Die vielen Baustellen des Lufthansa-Konzerns

dpa Frankfurt/Main. Am Lufthansa-Konzern fliegt in Europa niemand so schnell vorbei. Neben etlichen Möglichkeiten hat der Riese aus Frankfurt auch eine Vielzahl von Problemen, die zum Teil hausgemacht sind.

Die vielen Baustellen des Lufthansa-Konzerns

Lufthansa-Maschinen während des jüngsten Flugbegleiter-Streiks am Flughafen München. Foto: Matthias Balk/dpa

Der Dax-Konzern Lufthansa kann es sich immer noch leisten, Offerten aus dem arabischen Raum glatt an sich abperlen zu lassen.

„Wir haben Lufthansa nicht in Deutschland privatisiert, um sie in Qatar wieder verstaatlichen zu lassen“, erklärt ein Unternehmenssprecher kühl nach einer entsprechenden Beteiligungsofferte des Chefs von Qatar Airways. Der europäische Branchenprimus dominiert Mitteleuropa trotz scharfer Konkurrenz wie selten zuvor und hat im vergangenen Jahr mit weltweit rund 135.000 Beschäftigten einen Gewinn von knapp 2,2 Milliarden Euro erflogen.

Doch in den vergangenen Monaten tauchten immer mehr Risse im Hochglanzbild des von Carsten Spohr geführten Konzerns auf, die auch Thema bei der Aufsichtsratssitzung an diesem Dienstag (3. Dezember) sein werden. Zwei Gewinnwarnungen im laufenden Geschäftsjahr dokumentieren die Probleme des Managements, das Unternehmen auf Kurs zu halten. Sorgen machen nicht nur teures Kerosin und aggressive Konkurrenten wie die irische Ryanair, sondern auch hausgemachter Ärger mit den Gewerkschaften und dem komplexen Geflecht der verschiedenen Fluggesellschaften. Die wichtigsten Baustellen:

DIE MANGELNDE PROFITABILITÄT DER EUROWINGS: Die Zweitmarke wird auch im kommenden Jahr Verluste einfliegen. Immer noch vergleichsweise hohe Kosten machen den Abnutzungskampf in Mitteleuropa gegen Easyjet, Ryanair und Wizz Air zu einer kostspieligen Angelegenheit. Laut „Handelsblatt“ wechselt Geschäftsführer Oliver Wagner zum Lufthansa-eigenen Dienstleister AirPlus und macht Platz für einen Umbau. Nach operativen und kommerziellen Problemen auf der Langstrecke werden diese Flüge nun wieder von der Lufthansa-Mutter organisiert. Die Flugzeuge werden zudem auf die Heimat-Drehkreuze Frankfurt, München und Düsseldorf konzentriert, wo sie allerdings gegen den Ferienflieger Condor antreten müssen.

DAS NEUE KONZEPT FÜR DIE TOURISTISCHE LANGSTRECKE hat Spohr nach den jüngsten Zahlen für das dritte Quartal angerissen. Die Flugbetriebe will er vereinheitlichen, neben einem besseren Vertrieb möglicherweise auch einen neuen Markennamen etablieren. Immer wieder tauchen in Frankfurt Gerüchte auf, dass der Konzern entgegen starker kartellrechtlicher Bedenken und eigener Ankündigung zumindest Teile der Condor wieder unter die eigenen Konzernflügel nehmen könnte. Die einstige Tochter des insolventen Thomas-Cook-Konzerns sucht gerade mit Hochdruck einen Investor, will aber möglichst als Ganzes beim neuen Eigner landen.

DER VERKAUF DER PROFITABLEN CATERING-SPARTE LSG SKY CHEFS an den bisherigen Konkurrenten und Weltmarktführer Gategroup aus Zürich stockt wegen des Widerstands der rund 7000 Beschäftigten in den deutschen Niederlassungen. Verdi will Frühverrentungen ermöglichen und einen langjährigen finanziellen Schutzschirm gegen Stellenstreichungen und Lohneinbußen aufspannen. Am kommenden Mittwoch wird weiterverhandelt.

DER DAUERSTREIT MIT DER KABINENGEWERKSCHAFT UFO hat bereits zu einem Warnstreik bei vier Tochtergesellschaften und einem zweitägigen Ausstand der Flugbegleiter bei der Kernmarke Lufthansa geführt. Die Ufo hat damit bewiesen, dass sie in der Kabine durchaus noch relevante Unterstützung hat. Unglücklich agierte Personalvorständin Bettina Volkens, über deren vorzeitige Abberufung nun spekuliert wird. Sie hatte offenbar vorschnell mit dem langjährigen Ufo-Chef Nicoley Baublies ein Abkommen zu einer umfassenden Schlichtung verkündet, das bislang immer noch nicht vorliegt. Inzwischen sind aber die prominenten Schlichter Frank-Jürgen Weise und Matthias Platzeck eingeschaltet. Volkens wurde von der Verhandlung abgezogen.

INTERNATIONALE BETEILIGUNGEN KOMMEN NICHT VORAN. Bei der dauerkriselnden Alitalia beharrt Lufthansa auf einer vorherigen Sanierung und will nicht gemeinsam mit dem italienischen Staat Geld in das Unternehmen stecken. Auch bei der Integration der belgischen Brussels Airlines ins Konzernnetz gibt es Probleme, weil deren Heimatdrehkreuz Brüssel nicht genug Passagieraufkommen hat. Gleiches gilt für die Austrian in Wien.

ZU VIELE EXTERNE PILOTEN könnten in den kommenden Monaten auf ihre alten Lufthansa-Anstellungsverträge pochen. Die Vereinigung Cockpit rechnet mit rund 500 Kollegen meist im Kapitänsrang, die von den Töchtern Germanwings, Lufthansa Cargo sowie von der Condor ins Kranichnest zurückkehren könnten. Sie würden auf Jahre Beförderungsstellen blockieren und die Einstellung junger Nachwuchspiloten verzögern.