Die Qualität des Weizens wird schlechter

Ein großes Forschungsprojekt an der Uni Hohenheim ermöglicht präzisere Vorhersagen über die Entwicklung der Landwirtschaft

Von Klaus Zintz

Die Forscher haben untersucht, wie sich der Anbau bestimmter Feldfrüchte auf das Klima auswirkt. So lassen sich mit neuen Modellen besser die Folgen von Anpassungsstrategien abschätzen.

Stuttgart Der Klimawandel schreitet rasch voran – und das hat auch Folgen für die Landwirtschaft in Baden-Württemberg. So wird künftig auf der Schwäbischen Alb mehr Weizen angebaut – was sich wiederum auf das Klima dort auswirken wird. Denn es ist ein Unterschied, ob in einer Region früh reifendes Wintergetreide oder spät im Jahr geernteter Mais angebaut wird: Wachstum und Erntezeit der jeweiligen Feldfrüchte wirken sich unter anderem auf die Bodenfeuchtigkeit und damit auf das regionale Klima aus. Solche Rückkopplungseffekte sind jedoch in den bisherigen Klimamodellrechnungen nicht berücksichtigt worden.

Das haben Wissenschaftler der Universität Hohenheim in Zusammenarbeit mit anderen Forschungsinstitutionen nun in einem umfangreichen Projekt geändert. Ihre Ergebnisse präsentierten sie jetzt auf der Abschlusskonferenz der Forschungsgruppe Regionaler Klimawandel in Hohenheim. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat das Projekt sieben Jahre lang mit insgesamt 4,5 Millionen Euro gefördert. Eine wichtige Basis für die Studien bildeten umfangreiche Messungen und Untersuchungen in zwei Modellregionen: auf der Mittleren Schwäbischen Alb und im Kraichgau.

Das Fazit: Wenn man die Auswirkungen von Kulturpflanzen bei der Klimasimulation mit einbezieht, sind die Klimaprognosen wesentlich präziser und robuster, wie es der Atmosphärenforscher Volker Wulfmeyer von der Uni Hohenheim formuliert. Dank dieser Erkenntnisse lässt sich auch besser abschätzen, wie sich künftige Strategien zur Anpassung an den Klimawandel auswirken könnten.

Ein Beispiel nennt Thilo Streck vom Fachgebiet Biogeophysik der Uni Hohenheim und Sprecher der Forschergruppe: den Anbau von Silomais für Biogasanlagen. Diese Form der Landnutzung hat in den beiden Modellregionen in den vergangenen zehn Jahren stark zugenommen. Das habe zu einem Verlust an organischer Kohlenstoff-Substanz im Boden von rund einer Tonne pro Jahr und Hektar geführt – was die Fruchtbarkeit der Böden beeinträchtige. „Künftig können wir vorhersagen, wie sich die organische Substanz im Boden in Abhängigkeit vom Klimawandel entwickelt“, so Streck. Damit lasse sich abschätzen, welchen Beitrag dies zur Entstehung von Treibhaus­gasen leiste und wie sich die Fruchtbarkeit der Böden entwickele.

Eine wichtige Frage ist auch, wie sich die Qualität der Feldfrüchte im Zuge des Klimawandels entwickelt. Auf diesem Gebiet forscht der Hohenheimer Pflanzenökologe Andreas Fangmeier. Eines seiner Forschungsergebnisse: Der höhere Kohlen­dioxid-Gehalt in der Atmosphäre wird zwar den Weizen besser wachsen lassen, doch die Qualität wird sinken. So werde der Gehalt an Eiweiß deutlich abnehmen, was auch zu einer schlechteren Backfähigkeit des daraus gewonnenen Mehls führen werde. Dieser Verlust lasse sich auch nicht mit einer stärkeren Stickstoffdüngung ausgleichen.