Ein neuer Volleyball-Bundesligist aus dem Süden

Die Barock Volleys MTV Ludwigsburg haben die zweite Liga auf Rang drei beendet – und trauen sich nun den Sprung nach oben zu.

Ein neuer Volleyball-Bundesligist aus dem Süden

Die Barock Volleys haben sich durch einen starken Lauf noch Platz drei gesichert.

Von Jochen Klingovsky

Ludwigsburg - Im deutschen Männer-Volleyball liegt der Fokus gerade auf der Play-off-Finalserie um die Meisterschaft, die Berlin Recycling Volleys führen gegen den SVG Lüneburg mit 2:0. Was die beiden Topclubs jedoch derzeit eher weniger beschäftigen dürfte: In der nächsten Saison könnte es für sie eine weitere Reise in den Südwesten der Republik geben. Denn neben Friedrichshafen, Freiburg und Karlsruhe spielt dann wohl auch die Region Stuttgart in der Männer-Bundesliga wieder eine wichtige Rolle – der Zweitliga-Dritte Barock Volleys MTV Ludwigsburg will nämlich aufsteigen und hat einen entsprechenden Lizenzantrag gestellt. „Wir haben, um dieses Ziel umsetzen zu können, gemeinsam hart gekämpft“, sagt Trainer Michael Dornheim (57), dem bewusst ist, dass die Herausforderungen nun nicht kleiner werden: „Der Sprung in die Bundesliga ist riesengroß.“

Bei den Aufgaben, die zu bewältigen waren und nun noch anstehen, ist durchaus hilfreich, dass in Ludwigsburg vernünftige, realistisch denkende Leute am Werk sind. Das Aufstiegsrecht hat sich die Mannschaft nach einem unerwartet schlechten Saisonstart (zwei Siege, acht Niederlagen) durch einen famosen Lauf (16 Spiele, 14 Siege) und Rang drei in der Abschlusstabelle verdient, da Meister Blue Volleys Gotha und der Zweitplatzierte TuS Kriftel verzichteten. Parallel dazu wurden in Ludwigsburg die wirtschaftlichen und organisatorischen Voraussetzungen geschaffen. Sollte die Volleyball-Bundesliga (VBL) den Barock Volleys Ende Mai die Lizenz erteilen, würden sie das Abenteuer mit einem Etat im mittleren sechsstelligen Bereich angehen – das entspricht in etwa dem Durchschnitt der finanziellen Mittel, welche die hinteren sechs Teams der Bundesliga zur Verfügung haben. Der Spielbetrieb wird in eine GmbH ausgegliedert, ein Geschäftsführer eingestellt. „Wir gehen“, sagt Ralph Schanz, der Geschäftsführer des MTV Ludwigsburg, der mehr als 8000 Mitglieder hat, „diesen Schritt sehr bewusst.“ Dafür spricht auch die Kaderplanung.

In Ben-Simon Bonin (22, Außenangriff), Philipp Herrmann (22, Mittelblock) und Tim Köpfli (28, Außenangriff) waren bereits vor einem Jahr Spieler verpflichtet worden, die mit dem Verein den Weg nach oben beschreiten wollten. Sie werden, wenn mit der Lizenz alles klappt, das Gerüst des künftigen Bundesligateams bilden. Dazu sollen fünf bis sechs weitere Akteure aus dem aktuellen Kader kommen, darunter in Zuspieler Jonah Dornheim (16) und Libero Laurin Schiegl (17) auch zwei Talente, die in der eigenen Akademie ausgebildet wurden. „Unser Konzept bleibt, dem eigenen Nachwuchs die Chance zu bieten, in der ersten Liga zu spielen“, sagt Michael Dornheim, „das war immer unsere Motivation.“ Seine Aufgabe im MTV-Konstrukt wird sich nun aber ändern.

Michael Dornheim, der bei Mercedes-Benz in Sindelfingen die größte Abteilung leitet (in der Gesamtfahrzeugwerkstatt der Pkw-Entwicklung ist er Chef von 540 Mitarbeitern), wusste schon vorher, dass Beruf und Berufung in der Bundesliga nicht mehr unter einen Hut zu bekommen sein werden. Der 192-malige Nationalspieler, der einst unter anderem für den Hamburger SV, den VfB Friedrichshafen und den SV Fellbach spielte, wird bei den Barock Volleys den Posten des Sportdirektors übernehmen. „Ich gehe einen Schritt zurück, werde aber die eine oder andere Trainingseinheit begleiten“, sagt Michael Dornheim, der zuversichtlich ist, dass alles wie geplant funktionieren wird: „Wir werden vier bis fünf erstligaerfahrene Spieler im Kader und auch einen sehr guten Trainer haben“, sagt er, „unser Ziel ist, in der unteren Hälfte des Tableaus um einen Mittelfeldplatz zu spielen.“ Dafür muss künftig noch mehr gearbeitet werden.

In Ludwigsburg gibt es nächste Saison zehn Trainingseinheiten pro Woche, die Heimspiele werden nicht mehr nur in der Innenstadtsporthalle (900 Plätze), sondern auch in der Rundsporthalle (1500) ausgetragen, perspektivisch könnten auch Top-Duell in der MHP-Arena (4700) stattfinden. Das hängt nicht zuletzt von der sportlichen Entwicklung ab. „Wir betreten nun eine ganz andere Ebene, technisch, taktisch und athletisch ist die Bundesliga eine neue Dimension“, sagt Michael Dornheim, „wir werden künftig an jedem Wochenende unsere absolute Höchstleistung zeigen müssen.“