Die meisten Kirchen setzen auf Feiern im Sommer

Konfirmation und Erstkommunion werden üblicherweise oft im April und Mai gefeiert. Viele Kirchengemeinden haben die Termine für die festlichen Gottesdienste wegen der Pandemie bereits auf den Sommer verschoben – in der Hoffnung auf etwas Normalität. Auch im Vorjahr ausgefallene Feiern stehen teils noch aus.

Die meisten Kirchen setzen auf Feiern im Sommer

Im vergangenen Jahr hat die evangelische Kirchengemeinde Oberbrüden/Unterbrüden auf der Bühne des Auenwalder Autokinos den Konfirmationsgottesdienst gefeiert. Wo diese Gottesdienste in diesem Jahr stattfinden werden, steht noch nicht fest. Foto: A. Becher

Von Nicola Scharpf

BACKNANG/MURRHARDT. Es ist das zweite Jahr, dass die Coronapandemie die Kirchengemeinden zwingt, feierliche Gottesdienste anlässlich von Konfirmation oder Erstkommunion anders zu organisieren oder zu verschieben. Manche Kirchengemeinden haben sich bereits entschieden und die eigentlich für April oder Mai vorgesehenen Termine in die zweite Jahreshälfte verlegt. Andere halten an den Festlichkeiten im Frühjahr fest und feiern abgespeckt, unter strengen Hygieneauflagen und in Kleingruppen. Auch doppelte Jahrgänge finden sich vereinzelt: dort, wo das Fest im vergangenen Jahr ausgefallen ist und auf 2021 verschoben wurde. So individuell die Kirchengemeinden, die Kinder und die Familien der jungen Christen ihre Lösungen rund um Konfirmation und Erstkommunion auch gestalten, es eint alle: „Das Grundgefühl, dass wir als Gruppe beieinander sind, das fehlt komplett“, sagt Steffen Kaltenbach.

Der Pfarrer in den evangelischen Kirchengemeinden Fornsbach und Kirchenkirnberg sowie stellvertretender Dekan im Kirchenbezirk Backnang nimmt wahr, dass die Verbotslinie und auch die Einsicht, dass es keine Alternative zum Verzicht auf Treffen gibt, allen Konfirmanden „schwer zu kauen gibt“. Digitaler Konfirmandenunterricht ersetze kein Gruppenerlebnis, insbesondere weil sich der Arbeitsplatz Schule der Jugendlichen auch in die digitale Welt verlagert habe. „Da hängen die ab“, sagt Kaltenbach. Er versuche daher, die Konfirmanden in die Gottesdienste einzubinden und sie so auf ihren Übertritt ins kirchliche Erwachsenenalter vorzubereiten. In einer Umfrage hat er in Erfahrung gebracht, was den Jugendlichen bei ihrer Konfirmation am wichtigsten ist. An erster Stelle steht der Wunsch, ein schönes Familienfest zu feiern, gefolgt von jenem nach einem feierlichen Gottesdienst. In der Hoffnung, dass es in diesem Sommer so etwas wie alte Normalität geben könnte, wurden daher die beiden Konfirmationstermine auf Juli und September verlegt. „Kleine Feste waren im Sommer 2020 möglich. Die Kirchengemeinden und Familien haben das kreativ genutzt und im Grünen gefeiert oder in abgespeckter Variante.“

Der wahrscheinlich ungewöhnlichste Konfirmationsgottesdienst des vergangenen Jahres hat in Auenwald stattgefunden, wo die Kirchengemeinde Oberbrüden/Unterbrüden auf der Bühne des Autokinos Konfirmation gefeiert hat. Ob es in diesem Jahr eine Wiederholung geben wird, hängt laut Pfarrer Bernhard Körner unter anderem davon ab, ob das Autokino neu aufgelegt wird. Offiziell sind die Konfirmationsgottesdienste in den Juli verschoben worden und die Mehrheit der Familien ist dafür, draußen zu feiern – eventuell im Pfarrgarten. Ein paar Familien allerdings, darunter auch eine, die die Konfirmation vom letzten auf dieses Jahr verschoben hat, wollen am ursprünglichen Termin Anfang Mai festhalten und in der Peterskirche feiern. „Wie die Familien feiern wollen, ist sehr verschieden.“ Daher handhabe die Kirchengemeinde die Feierlichkeiten sowohl individuell als auch in Abhängigkeit von den Coronabestimmungen zum jeweiligen Zeitpunkt. „Bei mir ist alles im Fluss“, sagt Körner. Es gebe noch keinen festen Ort und Plan für die Juligottesdienste. Das werde erst etwa vier Wochen vorher festgelegt.

Für die evangelische Gesamtkirchengemeinde Backnang gilt, dass alle Konfirmationen des aktuellen Jahrgangs auf Juni und Juli verschoben wurden, so Tobias Weimer. Der Pfarrer der Matthäuskirchengemeinde sagt, dass in seiner Gemeinde die verschobenen Konfirmationen des vergangenen Jahres auch noch gefeiert werden. Aktuell gehe man dafür von Terminen im Mai aus: 30 Konfirmanden aufgeteilt in Kleingruppen und auf fünf Gottesdienste, so der derzeitige Planungsstand. In der Matthäuskirchengemeinde habe man sich entschieden, auf das Abendmahl im Konfirmationsgottesdienst zu verzichten und lieber einen gemeinsamen Abendmahlsgottesdienst dann zu feiern, wenn es möglich ist.

Fünf Kinder haben ihre Erstkommunion bereits erhalten.

Die Situation in den katholischen Kirchengemeinden ist ähnlich. In der Seelsorgeeinheit Oberes Murrtal zum Beispiel wollen 22 Kinder ihre Erstkommunion erhalten. Einige von ihnen hätten eigentlich im vergangenen Jahr schon gefeiert, haben den Ausweichtermin im Oktober aber nicht wahrgenommen, sondern haben es bevorzugt, ihr Fest dieses Jahr im Mai zu begehen. Die Seelsorgeeinheit hat noch nicht festgelegt, ob es beim geplanten Termin im Mai bleibt oder ob man ihn verschiebt, so Pfarrer Jose Antony O.Praem. In der benachbarten Kirchengemeinde Oppenweiler war es dieses Jahr ein überschaubarer Jahrgang. So konnten die fünf Kinder ihre Erstkommunion bereits am vergangenen Sonntag erhalten. In der Kirchengemeinde Kirchberg an der Murr, die zusammen mit Oppenweiler eine Seelsorgeeinheit bildet, wird dagegen im Sommer, aufgeteilt in mehrere Kleingruppen, gefeiert.