Ein Skifilm begeistert am Broadway

In diesem Jahr eröffnet ein Skimuseum in Bernau – und erinnert an Pionier Ernst Köpfer

Von Frank Schwaibold

Stuttgart Viele Jahre war Walter Strohmeier getrieben von einer Mission: Er wollte seinem Großvater Ernst Köpfer ein Denkmal setzen. Denn der 1878 geborene Schwarzwälder schrieb Geschichte. Er war einer der ersten Skiproduzenten in Mitteleuropa und fertigte in Bernau in seiner Fabrik die 1906 patentierten Skier der Marke Feldberg. Strohmeier recherchierte die Lebensgeschichte seines Opas und sammelte jahrelang alle möglichen Exponate. Unter anderem gelang es ihm, 25 Paar Originalskier aufzutreiben.

2015 war es dann so weit: Er konnte im Kaiserhaus in Bernau im Schwarzwald (Kreis Waldshut) ein Museum für Ernst Köpfer einrichten, das sogar nach dem Ski-Weltverband FIS zum offiziellen FIS-Skimuseum ernannt wurde. Doch offiziell eröffnet ist es bis heute nicht. Denn Strohmeier zahlte einen hohen Preis für sein unermüdliches Engagement: Er erkrankte und musste auf ärztliches Anraten hin sogar seinen Job als Gemeinderechner in Bernau aufgeben. Inzwischen ist der ­62-Jährige im Ruhestand, wieder gesund – und Ende Oktober soll es zudem endlich klappen mit der feierlichen Eröffnung desSki-Köpfer-Museums.

Das ist für Strohmeier nicht der einzige Höhepunkt in diesem Jahr. Denn vor 100 Jahren wurde der Film „Das Wunder des Schneeschuhs“ gedreht, und darin spielen Skier der Marke Feldberg ebenfalls eine zentrale Rolle. Ohne diesen Ski wäre eine der spektakulärsten Szenen wohl nie entstanden. Gedreht wurde der Streifen als einer der ersten Skifilme überhaupt von ­Arnold Fanck im Winter 1919/20 am Feldberg, im Berner Oberland, am Arlberg in ­Tirol und am Kreuzeck bei Garmisch-Partenkirchen.

Dem Freiburger Kameramann Sepp Allgaier gelangen mit einer Ernemann-Kamera bis dahin noch nie gesehene Bilder. Darunter war der tollkühne Sprung Ernst Baaders: Mit Skiern der Marke Feldberg sprang er von einer Schneewechte am Seebuck in einen Abgrund hinab zum Feldseekessel. In der Hocke beginnt der junge Baader seinen spektakulären Flug, in dessen Verlauf er sich vorsichtig aufrichtet und nach vorne streckt.

Dass Baader so gut Ski fahren konnte, verdankte er seinem Vater, ebenfalls Ernst mit Vornamen. Denn der Bezirksarzt und leidenschaftliche Förderer des Skilaufens kaufte mehrere Skier der Marke Feldberg, damit sein Sohn und andere Burschen im Schwarzwald das Skifahren lernen konnten. Keiner aber beherrschte die Kunst des Skifahrens so elegant wie der junge Baader.

Der Kameramann Allgaier bestand deshalb darauf, dass Baader junior den abenteuerlichen Sprung auf dem Feldberg an der Kante unterhalb des Bismarckturms ausführte. Im Ski-Köpfer-Museum sind Bilder und Filmausschnitte davon zu sehen. Der Film selbst wurde zum Renner. Nach der Uraufführung im Freiburger Paulus-Saal im November 1920 schaffte er es bis an den Broadway. Dort füllte er drei Jahre lang die Kinosäle, sechs Millionen Zuschauer wurden über diese Zeit gezählt.

Baader senior schrieb ebenfalls Geschichte – zumindest im Schwarzwald. Denn der Arzt war ein regelrechter Skifanatiker, der nicht nur seinen Sohn zum Topskifahrer ausbildete. Er köderte Jugendliche für seine Sportart, indem er ihnen versprach, dass er mögliche Knochenbrüche bei Skirennen in seinem Krankenhaus kostenlos behandeln würde. Auch daran wird im Bernauer Museum mit vielen ­Anekdoten erinnert.