Der US-Moderator Jimmy Kimmel geht wieder auf Sendung. Das war überfällig, hinterlässt aber viele Fragen, kommentiert US-Korrespondent Thilo Kößler.
Jimmy Kimmel darf wieder auf Sendung. Zu welchem Preis?
Von Thilo Kößler
Das war eine abrupte Wende, der der Disney-Konzern und der Sender ABC da vollzogen haben. Erst beugten sich die Mediengewaltigen dem Druck aus dem Weißen Haus. Dann dem Druck der Hollywood-Stars. Keine Woche dauerte es, um den Entschluss zu revidieren, den Starmoderator Jimmy Kimmel nebst seiner Sendung erst abzusetzen und dann wieder ins Programm zu heben. Disney und sein liberales Sender-Flaggschiff haben damit viel Renommee verspielt. Denn der Eindruck drängt sich auf, dass dieser Zickzack-Kurs nichts mit stringenter publizistischer Haltung oder der Wahrung demokratischer Grundprinzipien zu tun hat. So bleibt der Konzern auch jetzt alle Erläuterungen schuldig: Unter welchen Umständen hat man sich mit Kimmel geeinigt? Welche Haltung will man künftig gegenüber Trumps medialen Interventionen einnehmen? Und wie hält man es grundsätzlich mit dem ersten Verfassungszusatz, der garantierten Meinungsfreiheit?
Dabei gibt es Gegenbeispiele. Disney und ABC hätten sich gut an der New York Times orientieren können, deren Verleger sich energisch gegen alle Einschüchterungsversuche Trumps verwahrt. Es war längst überfällig, dass die Film- und Showgrößen Hollywoods Position bezogen haben. Doch das ist nicht genug. Die liberalen US-Medien müssten sich zum Schutz der Presse- und Meinungsfreiheit zusammenschließen und eine geschlossene Front gegen alle Versuche Trumps bilden, die Demokratie zu untergraben.