Friedrich Merz hat erklärt, wen er als „Problem“ im Stadtbild sieht. Doch seine Aussage hinterlässt Schaden, kommentiert Rebekka Wiese.
Der Bundeskanzler und CDU-Vorsitzende Friedrich Merz hat mit seinen Äußerungen viel Wirbel ausgelöst.
Von Rebekka Wiese
Er hat es nicht so gemeint. Bundeskanzler Friedrich Merz hat nun erklärt, an wen er dachte, als er im Zusammenhang mit Migration von einem „Problem“ im Stadtbild sprach. Es sei ihm nur um Migranten ohne dauerhaftes Aufenthaltsrecht gegangen, die sich nicht an deutsche Gesetze hielten, erläuterte der Kanzler. Es waren somit nicht, wie es viele verstanden haben wollten, alle Migranten gemeint. Also alles halb so wild? Leider nicht. Denn die aufgeheizte Stadtbild-Debatte hat langfristige Schäden hinterlassen: Verletzungen auf der einen, Schadenfreude auf der anderen Seite.
Strategische Falschversteher
Einigen der linken Kritiker kann man wohl zu Recht vorwerfen, Merz absichtlich missverstanden zu haben. Doch neben den strategischen Falschverstehern sollte man nicht den Anteil derer unterschätzen, die persönlich getroffen waren. 21,2 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund leben in Deutschland. Viele kennen Diskriminierung aus ihrem Alltag. Wenn sie sich fragen, ob andere sie als „Problem“ sehen, dann ist das kein absichtliches Missverstehen, sondern eine Folge von biografischen Wunden.
Merz’ Klarstellung kommt auch zu spät, um die Schadenfreude der Rechten aufzuhalten. Auch sie hatten ein Interesse daran, den Kanzler in ihrem Sinne misszuverstehen. Ihr Programm beruht schließlich darauf, Migranten als Problem zu sehen – und zwar so grundsätzlich, wie man es in die Stadtbild-Aussage reinlesen konnte.