Ein Kilometer mehr vierspurig

Der B-14-Abschnitt zwischen Waldrems und Nellmersbach wird nach zwei Jahren Bauzeit jetzt für den Verkehr freigegeben

Es ist so weit: Die B14 zwischen Waldrems und Nellmersbach ist ab morgen vierspurig befahrbar. Nachdem die Bauarbeiter gestern die Baken weggeräumt hatten, konnte die Fahrtrichtung Stuttgart im Laufe des Tages freigegeben werden. Die restlichen Arbeiten erfolgen heute. Einen Zeitplan, wie es dann mit den Bauarbeiten weitergeht, gibt es allerdings noch nicht. Die Planungen und Vergaben dauern und dauern und dauern.

Ein Kilometer mehr vierspurig

Gestern wurden die Baken in Fahrtrichtung Stuttgart weggeräumt, heute sind die in Richtung Backnang an der Reihe. Ab Mittwoch soll dann der Verkehr ohne Einschränkung fließen. Foto: J. Fiedler

Von Matthias Nothstein

BACKNANG.Auf diese Pressemitteilung des Regierungspräsidiums hat der gesamte Backnanger Raum gewartet. Nach mehr als zwei Jahren Bauzeit ist jetzt der 1,1 Kilometer lange Abschnitt zwischen Waldrems und Nellmersbach fertig. Gestern haben Arbeiter die Baken auf dem westlichen Teil der Strecke weggeräumt und die beiden Spuren in Richtung Stuttgart gereinigt. Danach konnte der Verkehr zweispurig fließen. Und heute wiederholt sich das Ganze auf dem östlichen Streckenteil, sodass spätestens ab morgen der gesamte Abschnitt für den Verkehr offiziell vierspurig freigegeben ist.

Über den Fortschritt freut sich auch Backnangs Oberbürgermeister Frank Nopper. In einer kurzen Stellungnahme jubelt er: „Backnang wird Schritt für Schritt besser über die B14 erreichbar. Jeder Kilometer auf dem Weg zu einer vierspurigen B14 bis zum Wasserturm ist ein guter Kilometer. Wenn wir pro Jahr im Durchschnitt einen Kilometer schaffen, sind wir tatsächlich wie angestrebt im Jahr 2026 am Ziel.“

Der jetzt fertiggestellte Abschnitt hat alleine 11,2 Millionen Euro Baukosten verschlungen. Die gesamte Strecke bis zum Industriegebiet Lerchenäcker wird laut den Planungen, die einst dem Planfeststellungsbeschluss zugrunde lagen, insgesamt 140 Millionen Euro kosten.

Als vor über zwei Jahren mit dem Bau begonnen wurde, hieß es, dass nach der geplanten Fertigstellung im November 2017 sofort der nächste Abschnitt gebaut wird, das wäre der Knoten Waldrems. Der aber bereitet den Planern großes Kopfzerbrechen. „Der Bau ist unheimlich komplex“, sagt Björn Stähle vom Regierungspräsidium. Es ist ein sehr tiefer Eingriff ins Erdreich vonnöten, und zwei Grundwasserströme dürfen nicht vermischt werden. Die Arbeiten dafür sind extrem aufwendig. Zudem ist für den Tunnelbau noch Grunderwerb nötig. Die Verhandlungen mit den Grundstücksbesitzern sind noch nicht abgeschlossen. Zudem müssen mehrere Anwohner zustimmen, dass Anker zur Sicherung der Tunnelwände unter ihr Grundstück getrieben werden. Auch hier gibt es noch keine Zusagen. Die Anker werden zwar nur während der Bauphase benötigt, sie bleiben aber im Erdreich zurück. Wenn es keine Einigung gibt, ist ein ergänzendes Planfeststellungsverfahren nötig.

Baufeld für den Tunnel

Waldrems ist extrem beengt

Auch wenn der Tunnelbau beginnt, wird die Durchführung nicht einfach sein. Die provisorische Straße, über die der Verkehr während der Bauzeit fließt, wird mit nur 1,2 Metern Abstand zu der Bebauung von Waldrems gebaut. Stähle: „Es geht alles sehr beengt zu, wir haben fast keinen Platz, den Tunnel zu bauen.“

Dieser nächste Bauabschnitt reicht ohnehin nur bis zur alten Schule Maubach. Die östliche Umfahrung von Maubach hingegen kann erst danach gebaut werden. Viel realistischer ist aber, dass mit dem zweiten Viadukt begonnen wird. Aber auch hier müssen noch Details geklärt werden. So etwa die Entwässerung der Fahrbahn. Bislang war angedacht, das Oberflächenwasser an jeder Seite des Viadukts in ein Regenüberlaufbecken abzuleiten. Das ist aber in einem Fall nicht möglich. Vielmehr muss das Wasser in den städtischen Kanal eingeleitet werden. Die Klärung steht noch aus. Als Nächstes erfolgt die EU-weite Ausschreibung des Projekts. Wenn alles klappt, so glaubt man beim RP, könnte es mit einem Baubeginn Ende 2019 reichen.

Möglich wäre auch, den Abschnitt Backnang-West vorzuziehen. Er führt vom Viadukt bis zum Industriegebiet Lerchenäcker. Aber auch da gibt es noch diverse Schwierigkeiten, die die Planer beschäftigen. So etwa die Unterführung nach Unterschöntal. Sie wird ein aufwendiges Bauwerk. Derzeit ist es noch mit einer Länge von über 80 Metern geplant. Angestrebt wird jedoch, unter diese 80-Meter-Marke zu kommen, dann würde der künftige Unterhalt günstiger. Das Ansinnen des RP in diesem Fall: Baubeginn 2020.

Noch schwieriger ist die Anschlussstelle Backnang-Süd (Spritnase), da hier die jüngste Verkehrszählung noch nicht ausgewertet ist. Die Stadt Backnang vertritt die Ansicht, dass die Anschlussstelle in der derzeitig geplanten Ausführung nicht leistungsfähig ist. Erst wenn die Auswertung der Verkehrszählung vorliegt, wird entschieden, ob hier noch Änderungen vonnöten sind.

Im Netz wird die Fertigstellung der jetzigen Etappe mit Spott kommentiert, mal feinsinnig, mal derb. Die Kommentare zu der Nachricht vom Ende der Bauzeit auf der Facebook-Seite der Backnanger Kreiszeitung triefen vor Ironie und Zynismus. Einige Beispiele: „Neiiin. Dass ich das doch noch erleben darf. Preiset den Herrn, es geschehen doch noch Wunder!“ – „Ein weiterer Kilometer, der immerhin auch zwei Jahre gedauert hat. Respekt.“ – „Sind die echt schon fertig?“ – „Krasser Scheiß, das ging aber flott“ – „Der Stau verschiebt sich um einen Kilometer.“