Dreikampf um Klenk-Nachfolge

Bis zur Landtagswahl ist noch ein Dreivierteljahr Zeit, doch die erste wichtige Entscheidung fällt schon diesen Freitag: Dann entscheidet die CDU-Basis, mit wem sie im Wahlkreis Backnang am 14. März 2021 ins Rennen geht.

Dreikampf um Klenk-Nachfolge

Wer zieht für den Wahlkreis Backnang in den baden-württembergischen Landtag ein? Am Freitag entscheidet die CDU, wen sie ins Rennen schicken will.Foto: Landtag von Baden-Württemberg

Von Kornelius Fritz

WEISSACH IM TAL. Eigentlich hätte die Kandidatenkür der CDU für die Landtagswahl schon im Mai stattfinden sollen, wegen Corona wurde die Veranstaltung jedoch abgesagt. Am Freitag wird die Nominierung nun nachgeholt, bei einer Mitgliederversammlung, die fast normal ablaufen soll. Alle 454 CDU-Mitglieder aus den 17 Gemeinden des Wahlkreises Backnang sind eingeladen und dürfen abstimmen, Kreisgeschäftsführer Alois Hammel rechnet aber mit maximal 150 Teilnehmern. Um die nötigen Mindestabstände einhalten zu können, hat der Kreisverband die Seeguthalle in Weissach im Tal angemietet: „Wir haben uns auf Corona eingerichtet, in Schorndorf hat das am vergangenen Wochenende auch schon gut funktioniert“, sagt Hammel.

Die Wahl verspricht spannend zu werden, denn nachdem Wilfried Klenk nach 20 Jahren im Landtag nicht wieder antritt, bewerben sich gleich drei Kandidaten um seine Nachfolge. Ein eindeutiger Favorit ist auf den ersten Blick nicht auszumachen. Als Erster hatte bereits Anfang März Reinhold Sczuka seinen Hut in den Ring geworfen. Nach mehr als 26 Jahren im Amt sucht der Bürgermeister von Althütte noch einmal eine neue berufliche Herausforderung: „Es wäre für mich eine Ehre, wenn ich für unseren Wahlkreis in Stuttgart etwas bewegen könnte“, sagt der 53-Jährige.

Sczuka setzt auf seine guten Kontakte und seine Bekanntheit im Wahlkreis: Seit elf Jahren leitet der Bürgermeister auch die CDU-Fraktion im Kreistag. Bei der Kreistagswahl vor einem Jahr habe er das drittbeste Ergebnis aller Bewerber eingefahren, betont Sczuka. Nur die Oberbürgermeister von Backnang und Waiblingen, Frank Nopper und Andreas Hesky, hätten noch mehr Stimmen bekommen als er.

Während Sczuka mit seiner Erfahrung punkten will, setzen seine beiden deutlich jüngeren Konkurrenten auf frischen Wind. „Politik ist meine absolute Leidenschaft, deshalb würde ich sie gerne zum Beruf machen“, sagt Georg Devrikis. Der 39-jährige Bankkaufmann sitzt seit mehr als zehn Jahren im Murrhardter Gemeinderat und leitet auch den dortigen Ortsverein. „Ich bin jemand, der gerne Verantwortung übernimmt und habe auf kommunaler Ebene bereits gemerkt, was ich in der Politik bewegen kann“, sagt Devrikis.

Lange sah es nach einem Zweikampf zwischen diesen beiden Bewerbern aus, doch dann erklärte Mitte Juni, für viele überraschend, auch Christina Stumpp ihre Kandidatur. Die 32-Jährige ist die Jüngste im Bewerbertrio, verfügt aber auch schon über reichlich politische Erfahrung. Seit mehr als acht Jahren arbeitet sie in verschiedenen Landesministerien, aktuell ist die Referentin im Kultusministerium. Außerdem sitzt sie für die CDU im Regionalparlament und
ist stellvertretende Vorsitzende des Ortsverbands Waiblingen.

In der Kreishauptstadt wohnt Stumpp auch noch, sie stammt aber aus Backnang, ihr Vater ist der ehemalige Steinbacher Ortsvorsteher Martin Holzwarth. „Ich bin noch sehr verwurzelt in Backnang, das wäre eine Rückkehr in die Heimat“, sagt die Bewerberin. Durch ihre Arbeit in den Ministerien sieht sie sich für ein Landtagsmandat gut gerüstet: „Ich würde gerne mein landespolitisches Netzwerk für den Wahlkreis einbringen“, sagt sie.

Wer das Rennen am Freitagabend machen wird, ist offen. „Ich habe großen Respekt vor meinen Mitbewerbern. Wir sind völlig unterschiedlich, aber alle drei absolut geeignet“, sagt Georg Devrikis. Christina Stumpp sieht das ähnlich: „Wir haben drei gute Bewerber mit unterschiedlichem Profil. Ich glaube, es wird eng.“ Reinhold Sczuka kann sich sogar vorstellen, dass etliche Mitglieder spontan entscheiden werden, wem sie ihre Stimme geben: „Vielleicht wird die Tagesform am Freitag entscheiden.“

Insgesamt sind bis zu drei Wahlgänge möglich: Bei den ersten beiden ist die absolute Mehrheit erforderlich, im dritten reicht die einfache Mehrheit. Wer sich am Freitag durchsetzt, hat den eigentlichen Wahlkampf zwar noch vor sich, doch seine oder ihre Chancen, in den Landtag einzuziehen, stehen gut: Seit der Wahlkreis Backnang 1976 gegründet wurde, ging das Direktmandat immer an den Kandidaten der CDU.

Dreikampf um Klenk-Nachfolge

Reinhold Sczuka

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Christina Stumpp

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Georg Devrikis

Kampfabstimmung auch bei den Grünen

Die Nominierungsversammlung der SPD findet erst am 26. September statt und dürfte weniger aufregend werden. Gernot Gruber, der seit 2011 im Landtag sitzt, bewirbt sich erneut, von einem Gegenkandidaten ist bis jetzt nichts bekannt.

Spannender wird es bei Bündnis 90/Die Grünen, denn auch dort haben die Mitglieder eine echte Wahl. Um die Landtagskandidatur bewerben sich der Backnanger Stadtrat Willy Härtner und die Murrhardterin Andrea Jäger, beide sind 61 Jahre alt. Die dritte Bewerberin hat ihre Kandidatur zurückgezogen: Melanie Lang, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Backnanger Gemeinderat, nennt berufliche Gründe für ihren Rückzieher.
Die Nominierungsversammlung findet am 21. Juli in Sulzbach an der Murr statt.

Für die AfD war 2016 der Bundesvorsitzende Jörg Meuthen im Wahlkreis Backnang angetreten. Diesmal schickt die Partei ihren Kreisvorsitzenden Daniel Lindenschmid ins Rennen. Der 28-Jährige hatte 2017 bereits im Wahlkreis Backnang/Schwäbisch Gmünd für den Bundestag kandidiert.

Die FDP nominiert ihren Kandidaten am
23. Juli. Einziger Bewerber ist Björn Michl aus Backnang. Der 45-Jährige ist auch im Bürgerverein Backnang-Plattenwald aktiv.