Ein Euro pro Kopf für einen Ort zum Gehen

Kommunen fördern den Neubau des stationären Hospizes in Backnang entsprechend ihrer jeweiligen Einwohnerzahl

In einem Brief an alle Bürgermeister und Oberbürgermeister der Kommunen im Rems-Murr-Kreis hat Heinz Franke Anfang Juni um eine freiwillige Unterstützung für den Neubau des stationären Hospizes in Backnang gebeten. Der Wunsch des Vorsitzenden der Hospizstiftung Rems-Murr: Ein Euro Zuschuss pro Einwohner der jeweiligen Kommune. Die bisherigen Rückmeldungen stimmen Franke sehr zuversichtlich.

Ein Euro pro Kopf für einen Ort zum Gehen

Der Neubau der Hospizstiftung geht zügig voran. Wenn alles klappt, wird das Hospiz im ehemaligen Krankenhausareal im April eingeweiht. Foto: A. Becher.

Von Matthias Nothstein

BACKNANG. In den vergangenen Wochen haben verschiedene Kommunen den erbetenen Zuschuss bereits abgesegnet und überwiesen. Die Bürgermeister anderer Gemeinden haben die Förderung in Aussicht gestellt, können aber noch keine definitive Zusage treffen, da die jeweiligen Gemeinderäte die Beschlüsse erst nach der Sommerpause verabschieden werden. Und wiederum andere Kommunen haben noch gar nicht geantwortet. Bislang haben laut Franke insbesondere die Gemeinden im Norden des Landkreises weitgehend positiv auf die Unterstützungsanfrage reagiert. Dem Stiftungsvorsitzenden ist es jedoch ganz besonders wichtig, zu betonen, dass nicht nur diese Region von den Diensten der Hospizstiftung profitiert. Zuerst listet er auf, welche Aufgaben der Hospizdienst übernimmt. Der Schwerpunkt liegt natürlich auf dem stationären Hospiz. Aber auch der ambulante Hospizdienst, der Kinderhospizdienst, die Trauergruppen, die Beratungen zur Patientenverfügung oder die Dienste im Auftrag der SAPV als Teil der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung werden stark nachgefragt. Und alle werden im Neubau untergebracht werden. Wobei Franke nochmals betont: „Schwerpunkt ist das stationäre Hospiz. Auch die neue Einrichtung soll – wie das bisherige Hospiz in all den Jahren schon – auch ein Ort sein zum Ankommen, zum Bleiben und letztendlich auch zum Gehen.“

Die Leistungen der Hospizdienste kommen allen Kreisbewohnern gleichermaßen zugute

Die verschiedenen Hospizdienste – stationär/ambulant/Kinder – und die Leistungen des SAPV wurden im Zeitraum vom 1. Januar 2016 bis zum 30. Juni 2018 von 164 Menschen aus Backnang in Anspruch genommen. Zum Vergleich: Im selben Zeitraum waren es 191 Menschen aus Waiblingen, 175 Schwerstkranke aus Fellbach, 169 Sterbende aus Schorndorf und 131 Menschen aus Winnenden. Franke möchte damit zum Ausdruck bringen, dass der nördliche Teil des Landkreises nicht bevorzugt wird, sondern dass die Angebote von der Bevölkerung aus dem gesamten Rems-Murr-Kreis genutzt werden. „Insofern hoffe und wünsche ich mir, dass die Bitte nach Unterstützung für unser Projekt im gesamten Landkreis auf fruchtbaren Boden fällt, schließlich kommt das neue stationäre Hospiz allen Menschen im Kreisgebiet zugute.“ Und um es noch mehr zu verdeutlichen, listet Franke die Zahl der Gäste im stationären Hospiz auf. In dem genannten Zeitraum kamen 28 Gäste aus Backnang, 32 aus Waiblingen.

Wenn der Wunsch nach Unterstützung von allen Kommunen unterstützt wird, so kann sich Franke über knapp 480000 Euro Zuschuss freuen. Denn zu den etwa 415000 Euro, die der Zahl der Einwohner im Landkreis entsprechen würden, kommt der Umstand dazu, dass Backnang nicht nur 37000 Euro überweist, sondern in diesem und dem nächsten Jahr jeweils 50000 Euro.

Aber auch andere Kommunen haben bereits aufgerundet und mehr überwiesen und damit die besondere Unterstützungswürdigkeit des Projekts signalisiert. So hat beispielsweise Allmersbach im Tal die erbetene Summe von etwa 5000 Euro großzügig verdoppelt und 10000 Euro überwiesen. Und die rund 3800 Einwohner zählende Gemeinde Burgstetten hat den Betrag auf 5000 Euro aufgerundet und damit die Wertschätzung der Hospizarbeit zum Ausdruck gebracht. Auch Aspach hat aufgerundet und 10000 Euro als Zuschuss beschlossen. Ebenso hat Kirchberg an der Murr etwas draufgelegt und als Kommune mit 3870 Einwohnern 4000 Euro überwiesen. Und die Gemeinderäte von Althütte und Oppenweiler haben bereits 4100 beziehungsweise 4200 Euro Zuschuss abgesegnet. Franke freut sich besonders darüber, dass die meisten Kommunen sogar über den gewünschten Betrag von einem Euro pro Kopf hinausgegangen sind.

Der Neubau des Hospizes nimmt derweil immer mehr Konturen an und geht zügig voran. Sehr zur Freude von Heinz Franke, schließlich hatte sich der ursprüngliche Baubeginn verzögert. Nun glaubt der Vorsitzende der Stiftung, dass voraussichtlich Anfang November Richtfest gefeiert werden kann. Dann würde der Einweihung des Neubaus und dem Umzug aus dem alten Hospiz im April nächsten Jahres nichts im Wege stehen.