Drei Brüder, drei Klubs, ein Sport-Volksfest

Serie: Bewegende Sportmomente (10) Brüder Jürgen, Wolfgang und Albrecht Dorn waren beim Aspach-Pokal stets Kontrahenten

Murrtal-Pokal, Weissacher-Tal-Pokal, Aspach-Pokal. Benachbarte Vereine oder die aus einer Gemeinde trafen sich einst regelmäßig zum sportlichen Wettstreit. Von den prestige- und oft zuschauerträchtigen Veranstaltungen gibt es nun nur noch das Turnier im Täle. Einige Jahre hatte aber der Aspach-Pokal eine Besonderheit aufzubieten. Mit Jürgen, Wolfgang und Albrecht Dorn waren drei Brüder in den drei verschiedenen Vereinen am Ball.

Drei Brüder, drei Klubs, ein Sport-Volksfest

Schmunzeln heute noch (von links): Jürgen, Albrecht und Wolfgang Dorn. Die Brüder spielten nie zusammen in einem Verein und waren beim Aspach-Pokal stets in unterschiedlichen Trikots und Vereinen am Ball. Foto: A. Becher

Von Uwe Flegel

Anlass für die Einführung des Aspach-Pokals war der Zusammenschluss von Großaspach, Kleinaspach, Allmersbach am Weinberg und Rietenau zur Gemeinde Aspach. Von den Dorn-Brüdern war beim ersten Turnier im Jahre 1973 noch keiner am Ball. Ein Spektakel war das Ganze damals aber schon. Es war eine Art Aspacher Volksfest unter sportlichen Bedingungen. Deshalb wurde zu Beginn auch nicht nur Fußball gespielt. „Es gab auch mal Tauziehen und Faustball“, erinnert sich Jürgen Dorn. Beim Faustball zum Beispiel mischte neben den drei Ursprungsvereinen Spvgg Kleinaspach/Allmersbach, Spvgg Großaspach und TSV Bad Rietenau auch der CVJM Kleinaspach mit – und gewann. Gesamtsieger war der CVJM aber nie. Der Aspach-Pokal-Gewinner wurde per Punktesystem ermittelt, für das alle Sportarten und alle Mannschaften zählten. Beim Fußball zum Beispiel gab’s nicht nur ein Turnier für die ersten Aktiventeams, sondern auch welche für die Reserve-, die Senioren- und immer mal wieder auch Jugendmannschaften. Drei Tage lang wurde dafür geschwitzt, gekämpft und gemeinsam gefeiert. „Zum Schluss waren immer alle zusammen an der Bar“, erinnert sich Wolfgang Dorn und Jürgen Dorn ergänzt: „Wenn das Turnier in Rietenau ausgetragen wurde, dann hat sehr oft der Spielmannszug unseres Vereins aufgespielt.“ Überhaupt sei Rietenau in Sachen Musik und Rahmenprogramm führend gewesen.

Die Dorn-Brüder schrieben beim Aspach-Pokal ohnehin einige Jahre eine eigene kleine Geschichte. In jener Zeit wurde aber bereits nur noch gekickt und gefeiert. Zweiteres machten die Dorns meist miteinander. Ersteres wiederum strikt getrennt, waren die zwei 57-Jährigen und der 51-jährige Albrecht doch stets in verschiedenen Vereinen am Ball. Jürgen beim TSV Bad Rietenau, Wolfgang bei der Spvgg Kleinaspach/Allmersbach und Albrecht, der Mitte der 90er zum Landesligisten FC Viktoria Backnang wechselte, bei der Spvgg Großaspach. „Für uns war das nie so ein Riesending“, blickt das Trio zurück. Andere wiederum wunderten sich, weshalb die Zwillinge und ihr sechs Jahre jüngerer Bruder nie zusammen spielten. Denn eigentlich verstehen sie sich gut.

Das zeigt sich auch in ihren Gesichtern, wenn sie jetzt viele Jahre später auf das Thema angesprochen werden. Unisono wird erst gegrinst, dann geantwortet: „Unsere Mutter hat es nicht gerne gesehen, dass wir Fußball spielen. Deshalb haben alle drei erst spät angefangen.“ Jürgen und Wolfgang Dorn zum Beispiel spielten in Großaspach zuerst Tischtennis. Albrecht schwang in Großaspach den Tennisschläger. Dann fing Jürgen mit 18 Jahren beim TSV Bad Rietenau mit Fußball an. Wolfgang zog ein halbes Jahr später nach – in Kleinaspach. „Wir sind einfach dorthin gegangen, wo unsere besten Freunde waren“, erzählen sie. Und da die vom einen in Rietenau und die vom anderen in Kleinaspach kickten, waren die Zwillinge getrennt. Beim Jüngsten des Trios waren die Kumpels ein paar Jahre danach bei der Spvgg Großaspach. So fing er eben dort an. Mit Freunden zusammen ein Hobby zu betreiben, das hatte Ende der 70er und in den 80ern noch einen sehr hohen Stellenwert. Und es liefert manchmal eine einfache Antwort für etwas, das auf den ersten Blick ein wenig kompliziert erscheint.

Einig ist sich das Trio auch im Blick zurück. Jeder von ihnen hat mit seinem Verein den Aspach-Wanderpokal, bei dem dann ab Ende der 80er mit dem neu gegründeten FC Sonnenhof Kleinaspach noch ein vierter Fußballverein mit an Bord war, wenigstens einmal gewonnen. Und: Die Resonanz sei in Sachen Besucher immer gut gewesen. „300 Zuschauer“ standen oft am Platz, so wird geschätzt. „Bei den Endspielen dürften es sogar noch mehr gewesen sein.“

Selbstverständlich kennen vor allem die beiden älteren Dorns die eine oder andere Anekdote. Zum Beispiel die von dem Rietenauer Trainer, der angesichts ausgiebiger Feierei die Kurve nicht mehr bekam und mit seinem Auto mitten ins Festzelt fuhr. Oder die von dem Alleinunterhalter, der „so falsch spielte, dass wir ihn kurzerhand verabschiedet haben und Jürgen mit seinem Golf im Zelt vorfuhr und seine Musikanlage aufdrehte. Dann hat die Stimmung gepasst“, erzählen die drei lachend. Wann das war? „Mitte der 90er“, sind sich die Brüder einig, denken kurz nach und berichten dann etwas sentimental: „Das war der letzte Aspach-Pokal.“ Was nichts mit der Dorn’schen Mucke zu tun hatte, wie das Trio versichert. Eher war es der Zusammenschluss der Spvgg Großaspach mit dem FC Sonnenhof Kleinaspach zur SG Sonnenhof Großaspach. Der Unterschied zu dem damaligen Landes- und heutigen Drittligisten war so groß, dass das sportliche Volksfest für die zwei Kreisligisten keinen Sinn und vor allem keinen Spaß mehr machte. Auch nicht für drei Brüder, die seitdem nie wieder bei einem Aspacher Turnier in drei Aspacher Vereinen gegeneinander Fußball gespielt haben.

In dieser Serie geht es um Sportereignisse, die im Murrtal und über die Region hinaus bedeutend waren. Wettkämpfe, zu denen die Zuschauer strömten oder die längere Zeit ein fester Teil der Sportszene waren.