Ein Plakat, viele Botschaften

Kommunalwahl 2019: Wahlplakate: Parteien verfolgen unterschiedliche Strategien

Der Wahlkampf hat längst begonnen, die Plätze im Backnanger Gemeinderat sind hart umkämpft. Neben Podiumsdiskussionen und Infoständen sind Plakate ein Mittel, um für seine Partei noch einmal die Werbetrommel zu rühren. Doch welche Strategien stecken hinter den Wahlplakaten der Parteien?

Ein Plakat, viele Botschaften

Schöntal nicht vergessen: Die Grünen werben auf Schwäbisch.

Von Sarah Schwellinger

BACKNANG. Lange ist es nicht mehr hin. In etwas mehr als zwei Wochen wird gewählt. Am 26. Mai gilt es, seine Stimme abzugeben – für Europa und für die Gemeinden. Um Aufmerksamkeit zu erlangen und Werbung für seine Partei zu machen, hängen seit einiger Zeit vielerorts Wahlplakate. Seit 1. April ist es den Parteien erlaubt, ihre Plakate aufzustellen. Hierbei setzen sie auf pure Information, auf griffige Slogans, auf Gesichter. Ganz unterschiedlich werben die Backnanger für ihre Parteien, um möglichst viele Plätze im Gemeinderat zu bekommen.

Dabei bleibt allein den Parteien überlassen, wie viele Plakate sie aufhängen, teilt Christine Wolff, Pressereferentin der Stadt Backnang, mit. Die Stadtverwaltung gibt keine Höchstzahl vor. Dadurch wird auch keine Flächenzahl pro Partei vorgegeben. Die Anzahl der Plakate ergibt sich also aus dem Budget, das den Parteien für eben solche Zwecke zur Verfügung steht. Wo es Einschränkungen gibt, ist der Ort, an dem die Plakate aufgestellt oder aufgehängt werden. Die Plakate müssen so aufgestellt werden, dass sie keine Sichtbehinderung für Verkehrsteilnehmer darstellen. Außerdem dürfen sie nicht an den Pfosten von Ampeln und Verkehrszeichen, auf Verkehrsinseln und an Bäumen angebracht werden. Die Werbefläche kostet die Parteien keine Miete bei der Stadtverwaltung. Während die allgemeine Plakatierung im Vorfeld genehmigt werden muss, müssen die einzelnen Plakate nicht von der Stadtverwaltung genehmigt werden. Die Parteien sind für ihre Wahlwerbung und Inhalte allein verantwortlich.

Zwei der großen Backnanger Parteien, die CDU und die SPD, haben sich für ein ähnliches Layout entschieden: Beide Parteien bilden auf ihren Plakaten alle Köpfe der jeweiligen Kandidaten ab. „Wir haben in den letzten Kommunalwahlkämpfen positive Resonanz auf unser Teamplakat bekommen, es hat sich gerade in den Fußgängerbereichen bewährt und es lässt sich oft beobachten, dass Passanten davorstehen und schauen, wen sie kennen“, erläutert Manuel Häußer von der CDU Backnang. Die Panne mit dem vergessenen Buchstaben sei der beste Beleg dafür. Layout und Farben werden jedes Mal aufs Neue vom CDU-Landesverband vorgegeben, damit ein möglichst einheitliches Erscheinungsbild gewährleistet ist.

Die Backnanger SPD verfolgt bereits seit zehn Jahren die Strategie, alle Köpfe auf einem Plakat abzubilden. So erklärt Gernot Gruber: „Gestaltet wurde das Plakat 2019 mit der Silhouette der Stadt Backnang – damit wollen wir unterstreichen, dass Kommunalwahlen Persönlichkeitswahlen sind und wir uns für eine gute Zukunft unserer Stadt Backnang einsetzen.“

CDU und SPD haben sich im Voraus dafür entschieden, den Wahlkampf nicht an einzelnen Personen aufzuziehen. „Auch wenn die einzelnen Gesichter im Vorbeifahren schwerer zu erkennen sein mögen“, so Häußer, „wir kämpfen als ein Team für unsere Stadt und möchten das beste Ergebnis für die gesamte Liste erreichen. Dafür benötigen wir alle 26 Wählerstimmen und dazu trägt jeder Kandidat seinen wichtigen Teil bei.“ Gernot Gruber unterstreicht: „Wenn wir nur einige Kandidaten auf Plakaten zeigen würden, wäre das ein Signal, nur diese zu wählen und mit wenigen Mandaten zufrieden zu sein – wir haben aber 12 Frauen und 14 Männer, die zur Wahl stehen.“ Das Plakat soll Bürgern die Chance geben, sich einen Überblick über die Vielfalt der Liste der Backnanger SPD zu machen. „Leider sind uns in vergangenen Wahlkämpfen viele Plakatständer gestohlen worden und etliche wurden zerstört, weshalb die Anzahl der Plakate der SPD für die Kommunalwahl sich auf 68 Standorte beschränkt.“ So auch in diesem Jahr in Maubach und Waldrems. Hierzu lässt die Stadtverwaltung wissen: „Für beschädigte oder entfernte Plakate sind die Parteien verantwortlich. Auch obliegt es den Parteien zu entscheiden, ob sie Strafanzeige wegen Sachbeschädigung bei der Polizei stellen.“

Griffige Slogans und bekannte Köpfe

Für eine ganz andere Idee haben sich die Grünen und das Bürgerforum-FDP entschieden. Sie setzen auf deutliche Slogans und einzelne Köpfe auf den Plakaten. Mit „Klima schaffen“ machen die Grünen auf sich aufmerksam. Nicht von allen Kandidaten gibt es Plakate: „Wir haben nur diejenigen auf die Plakate genommen, die auch wollten“, erklärt Willy Härtner von den Grünen. Der Entstehungsprozess sei ein langer gewesen, so Härtner. Über die Gestaltung, zum passenden Layout und zum Slogan haben sich viele inhaltliche Diskussionen ergeben. Am Ende sei aber jeder in der Runde zufrieden mit dem Ergebnis, versichert Härtner.

Charlotte Klinghoffer vom Bürgerforum findet: „ Wir wollen keine kleinformatigen Briefmarkenplakate, auf denen der Wähler nichts erkennen kann. Stattdessen geben wir jedem amtierenden Stadtrat ein eigenes Plakat.“ Die seien bereits durch ihr Engagement bekannt und stünden für das Erreichte. „Wir gehen davon aus, dass die amtierenden Stadträte so unsere anderen Kandidaten bei der Stimmabgabe mitziehen können.“ Die Partei hat sechs Slogans auf die Plakate gedruckt: „Kein weiter so“, „Wir reden Klartext“ oder „Bei uns gibt es keine Denkverbote“ sollen die Bürger zum Nachfragen animieren.

Vor- und Nachteile ergeben sich bei beiden Varianten. So findet Häußer: „Keiner der Kandidaten wird bevorteilt, alle gehen mit den gleichen Voraussetzungen ins Rennen, so kommt auch keine Unzufriedenheit auf.“ Wohingegen Klinghoffer für die andere Variante pocht: „Das Medium Plakat hat eine zu geringe Verweildauer. Die Abbildungsgröße bei 26 Kandidaten wird dem einzelnen Kandidaten nicht gerecht. Darüber hinaus entstehen so nur langweilige, austauschbare Plakate.“

Ein Plakat, viele Botschaften

Politische Plakate und Wahlwerbung zieren die Backnanger Innenstadt. Fotos: A. Becher