Sprache und Macht

Diese Wörter hat Trump verboten

Die Trump-Regierung hat Hunderte von Wörtern aus offiziellen Dokumenten und Behördenkommunikation verbannt. Begriffe wie "Diversität", "Rassismus" und "Klimakrise" sollen nicht mehr verwendet werden. Doch warum?

Diese Wörter hat Trump verboten

Unter Donald Trump sind zahlreiche Begriffe u.a. von Behördenwebseiten verschwunden.

Von Katrin Jokic

Seit seinem Amtsantritt verfolgt Donald Trump eine radikale sprachliche Neuausrichtung in den US-Behörden. Dabei werden Begriffe, die mit sozialen Gerechtigkeitsthemen oder wissenschaftlichen Erkenntnissen verbunden sind, systematisch aus offiziellen Dokumenten und Websites entfernt. Die New York Times hat eine umfassende Liste der Begriffe zusammengetragen, die unter Trump nicht mehr erwünscht sind.

Welche Wörter hat Trump verboten?

Die von der New York Times recherchierte Liste umfasst zahlreiche Begriffe, die in verschiedenen US-Behörden nicht mehr verwendet werden sollen. Hierfür haben die Journalistinnen und Journalisten Regierungswebseiten analysiert, um herauszufinden, welche Begriffe unter Trump entfernt oder verändert wurden.

Zu den nun unerwünschten Begriffen gehören unter anderem:

Auch der „Golf von Mexico“ wurde unter Trump aus dem Sprachgebrauch der Behörden verbannt.

Die komplette Liste der „verbotenen“ Wörter findet sich am Ende dieses Artikels.

Die sprachlichen Einschränkungen unter Trump gelten vor allem für US-Bundesbehörden und staatlich finanzierte Institutionen. Das betrifft beispielsweise Ministerien, Regierungswebsites, Förderprogramme, wissenschaftliche Publikationen und offizielle Dokumente.

Allerdings handelt es sich nicht um ein formales, juristisches Verbot, sondern um interne Anweisungen und Empfehlungen, die dazu führen, dass bestimmte Begriffe vermieden oder entfernt werden.

Kritiker sehen darin eine Form der indirekten Zensur, die eine Atmosphäre der Selbstzensur schafft, ohne dass es ein offizielles Verbot geben muss. Die Konsequenzen könnten etwa gekürzte Budgets oder erschwerte Förderbedingungen für Projekte sein, die diese Begriffe nutzen.

Besonders betroffen: Trans Menschen und LGBTQ+-Personen

Ein besonders auffälliges Muster zeigt sich bei den Begriffen, die mit Geschlechtsidentität und sexueller Orientierung zusammenhängen. Wörter wie „gender identity“ (Geschlechtsidentität), „nonbinary“ (nicht-binär), „they/them“ (geschlechtsneutrale Pronomen) oder „LGBTQ“ wurden gezielt von Webseiten entfernt oder zur Vermeidung empfohlen.

Dadurch werden trans Menschen und queere Personen faktisch aus der offiziellen Sprache der Regierung verdrängt. Kritiker werfen der Trump-Administration vor, damit gezielt eine konservative Gesellschaftsordnung zu fördern, in der LGBTQ+-Themen unsichtbar gemacht und marginalisierte Gruppen weiter ausgegrenzt werden.

Betroffen sind auch Schwarze Menschen und People of Colour

Auch Begriffe, die sich auf ethnische Identität, Diskriminierung und soziale Ungleichheit beziehen, stehen auf der Liste der unerwünschten Wörter. Begriffe wie „BIPOC“ (Black, Indigenous, and People of Color), „racial justice“ (Gerechtigkeit für rassistisch Diskriminierte), „hispanic minority“ (hispanische Minderheit) oder „indigenous community“ (indigene Gemeinschaft) wurden entfernt oder zur Vermeidung empfohlen.

Kritiker sehen darin einen bewussten Versuch, strukturelle Diskriminierung und rassistische Ungleichheiten aus dem öffentlichen Diskurs zu drängen. Durch das Streichen dieser Begriffe wird nicht nur die Existenz rassistischer Ungleichheiten sprachlich verwischt, sondern auch die Arbeit von Organisationen behindert, die sich für Gleichberechtigung und soziale Gerechtigkeit einsetzen.

Warum tut Trump das?

Trump und seine Anhänger argumentieren, dass diese Begriffe Ausdruck einer „woken“ Ideologie seien, die die Gesellschaft spalte und konservative Werte untergrabe. Besonders Programme zu Diversität, Gleichstellung und Klimapolitik stehen im Visier der Regierung. Die Entfernung dieser Begriffe soll laut Trump eine neutralere und unvoreingenommene Sprache fördern – Kritiker sehen darin jedoch eine bewusste Einschränkung der Debatte.

Reaktionen und Kritik

Die Maßnahme stößt auf heftige Kritik, sowohl in den USA als auch international. Verschiedene Medien bezeichnen die Sprachregelungen als „sprachliche Säuberung“, die unbequeme Realitäten verschleiern und Minderheiten mundtot machen solle. Insbesondere Begriffe, die sich auf soziale Gerechtigkeit, Geschlechtervielfalt oder den Klimawandel beziehen, sind betroffen – Themen, die für progressive Bewegungen zentral sind.

Die Strategie erinnert an frühere Versuche der Trump-Regierung, offizielle Begriffe zu manipulieren, etwa als während seiner ersten Amtszeit der Begriff „Klimawandel“ durch „extreme Wetterereignisse“ ersetzt wurde. Kritiker sehen darin ein gezieltes Vorgehen, um unliebsame Debatten aus dem politischen Diskurs zu verdrängen.

Diese Wörter verbannt Trump

Die New York Times hat mithilfe von Künstlicher Intelligenz mehr als 5.000 „Schnappschüsse“ von Regierungsseiten untersucht, um festzustellen, welche Begriffe unter Trump entfernt oder geändert wurden. Ein Sprachmodell durchsuchte die Texte nach untersagten Begriffen und half, ähnliche Wortänderungen aufzuspüren. Die Ergebnisse wurden anschließend von Menschen überprüft, um die Bedeutung jeder Änderung zu bewerten.

In der folgenden Liste haben wir die von der Trump-Regierung unerwünschten Begriffe ins Deutsche übersetzt und, wo nötig, den Kontext erklärt. Einige Begriffe lassen sich nicht 1:1 ins Deutsche übertragen, da sie im englischsprachigen Raum eine spezifische Bedeutung haben, die im Deutschen nicht direkt existiert. Besonders betrifft das Begriffe rund um „racial“ (race), die wir mit „Ethnie“ oder „ethnische Zugehörigkeit“ wiedergeben, da „Rasse“ im Deutschen historisch belastet ist.

Auch Begriffe aus den Bereichen Gender, soziale Gerechtigkeit und Inklusion wurden so übersetzt, dass ihr Gebrauch in politischen, wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Kontexten deutlich wird. Falls ein Wort eine besonders wichtige oder umstrittene Bedeutung hat, haben wir zusätzliche Erklärungen hinzugefügt.

Diese Liste soll helfen, die sprachlichen Veränderungen unter Trump besser zu verstehen und einzuordnen.

Fazit

Trumps Sprachpolitik ist mehr als eine semantische Frage – sie spiegelt seine politischen Prioritäten wider. Durch die Streichung bestimmter Begriffe von Webseiten und aus Dokumenten wird nicht nur die Wahrnehmung politischer Themen beeinflusst, sondern auch die Möglichkeit eingeschränkt, über gesellschaftliche Missstände offen zu sprechen. Die Auswirkungen dieser Maßnahmen könnten sich nicht nur auf Behörden, sondern auch auf Wissenschaft, Medien und politische Debatten in den USA und weltweit auswirken.