Spielzimmer auf Zeit

Ein Ort, an dem getrennt lebende Eltern ihre Kinder treffen können

Wo können getrennt lebende Eltern ihre Kinder treffen, wenn sie keine Wohnung am Besuchsort haben? Stuttgart bietet eine kostenlose Lösung für diese kostbaren Stunden.

Ein Ort, an dem getrennt lebende Eltern ihre Kinder treffen können

Sind die Eltern getrennt, sind Treffen mit den Kindern kostbare Augenblicke. Doch im Winter kann man nicht die ganze Zeit auf dem Spielplatz verbringen.

Von Dominika Bulwicka-Walz

Kinder, deren Eltern getrennt sind, wissen wie es sich anfühlt, wenn nur das Wochenende zur Verfügung steht - oder womöglich noch kürzer. Man stelle sich folgende Situation vor: Es ist ein trüber, nasskalter Tag. Der Vater oder die Mutter saß gerade mehrere Stunden im Auto oder im Zug und ist von der Reise müde. Doch die lange Fahrt hat sich für das Elternteil gelohnt, denn gleich wird es das ersehnte Wiedersehen mit dem Kind geben. Kostbare Stunden stehen bevor, die viel zu selten sind und die nicht vergeudet werden sollen. Die Eltern nehmen dafür die Anreise und die finanzielle Belastung in Kauf. Zu den Kosten für die Fahrt kommen nämlich vor Ort in Stuttgart eventuell auch die Kosten für Verpflegung und Übernachtung.

Doch wenn das Wetter schlecht wird, werden auch öffentliche Spielplätze oder Parks ungemütlich. Welche Optionen bleiben den Eltern und Kindern dann? Ein Kinobesuch, der Indoorspielplatz? Kostspielige Freizeitaktivitäten, für die manche Kinder womöglich sogar noch zu jung sind.

Spielzeug und Bücher stehen zur Verfügung

Zu der finanziellen Mehrbelastung kommt hinzu, dass sowohl Eltern wie auch Kinder während eines solchen Treffens unter Umständen einfach wenig voneinander haben. Doch eine enge Bindung zu beiden Elternteilen ist auch nach einer Trennung für Kinder wichtig. Ungestört miteinander malen, spielen, kuscheln, Zeit verbringen, das wünschen sich viele von ihnen. So hatte das auch Simon Hameister von der Abteilung für Chancengleichheit in Stuttgart gesehen. Und die Idee für ein Spielzimmer auf Zeit war geboren.

Was sich dahinter verbirgt, ist ein kindergerecht eingerichteter Raum gefüllt mit Kinderbüchern, Malsachen, Kuscheltieren. Sogar eine Kinderküche, Barbie-Haus und Bobbycars stehen zum Spielen bereit. Mütter und Väter, die nach Stuttgart anreisen, haben in diesem Minikindergarten die Möglichkeit Zeit mit ihren Kindern zu verbringen, ohne für die Nutzung bezahlen zu müssen. „Gerade in den nasskalten Herbst‐ und Wintermonaten, wenn öffentliche Spielplätze als Treffpunkte ungemütlich werden, ist das Spielzimmer eine kostenfreie Alternative für Eltern, die nach Stuttgart reisen, um ihre Kinder zu treffen“, sagt Barbara Straub, Leiterin der Abteilung für Chancengleichheit der Landeshauptstadt Stuttgart.

Mit diesem Angebot wolle man verhindern, dass Besuche zur Kostenfrage werden. „Als wir von dieser Idee gehört haben, waren wir sofort begeistert“, freut sich Stephanie Schöll vom Stadtteilhaus Mitte. Das Projekt schaffe einen sicheren und konsumfreien Ort für junge Familien. Andere öffentliche Räume könnten diesen privaten Rahmen nicht in gleicherweise leisten. Und tatsächlich: Im November konnte Simon Hameister eine deutlich erhöhte Buchungsanfrage beobachten.

Unkomplizierte Raumbuchung

Um alle Hürden, die einen Eltern-Kind-Kontakt erschweren könnten, so niedrig wie möglich zu halten, sollte die Raumbuchung ebenfalls möglichst unkompliziert sein. Daher genügt eine E-Mail an spielzimmeraufzeit@stuttgart.de. Das Spielzimmer steht dann an Samstagen, Feiertage ausgeschlossen, von 9 bis 17 Uhr kostenlos zur Verfügung. Zwar ist das Zimmer besonders geeignet für Kinder im Kleinkind- bis Grundschulalter, eine Altersgrenze besteht aber nicht.

Dass Angebot der Abteilung für Chancengleichheit besteht vorerst bis 28. März 2026 und ist ein Projekt der Stadt Stuttgart in Kooperation mit dem Stadtteilhaus Mitte und der Wüstenrot Stiftung. Die praktische Umsetzung wird zusätzlich von einer ehrenamtlichen Mitarbeiterin unterstützt.