Ein Drittel der Zwölfjährigen hat Karies

dpa Berlin. Jeder dritte Zwölfjährige hatte schon Karies - deutlich mehr als bislang angenommen. Das ergibt eine Studie der Barmer-Krankenkasse. Über die Gründe können Experten nur mutmaßen. Die Bundeszahnärztekammer äußert Kritik daran.

Ein Drittel der Zwölfjährigen hat Karies

In einer Zahnarztpraxis werden die Zähne eines Neunjährigen untersucht. Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa

Kinder in Deutschland haben einer Studie der Barmer zufolge häufiger Karies als bisher angenommen. Ein Drittel der Zwölfjährigen in Deutschland hat Karies in den bleibenden Zähnen.

Das geht aus dem „Zahnreport“ hervor, der von 240.000 Kindern mit einer Karies-Behandlung im Jahr 2018 berichtet - das seien deutlich mehr, als bislang angenommen. „Studien sind bislang von ungefähr 19 Prozent der Zwölfjährigen ausgegangen“, sagte Barmer-Chef Christoph Straub am Donnerstag. Die Zahlen basierten auf Krankenkassendaten von über neun Millionen Patienten.

Warum so viele Kinder Karies haben, darüber könne man nur spekulieren, sagt Michael Walter, Direktor der Dresdner Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik bei der Vorstellung der Ergebnisse. Womöglich spielten eine veränderte Ernährung eine Rolle oder dass manche Bevölkerungsgruppen nur schwer für Zahngesundheit erreicht werden könnten. Bei benachteiligten Familien sehe man einen Trend zur Vernachlässigung des Zahnschutzes, fügte Straub hinzu.

In der Studie ist unter anderem der Anteil der Zwölfjährigen mit keiner Kariesbehandlung ermittelt worden. Schlusslicht in dieser Rubrik ist Hamburg: Etwa 60 Prozent der Zwölfjährigen haben dort noch keine Kariesbehandlung gehabt. Im Saarland sind es knapp 70 Prozent.

Es komme zudem zu einer Polarisierung: „Wenige Kinder und Jugendliche haben besonders viel Karies“, sagt Straub. Bei den Jugendlichen und Kindern unter 18 Jahren haben demnach zehn Prozent einen Anteil von 70 bis 90 Prozent an den Gesamtleistungen. Die Probleme seien bereits in den ersten Jahren zu verorten - mehr als 15 Prozent der Unter-Sechsjährigen waren laut der Studie noch nie beim Zahnarzt.

Auch jüngere Kinder haben dem Bericht zufolge bereits Probleme mit Karies: Mehr als die Hälfte der Zehnjährigen - rund 400 000 Kinder - hat schon eine Kariesbehandlung im Milchgebiss hinter sich. Das verursache nicht nur teils starke Schmerzen, sondern führe oft auch zu Problemen an den bleibenden Zähnen, erläutert Walter.

Die Bundeszahnärztekammer sieht die Studie in einem kritischen Licht. Die Zahl der betroffenen Zwölfjährigen hält Vizepräsident Dietmar Oesterreich für zu hoch. „In zwei unabhängig voneinander geführten Studien beträgt die Zahl nur ein Fünftel“, sagt Oesterreich. Er sieht methodische Mängel etwa darin, dass nur Patienten der Barmer-Krankenkasse vorkämen. Zudem sei nicht ersichtlich, ob die Füllung aus einem Unfall resultiere oder Karies dafür infrage komme.

„Traumafälle werden häufig als Unfallfolge über besondere Abrechnungswege abgerechnet und finden dann in unseren Analysen keine Berücksichtigung“, sagte dazu Studienbeteiligter Walter. Auch bei Studien mit anderen Herangehensweisen könne deshalb nicht immer geklärt werden, ob die Füllung wegen Karies oder eines Unfalls entstanden war.

Ebenso wie die Bundeszahnärztekammer weist die Barmer auf die Dringlichkeit hin, weiter präventiv gegen Karies vorzugehen.