Digitale Destille soll Tipps für Obstbrenner generieren

dpa/lsw Stuttgart. Wie man Schnaps brennt, darüber scheiden sich unter Obstbrennern die Geister. Die Uni Hohenheim will nun die komplexen Vorgänge beim Destillieren mit einem digitalisierten Brenngerät erforschen.

Schnapsbrennen ist schwer: Bis zu 30 Prozent der Spirituosen von Kleinbrennern weisen Qualitätsabweichungen oder sogar Mängel auf, sagt Andreas Metzler, Vorsitzender des Verbandes der Klein- und Obstbrenner Südwürttemberg-Hohenzollern. Wenn es an Aromen fehlt oder der Schnaps nicht so schmeckt, wie er soll, kann das zum Beispiel an überreifem Obst oder aber an den Temperaturen beim Destillieren liegen. Wissenschaftler der Uni Hohenheim wollen das Brennen deshalb nun digital erforschen und den Obstbrennern mit ihren neuen Erkenntnisse bei der Qualität Hilfestellung leisten.

„2018 wurde das Branntweinmonopolgesetz abgeschafft“, erklärt Daniel Einfalt, Leiter der Forschungs- und Lehrbrennerei der Uni Hohenheim. Bis 2018 hätten die Obstbrenner ihre Produkte zu festgesetzten Preisen absetzen können, unabhängig von der Qualität. Nun müsse jeder seine Produkte selbst vermarkten, die Qualität werde daher immer wichtiger. Um sie zu gewährleisten, müssten die Brenner sehr viel über die Verfahrenstechnik wissen. Die komplexen Vorgänge in einer Schnapsbrennanlage soll die „Brennerei 4.0“ der Hohenheimer Wissenschaftler herausdestillieren.

Für rund 40 000 Euro hat die Hochschule eine Destillationsanlage digitalisieren lassen - unter anderem prüfen Sensoren darin die Temperaturen. „Bisher wusste niemand, was in solch einer Anlage genau geschieht“, so Einfalt. Beim Brennen wird die alkoholhaltige Maische unten im Kessel erhitzt, die heißen Alkoholdämpfe im oberen Teil der Destille anschließend aber auch wieder gekühlt. „Man kann also unten Gas geben und oben bremsen“, erklärt Einfalt. In welchem Maß man das tut, sei wichtig, denn es wirke sich auf die Aromen des Brandes aus.

Obstbrenner und Verbandschef Andreas Metzler befürwortet die Versuche. Ob die neue Technologie die Qualität jedoch maßgeblich erhöhen kann, sieht er kritisch: „Ich gehe davon aus, dass auch in 20 Jahren noch 30 Prozent der Brände Mängel haben werden“, sagt er. Nicht so sehr wegen der Künste der Schnapsbrenner, sondern vielmehr auf Grund der steigenden Ansprüche der Verbraucher.