Die Lösungswege im Aspacher Rathaus bleiben unklar

Die Situation im Rathaus der Gemeinde Aspach bleibt ein umstrittenes Thema. Der Gemeinderat hat hierzu eine Stellungnahme verfasst. Das Gremium sieht die Verwaltung auf dem richtigen Weg, äußert sich aber nicht zu den geplanten Verbesserungen. Derweil gibt es weitere Kündigungen.

Die Lösungswege im Aspacher Rathaus bleiben unklar

Die Kritik an Bürgermeisterin Sabine Welte-Hauff (hier mit Gemeinderat Peter Hanisch) ist im Gremium offenbar verhallt. Archivfoto: Alexander Becher

Von Lorena Greppo

Aspach. Der Artikel in unserer Zeitung über die Spannungen im Aspacher Rathaus hat hohe Wellen geschlagen. Mehrere ehemalige und aktuelle Mitarbeiter hatten das miese Arbeitsklima und einen schlechten Umgang der Bürgermeisterin Sabine Welte-Hauff mit der Belegschaft angeprangert. Von Mobbing war die Rede, weshalb auch in den vergangenen Monaten viele Beschäftigte gekündigt hatten. In der Redaktion gingen darauf verschiedene Rückmeldungen ein: aus der Bürgerschaft, aber auch von einer weiteren ehemaligen Mitarbeiterin aus dem Rathaus. Auch sie gibt an, wie viele andere im Artikel, „aufgrund der Bürgermeisterin und der verheerenden Umstände in Aspach“ gekündigt zu haben. Viele Mitarbeiter seien „vergrämt und gemobbt“ worden, den ehemaligen Beschäftigten sei oftmals nicht geglaubt worden, wie schlimm es wirklich um Aspach stehe.

Rückmeldungen aus der Bürgerschaft

Eine Aspacherin berichtete von eigenen Problemen in der Zusammenarbeit mit der Verwaltung. Eine Leserin aus einer anderen Gemeinde wiederum schrieb von „Nestbeschmutzung“ und zeigte sich schockiert darüber, dass (ehemalige) Beschäftigte rathausinterne Informationen an die Öffentlichkeit geben und so „Mobbing und Diskreditierung der Aspacher Bürgermeisterin“ betreiben würden. Das Bürgermeisteramt werde so nicht reizvoller. Eine andere Aspacher Bürgerin zeigte sich besorgt angesichts der anhaltenden Kündigungswelle und schreibt: „So kann kein ruhiges Arbeiten in der Gemeinde funktionieren, denn ständig müssen neue Personen, die sich nicht auskennen können, eingearbeitet werden und für die Mitarbeiter, die geblieben sind, ist die Arbeitsbelastung durch die zusätzliche Vertretung der Vakanzen nicht leistbar.“ Aus den Rückmeldungen gehen vor allem zwei Fragen hervor: Wie geht es weiter in der Aspacher Verwaltung? Und: Was tut der Gemeinderat, um die Situation zu entschärfen? Bei Nachfragen diesbezüglich wurde auf eine Zusammenkunft des Gremiums verwiesen, nach der man sich äußern wolle.

Mitte der Woche dann ließ der Aspacher Gemeinderat der Redaktion geschlossen eine Stellungnahme zukommen. Darin echauffieren sich die Gremiumsmitglieder vor allem darüber, dass die Angelegenheit öffentlich ausgetragen wird, und kritisieren zudem, dass „aus der Deckung der Anonymität heraus“ Anschuldigungen erhoben wurden. Die Presse sei für solche Personalthemen die falsche Plattform. „Kein Arbeitgeber löst Konfliktsituationen unter Zuhilfenahme der öffentlichen Medien. Dafür gibt es qualifizierte Führungskräfte, Personal- und Rechtsabteilungen, Betriebs- beziehungsweise Personalräte, Gewerkschaften oder Anwälte, Arbeitsgerichte und Dienstaufsichtsbehörden.“ Nach Informationen unserer Zeitung soll nun übrigens aufgrund der anhaltenden Bestrebungen der Mitarbeiter mit Unterstützung der Gewerkschaft ein Personalrat gewählt werden. Aktuell laufe die Bewerbungsphase, heißt es.

Der Gemeinderat sieht den Ruf Aspachs beschädigt

Zu den inhaltlichen Vorwürfen des Artikels will sich der Gemeinderat nicht öffentlich äußern und verweist auf die „vom Gesetzgeber vorgegebene Verschwiegenheitspflicht in Personalangelegenheiten“. In der Stellungnahme wertet das Gremium die Schilderungen der (ehemaligen) Beschäftigten jedoch als persönlichen Angriff auf Bürgermeisterin Sabine Welte-Hauff, welcher „gleichermaßen das Amt des Bürgermeisters sowie die Reputation des Gemeinderats, der Mitarbeiter der Gemeinde und der gesamten Einwohnerschaft“ beschädige. Gemeinde, Bürgermeisterin und der Gemeinderat würden damit diskreditiert.

Nicht von der Hand zu weisen sind die vielen Wechsel in der Verwaltung. Hierzu schreibt der Gemeinderat: „Die Themenbereiche Fluktuation und Personalzufriedenheit wurden von der Bürgermeisterin, dem Gemeinderat und den Mitarbeitern seit geraumer Zeit fokussiert. Es fanden bereits konstruktive Gespräche und Mitarbeiterversammlungen statt. Lösungen und Verbesserungen wurden erarbeitet und gemeinsam befanden wir uns auf einem guten Weg.“ Wie dieser Weg aussieht, wird nicht weiter erklärt. Auf Nachfrage wollte sich auch keiner der drei Fraktionssprecher dazu äußern. Sie bemängeln lediglich, dass die Veröffentlichung der Missstände in Form des Artikels unserer Zeitung „einen herben Rückschlag für das bisher Erreichte“ darstelle und das Vertrauensverhältnis aller Beteiligten belaste. Man wolle sich davon jedoch nicht beirren lassen, sondern den eingeschlagenen Kurs fortsetzen, um sich tatkräftig den Zukunftsthemen der Gemeinde zu widmen.

Die Details der Gremiumsarbeit bleiben unklar, derweil sind aber allem Anschein nach die im Artikel aufgezeigten Probleme nicht aus der Welt geschafft. Nach Informationen unserer Zeitung hat es in der vergangenen Woche zwei weitere Kündigungen in der Aspacher Verwaltung gegeben.

Kommentar
Eine Ohrfeige für die Beschäftigten

Von Kornelius Fritz

Fast zwei Wochen hat der Aspacher Gemeinderat gebraucht, um auf die Veröffentlichung über die Mobbingvorwürfe im Rathaus zu reagieren, doch die schriftliche Stellungnahme, die das Gremium nun verfasst hat, zeigt, dass die gewählten Volksvertreter den Kern des Problems offenbar gar nicht verstanden haben.

Statt die massiven Missstände in der eigenen Verwaltung aufzugreifen und sich um eine Lösung zu bemühen, attackieren sie nun diejenigen, die es gewagt haben, die Probleme öffentlich anzusprechen. Offenbar hätte der Gemeinderat die Vorwürfe, die ihm schon länger bekannt sind, gerne weiter unter den Teppich gekehrt – ein seltsames Politikverständnis. Die Bürgermeisterin ist vom Volk gewählt. Ihr Führungsstil ist deshalb keineswegs ihre Privatsache, sondern die Aspacherinnen und Aspacher haben ein Recht, davon zu erfahren. Zumal unter den Spannungen im Rathaus längst auch der Bürgerservice leidet.

Das Problem sind nicht die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die unter Mobbing zu leiden hatten oder immer noch haben, sondern die Bürgermeisterin, die dies zu verantworten hat. Eigentlich wäre es die Aufgabe des Gemeinderats, hier die Rolle des Vermittlers zu übernehmen, um wieder ein Klima zu schaffen, in dem es Beschäftigte mehr als ein paar Monate aushalten. Die Erklärung, die nun verbreitet wurde, liest sich aber wie eine Ohrfeige für die Beschäftigten und ein Freibrief für die Bürgermeisterin, so weiterzumachen wie bisher.

k.fritz@bkz.de