Ein Amt mit Wohlfühlfaktor

Das Interview: Oppenweilers Bürgermeister Bernhard Bühler ist nun 100 Tage im Amt – Wichtiges Projekt: Ortsentwicklung Zell

Sein Wunsch wäre ein Natur- und Umweltschutzpfad, dieser muss aber erst einmal hinter laufenden Projekten wie der Ortsentwicklung Zell anstehen. Oppenweilers Bürgermeister Bernhard Bühler hat ordentlich zu tun. In seiner neuen Rolle fühlt er sich jedoch wohl.

Ein Amt mit Wohlfühlfaktor

„Hier bin ich einfach zu Hause“, sagt Bernhard Bühler über Oppenweiler. Foto: A. Becher

Von Lorena Greppo

Herr Bühler, Sie sind nun 100 Tage im Amt. Wie voll ist Ihr Terminkalender?

Er ist regelmäßig gut gefüllt, aber es ist nicht so schlimm, wie ich das befürchtet habe. Es ist immer etwas zu tun, aber das ist noch zu handhaben.

Was ist für Sie persönlich anders geworden?

Als Bürgermeister ist man die Führungspersönlichkeit und muss immer vorangehen. Früher bin ich mehr mitgelaufen – dicht am Chef, aber nie ganz vorne. Jetzt warten die Leute auf mich, darauf, dass ich etwas sage. Jetzt kommt es darauf an, dass ich immer bei der Sache und auch immer auf der Höhe des Geschehens bin.

Fühlen Sie sich in dieser neuen Rolle schon wohl?

Mir geht es gut damit, ich fühle mich echt wohl. Die Aufgaben sind mir recht vertraut. Alles, was bisher auf mich zukam, hatte ich zuvor schon mal gehört. Neu sind aber auch ein paar Sachen, die ich vorher nicht machen musste. Ich habe als Hauptamtsleiter beispielsweise noch nie Baugrundstücke verkauft – dafür waren immer andere Leute zuständig. Das mache ich jetzt eben selber. Aber da findet man sich rein.

Wie unterscheiden sich die Gegebenheiten in Oppenweiler von Kernen im Remstal, Ihrer vorherigen Wirkungsstätte?

Hier bin ich einfach zu Hause. Selbst nach 17 Jahren in Kernen habe ich mich dort nicht so gut ausgekannt, wie ich mich hier auskenne. Wenn die Leute mir erzählen, dass an einer Stelle etwas nicht so richtig funktioniert, dann weiß ich relativ schnell, wo es ist und habe oft auch noch Hintergrundwissen dazu. Das trägt zur Lösung eines Problems meistens gut bei.

Gab es auch etwas, das Sie überrascht hat?

Richtig überrascht hat mich der Abgang von Wilfried Klenk aus dem Gemeinderat. Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet, zumal es wirklich von heute auf morgen kam – gleich in der ersten Gemeinderatssitzung, die ich geleitet habe. Ich schätze ihn als Menschen sehr und hätte ihn gerne näher bei mir gehabt, vor allem in der Anfangsphase. Ansonsten überrascht mich immer wieder, wie viele Leute mich noch kennen und auch, wie viele Leute ich noch kenne. Egal, wo ich hinkomme – bei jedem Seniorenbesuch etwa entdecken wir irgendeine Verbindung.

Welches Vorhaben oder Projekt hat Sie bisher am meisten beschäftigt?

Ich habe mich relativ viel mit der Innenentwicklung in Zell beschäftigt. Da gab es ja auch die Bürgerbeteiligung, an der 80 von 200 Bürgern teilgenommen haben. Das hat mir sehr viel Spaß gemacht und ich hoffe, dass wir daraus auch etwas entwickeln können. Etwa die Problematik mit der mangelnden Anbindung an den ÖPNV, die zur Sprache kam – da gibt es die Überlegung, einen Bürgerbus einzurichten. Aktuell beschäftigt mich das 150-Jahr-Jubiläum der Feuerwehr, sowie das 30-jährige Bestehen des Gewerbe- und Handelsvereins, wo wir als Gemeinde auch etwas auf die Beine stellen wollen.

Die Fördermittelzusage für Zell ist da. Was tut sich da als Nächstes?

Wir hatten in dieser Woche noch ein abschließendes Gespräch zum Umgang mit der Bürgerbeteiligung. Die neue Förderung betrifft nun den Aufkauf von weiteren Grundstücken. Da läuft im Hintergrund der städtebauliche Vorentwurf, damit man weiß, was man da eventuell bauen könnte. Parallel dazu laufen Gespräche mit möglichen Investoren und Interessenten für Baugrundstücke.

Sie hatten sich vorgenommen, als Erstes mit den Mitarbeitern der Gemeindeverwaltung das Gespräch zu suchen. Welche Schlüsse haben sie aus diesen Gesprächen gezogen? Gibt es Handlungsbedarf?

Ich habe inzwischen mit allen Beschäftigten Kontakt gehabt. Die Leute sind sehr motiviert und sind auch beruhigt, dass sie nun einen Bürgermeister haben, der ihr Metier kennt und den Eindruck vermittelt, dass er weiß, was sie täglich beschäftigt. Der Austausch ist sehr offen und konstruktiv. Handlungsbedarf gibt es insofern, dass einer meiner Vorgänger offenbar manche Aufgaben direkt zu sich gezogen hat, die sonst von den Mitarbeitern erledigt werden. Das fand ich etwas merkwürdig und habe vor, die Ämterstrukturen wieder klarer zu definieren. So sollen die Aufgaben richtig verteilt werden, sodass der Bürgermeister nicht bei allem in der Entscheidungsverantwortung ist, sondern nur dann, wenn es nicht nur um 50 Euro geht, sondern mal um 5000 Euro, um es vereinfacht auszudrücken.

Sie haben ein Gespräch mit Vertretern des Regierungspräsidiums bezüglich der Ortsumfahrung geplant. Das ist ein langwieriges Thema, wie kann es hier vorangehen?

Ja, das ist allerdings ein sehr langwieriges Thema. Wie genau es weitergeht, kann ich noch gar nicht sagen, dafür habe ich ja dieses Gespräch vereinbart. Man sagte mir, dass ich in relativ langen Zeiträumen denken muss. Eine Botschaft war: Ich könne mich glücklich schätzen, wenn es in der ersten Amtsperiode gelingt, einen Planfeststellungsbeschluss zu bekommen. Ich fürchte also, dass es noch dauern wird. Die Politiker haben mir alle gesagt, sie hätten ihre Aufgaben erledigt und alles für Oppenweiler getan, was sie tun konnten – das ist wohl tatsächlich so. Es ist kein Zukunftsprojekt, sondern ein laufendes Projekt. Das bedeutet auch, dass das Land unter Druck ist, damit es hier auch weitergeht. Die Regierungspräsidiumsvertreter, die nun zu mir kommen, haben auch wirklich Planungsverantwortung. Von ihnen will ich hören, wie die zeitlichen Abläufe und die Notwendigkeiten sind. Vor allem auch, was wir als Gemeinde dafür tun können, dass das Projekt gut vorankommt.

Ein ganz anderes Thema: Sie selbst hatten angeregt, als Dienstwagen ein Elektroauto zu beschaffen. Nun ist es zwar ein Hybrid geworden, aber darf man das trotzdem als Fingerzeig in Richtung mehr Nachhaltigkeit werten?

Auf jeden Fall! Ich wollte ein rein elektrisches Auto, aber da gab es zwei Probleme: Die sind noch recht teuer und haben lange Lieferzeiten. Wir haben uns als Kompromiss auf einen Plug-in-Hybrid geeinigt – der allerdings auch noch auf sich warten lässt. Ich hoffe schon auch, dass ich relativ viel elektrisch fahren kann. Fakt ist: Ich möchte bei allen Dingen das Thema Nachhaltigkeit im Auge behalten. Als neuen Dienstwagen für unseren Betriebselektriker habe ich auch einen rein elektrischen Gebrauchtwagen anschaffen lassen. Das Auto fährt nahezu geräuschlos durch die Gemeinde – auch das wird den Leuten guttun.

Was wäre denn ein Projekt, das Sie als
Nächstes angehen möchten?

Mein Wunschprojekt wäre ja der Natur- und Umweltschutzpfad. Den muss ich aber etwas nach hinten verschieben, weil ich die eigentlichen Gemeindeaufgaben erst einmal vorwärtsbringen muss. Es stehen Dinge wie der Hochwasserschutz und Straßenunterhaltungsmaßnahmen an. Wir müssen erheben, wo an den Straßen es überhaupt Handlungsbedarf gibt, und welche Straße wir dann als Erste machen müssen. Außerdem haben wir ja eine Bauvoranfrage von Murrelektronik, die vor ein paar Wochen durch den Gemeinderat gegangen ist – noch bevor ich Bürgermeister war. Da ist der ablehnende Bescheid da. An dieser Stelle müssen wir tätig werden, denn Murrelektronik braucht nach meiner Erkenntnis mehr Platz. Die Firma läuft wirklich gut und möchte hier in Oppenweiler expandieren. Da ist es an uns, ihnen auch Wege aufzuzeigen, wie das funktionieren kann.