 2021 und 2024 habe man den Erreger in 41 Nagetieren nachgewiesen, so die Behörden weiter. Alle infizierten Nagetiere seien in der Gegend des Tahoe-Beckens gefunden worden.

Nach Deutschland wurden in den vergangenen Jahrzehnten keine Pestfälle importiert, berichtet das Robert Koch-Institut (RKI). Auch sind in Deutschland keine aktuellen Tierreservoire des Pesterregers bekannt.

Im Westen der USA kommt es immer wieder zu vereinzelten Pestinfektionen, da der Erreger dort bei wildlebenden Nagetieren vorkommt, so das RKI. In den USA werden laut Informationen der Seuchenschutzbehörde CDC im Schnitt sieben bestätigte Fälle pro Jahr gemeldet.

Inbegriff todbringender Krankheiten

Die Pest ist Inbegriff ansteckender, todbringender Krankheiten. Durch das Bakterium Yersenia pestis ausgelöste Pandemien rafften in der Geschichte Millionen Menschen dahin. So starb von 1347 bis 1353 ein Drittel der europäischen Bevölkerung an der Pest. Schätzungen schwanken zwischen 20 und 50 Millionen Toten.

Daneben gab es in der Spätantike, im Mittelalter und in der Neuzeit – vor allem in Kriegszeiten wie im Dreißigjährigen Krieg von 1618 bis 1648 – immer wieder regionale Pest-Epidemien – auch in Süddeutschland.

Die extreme Sterblichkeitsrate durch die großen Pestepidemien im 14. und 15. Jahrhundert führte auch in Süddeutschland zu verheerenden Bevölkerungsverlusten. So wurde die Bevölkerung in Württemberg und der Pfalz bis zu 50 Prozent dezimiert. In Bayern, Schwaben und Franken starben zwischen 30 und 50 Prozent der Bewohner.

Historiker unterscheiden drei große weltweite Pest-Pandemien:

Die Justinianische Pest mit der ersten Welle in den Jahren 541 bis 544, auf die bis Mitte des 8. Jahrhunderts mehr als ein Dutzend weitere Wellen in Europa und im Mittelmeerraum folgten.

Der Schwarze Tod, der Europa, Vorderasien und Nordafrika im 14. Jahrhundert heimsuchte.

Die Dritte Pandemie, die ab Ende des 19. Jahrhunderts in Süd- und Ostasien wütete und sich auch nach Madagaskar und Lateinamerika ausbreitete.

Eine Epidemie folgt der nächsten

Doch war es wirklich immer die durch das Bakterium Yersinia pestis ausgelöste Infektionskrankheit? Im Spätmittelalter und der frühen Neuzeit grassierte mehr als eine Seuche.

Ruhr, Infektionen der Atmungsorgane, Tuberkulose, Typhus, Grippe, Masern, Pocken, Cholera, Lepra: Eine Epidemie folgte über Jahrhunderte in Europa der nächsten. Um welchen Erreger es sich konkret handelte, lässt sich heute – auch aufgrund der oft mageren Quellenlage – kaum noch rekonstruieren.

Vor allem in Kriegszeiten wie während des Dreißigjährigen Krieges 1618 bis 1648 wüteten Pest und Fleckfieber – auch Kriegspest genannt. Erreger der durch Läuse und Flöhe übertragenen Infektion sind Bakterien der Gattung Ricketttsien.

1633 bis 1635 gehören zu den schlimmsten Pestjahren in der deutschen Geschichte. So starben nach der Schlacht von Nördlingen im August 1643 Tausende an der Pest.