Dutzende Millionen stehen für Radwege im Südwesten bereit

dpa/lsw Stuttgart. Das Fahrrad ist das ideale Fortbewegungsmittel in Corona-Zeiten, findet Verkehrsminister Hermann. Das Land will beim Radverkehr nun einen Gang zulegen. Aber der Ausbau stockte in der Vergangenheit.

Dutzende Millionen stehen für Radwege im Südwesten bereit

Winfried Hermann (Grüne), Verkehrsminister von Baden-Württemberg, spricht zum Thema Maskenpflicht im öffentlichen Nahverkehr. Foto: Sebastian Gollnow/dpa/Archivbild

Der Radverkehr erhält aus Sicht von Verkehrsminister Winfried Hermann angesichts der Corona-Pandemie kräftig Rückenwind. In den vergangenen Wochen seien deutlich mehr Menschen mit dem Rad unterwegs gewesen, sagte der Grünen-Politiker am Montag in Stuttgart. Die Lunge werde beim Radfahren frei und man sei nicht so anfällig für Krankheiten. Zudem werde die Luft in den Städten dadurch besser. „Vielleicht ist sogar das Rad das Coronakrisen-Transportmittel.“

Das Land will beim Ausbau des Radverkehrs einen Gang zulegen. Der Förderrahmen für Bauvorhaben für den Rad- und Fußverkehr wurde in diesem Jahr auf 58 Millionen Euro ausgeweitet - das bislang größte Förderprogramm dieser Art, sagte Hermann. 2019 waren es 30 Millionen, 2018 noch 18 Millionen Euro. In dieser Höhe können Kommunen Bauprojekte zur Förderung anmelden und, sofern diese Projekte gewisse Kriterien erfüllen, die Mittel abrufen. Tatsächlich ausgegeben werden können dieses und nächstes Jahr jeweils 15 Millionen Euro, die im Doppelhaushalt für solche Projekte vorgesehen sind.

Hermann arbeitet seit Jahren daran, dass mehr Menschen Wege mit dem Rad zurücklegen statt mit dem Auto. Laut der Studie Mobilität in Deutschland stieg der Verkehrsanteil des Fahrrads im Südwesten von 8 Prozent im Jahr 2008 aber auf nur 10 Prozent im Jahr 2017. Hermann wollte eigentlich eine Verdopplung des Radanteils am Verkehr auf 16 Prozent bis 2020 erreichen - das Ziel wurde deutlich verfehlt. Man habe unter anderem vielleicht die Zeit für Planfeststellungsverfahren unterschätzt, räumte er am Montag ein. Es gebe zudem immer noch Kommunen, in denen man die Radförderung noch nicht so richtig als politische Aufgabe sehe.

Nun verfolgt der grüne Minister das Ziel, den Radanteil bis 2030 auf 20 Prozent zu verdoppeln. „An dem Ziel halten wir fest, auch wenn wir noch nicht so weit vorangekommen sind, wie wir uns das gewünscht haben.“ 2018 wurden nach Angaben des Verkehrsministeriums 43 Kilometer Radwege im Südwesten gebaut, 2019 waren es 56 Kilometer, dieses Jahr sollen 70 Kilometer hinzukommen. 2018 wurden zudem 1913 Rad-Abstellplätze geschaffen, 2019 waren es 1722, 2020 sollen es 4169 mehr werden. Für 50 Radschnellwege im Land mit einer Gesamtlänge von 1000 Kilometern seien die Machbarkeitsstudien erstellt und teils die Vorplanungen begonnen worden, sagte Hermann.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) begrüßt die Radverkehrspolitik des Landes. „Nie zuvor ist so viel Geld in den umweltfreundlichen und flächensparenden Rad- und Fußverkehr investiert worden“, betonte die BUND-Landesgeschäftsführerin Sylvia Pilarsky-Grosch. „Da das Ziel eine Verminderung des Autoverkehrs ist, müssen nun aber auch die Mittel für den Straßenbau entsprechend zurückgefahren und Straßenräume fahrradfreundlich zulasten des Autoverkehrs umgestaltet werden.“ Die Kommunen müssten die Fördermöglichkeiten nutzen, um Straßen und Parkplätze zurückzubauen und mehr Platz für klimaschonende Mobilität zu schaffen.

Ähnlich äußerte sich der Fahrrad-Club ADFC. Der öffentliche Nahverkehr werde krisenbedingt lange Zeit nicht so leistungsfähig sein wie bisher, der Radverkehr könnte hier unterstützend wirken, sagte die Landesvorsitzende Gudrun Zühlke. Die Kommunen müssten jetzt handeln und investieren. „Es ist keine Alternative, wieder ins Auto zu steigen.“