Die gute Fee der Band

Karin Schmid aus Großaspach strickt für die Formation ihres Sohnes Gitze Fanartikel

Karin Schmid aus Großaspach ist ein Phänomen. Mit einem ihrer vier Söhne geht sie regelmäßig auf Konzerte. Aber nicht als Zuhörerin, sondern als Mädchen für alles bei Auftritten von Gitze und Band, die sich auf Schwabenrock spezialisiert haben. Für ihren Sohn Gitze und seine Band strickt sie unermüdlich Fanartikel: Mützen, Schals, Socken...

Die gute Fee der Band

Karin Schmids Leidenschaften sind Stricken und Konzerte: Diese Hobbys verbindet sie und stellt Fanartikel her. Foto: A. Becher

Von Ingrid Knack

ASPACH. Sie ist die gute Fee der Band: Karin Schmid. Fast immer, wenn Gitze und Band auftreten, steht die 78-Jährige am Merchandise-Stand – vor ihr auf einem Tisch liegen neben all den CDs, Aufklebern oder Buttons ihre Handarbeiten.

Schon lange bevor sie auf die Idee kam, den Merchandise-Stand mit ihren Kreationen zu erweitern, begleitete sie ihren Sohn Günter, wenn er als Frontmann und Sänger seiner Band an unterschiedlichen Orten im Ländle Rock aus Schwaben präsentierte. Die Songs von Wolle Kriwanek und Paul Vincent wie „Stroßaboh“ oder „Reggae i di uff?“, die Lieder von Alexander Köberlein wie „Oinr isch emmr dr Arsch“ oder Hits von anderen Künstlern, zu denen Gitze schwäbische Texte geschrieben hat, kennt sie aus dem Effeff. „Ich höre die Musik, ich singe und bin fröhlich und glücklich“, sagt sie. „Und wenn noch mein Lieblingslied kommt, dann bin ich voll dabei.“ Ihr Lieblingslied ist „Nur Du“, ein Song in Hochdeutsch von Wolle Kriwanek und Paul Vincent „aus der späteren Zeit“, wie Gitze wissen lässt. „Meine Mutter kennt die Texte. Würde ich durch ein Erdbeben abgelenkt und wüsste den Text nicht mehr, könnte ich meine Mutter fragen“, erklärt er schmunzelnd. „Ich habe auch schon getanzt vor der Bühne“, ergänzt Karin Schmid.

Da Karin Schmid strickt, seit sie denken kann, kam ihr irgendwann einmal die Idee mit den Fanartikeln. „Ich habe mir vorgenommen, ich stricke Mützen mit dem Logo der Band. Das hat Günter nicht gewusst“, verrät sie. Mit fünf Mützen fing ihre Karriere als Fanartikelherstellerin dann an. Als eines Abends plötzlich ein Konzertbesucher mit einer solchen Mütze auf Gitze, der im richtigen Leben Günter Deyhle heißt, zukam, war ihm sofort klar: „Das kann nur meine Mutter gewesen sein.“

„Manchmal ist eine wunderbare Freude da, wenn die Leute die Accessoires ausprobieren“, erzählt die Großaspacherin. Zuweilen fungiert sie sogar als Stilberaterin, die keinem was aufschwätzt, was ihm nicht steht. So kommen schon mal Sätze wie „Das würde ich nicht nehmen“ aus ihrem Mund. „Wenn jemandem zum Beispiel die Farbe nicht steht“, verdeutlicht sie. Mit der Zeit sind es immer mehr Fanartikel geworden, zu den Mützen kamen vor allem Schals, Socken und kürzere und längere Armstulpen dazu. Der Renner unter den Stulpen sind die Eulenstulpen. „Zwei Knöpfe sind die Augen“, so Karin Schmid. Die Fanartikel gibt es in allen möglichen Farben, einfarbig oder bunt, mit oder ohne Glitzer...

Besonders freut sie sich über Ereignisse wie diese: Bei einem Open Air in Mühlacker an einem Sommerabend wurde es gegen später dann doch etwas frisch. Der eine oder andere Konzertbesucher kaufte bei ihr Socken und zog sie gleich an. Besser kann es nicht laufen. Auch Gitzes Kollegen freuen sich, wenn Karin Schmid dabei ist. Und wenn Gitarrist Göran Jäck, Bassist Werner Müller, Keyboarder Helmut Nothum oder Drummer Oliver Schmandke mal etwas auf dem Herzen haben, kann es durchaus sein, dass sie Karin Schmid ihr Leid klagen. Andererseits spricht Karin Schmid auch ab und an ein Machtwort, „wenn sie kurz vor dem Gig ewig beim Essen sitzen“. Unverblümt holt sie die Musiker dann auf den Boden der Tatsachen zurück mit den Worten: „Schwätzet net so lange. Ihr müsst jetzt auf die Bühne.“ Wie reagieren die gestandenen Herren darauf? „Dann lachen sie“, meint Karin Schmid. Die Großaspacherin, die schon lange Witwe ist, freut sich, dass ihr Sohn sie bereits all die Jahre des Alleinlebens oft aus dem Alltag holt und dass sie bei den Konzerten auch viele „bunte Vögel“ kennenlernen darf. Ein besonderer Feiertag für sie ist, wenn Gitze beispielsweise mit einem Paket voller Schokolade vorbeikommt, das ihm ein Fan aus der Schweiz geschickt hat. „Dann teilen wir uns das.“ Karin Schmid, die den Fan ebenfalls gut kennt, ruft ihn später an und bedankt sich. „Dann wird gequatscht.“ Auch mit den Veranstaltern ist sie auf Du und Du. „Meine Mutter weiß manchmal besser als ich, wo wir schon alles gespielt haben und was da war“, versichert Gitze. Und Karin Schmid fügt an: „Weil es einfach Spaß macht.“

Die gute Fee der Band

Gitze und seine Mutter Karin Schmid