Durch seinen langen, heißen und trockenen Sommer dürfte das Jahr 2018 vielen in Erinnerung bleiben. Auch wenn 2019 ebenfalls zu den heißesten Jahren seit der Wetteraufzeichnung gehört, wies es einen gewichtigen Unterschied auf: Deutlich mehr Regen. Was Freibadbetreibern nicht gefallen haben dürfte, ließ Landwirte etwas aufatmen.
Flirrende Hitze machte den Bäumen und Feldern der Region auch im vergangenen Jahr wieder zu schaffen. Immerhin: Der Sommer war weitaus niederschlagsreicher als noch 2018. Archivfoto: A. Becher
Von Lorena Greppo
BACKNANG. Nach einem rekordverdächtig warmen und trockenen Jahr 2018 hieß es 2019 oftmals: Endlich wieder ein normaler Sommer! Doch von normal kann nicht die Rede sein, denn auch 2019 gehörte gemäß der Auswertungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) zu den wärmsten Jahren seit Beginn der Aufzeichnungen – genauer gesagt war es das drittwärmste. Noch höhere Temperaturen wurden lediglich 2013 und 2018 verzeichnet. Die Messdaten der Wetterstation in Großerlach-Mannweiler bestätigen dies. Mit einer Durchschnittstemperatur von 10,1 Grad Celsius liegt das Jahr 2019 deutlich über der der Referenzperiode für den vieljährigen Mittelwert (1961–90): Die Abweichung beträgt 2,3 Kelvin.
Niederschlag verteilte sich gleichmäßiger als noch 2018
Die Höchsttemperatur wurde am 25. Juli erreicht: Das Thermometer kletterte an jenem Tag auf 35,1 Grad. Damit kann man sich noch glücklich schätzen, denn an anderen Orten in Deutschland wurden an mehreren Tagen Temperaturen über 40 Grad gemessen. Der Juli 2019 gehe „in die meteorologischen Geschichtsbücher ein“, sagte DWD-Sprecher Andreas Friedrich. Insgesamt weist die Wetterstation in Großerlach für 2019 acht besonders heiße Tage auf, an denen es mehr als 30 Grad hatte, die 25-Grad-Marke wurde hingegen an 45 Tagen im vergangenen Jahr überschritten.
Warum also kam der Sommer 2019 vielen gar nicht so außergewöhnlich vor? Zum einen dürfte das wohl daran liegen, dass das Vorjahr die Messlatte ziemlich hoch gelegt hat. Zum anderen trübte auch der Niederschlag den Eindruck vieler. Vor allem die Land- und Forstwirte hatten angesichts der monatelangen Trockenperiode 2018 geächzt, für sie hat sich die Situation im Sommer 2019 gebessert. Zwar regnete es nicht wesentlich mehr, allerdings kam der Regen „gleichmäßiger verteilt, das hat dem Getreide gutgetan“, schätzte Jürgen Maurer, Vorsitzender des Bauernverbands Schwäbisch Hall/Hohenlohe/Rems die Situation ein. Folglich waren auch die Erträge beim Getreide wieder besser.
Für die Wälder der Region hingegen konnte Martin Röhrs, bisheriger Forstamtsleiter, keine Entwarnung geben. Die Grundwasserstände in den Leitböden seien seit mehr als 15 Jahren auf ein besorgniserregendes Niveau gesunken und hätten sich seitdem nicht mehr richtig erholt. Der Regen im vergangenen Sommer habe diesbezüglich auch keine einschneidende Veränderung gebracht. Das untermauern auch die Zahlen der Wetterstation in Großerlach: Eine Niederschlagshöhe von 1064,5 Millimetern wird hier ausgewiesen – auch dieser Wert liegt um etwa fünf Prozent unter dem vieljährigen Mittel. Am meisten Regen gab es am 21. Mai mit einer Niederschlagshöhe von 33 Millimetern. Allerdings bestätigt sich Maurers Einschätzung, denn der Regen verteilte sich auf 174 Tage. Somit ist es wenig verwunderlich, dass die Freibäder der Region in der vergangenen Saison deutlich niedrigere Besucherzahlen als noch im Vorjahr verzeichneten. Im Wonnemar in Backnang waren es 2019 etwa 20 Prozent weniger Besucher als noch 2018.
Folgen des Klimawandels sind schon jetzt spürbar
Und als wären es noch nicht genug der überdurchschnittlichen Werte, so stellt auch die Zahl der Sonnenstunden 2019 den vieljährigen Mittelwert in den Schatten: 1979,6 Stunden schlagen als Sonnenscheindauer zu Buche, das sind gut 350 Stunden mehr als der Wert des vieljährigen Mittels (1629 Stunden). Diese Sonnenstunden verteilen sich auf insgesamt 312 Tage, was im Umkehrschluss bedeutet: An 53 Tagen bekamen die Menschen in der Region die Sonne nicht zu Gesicht. Mit 15,1 Stunden Sonnenschein war der 28. Juni im vergangenen Jahr der hellste Tag.
Für den Deutschen Wetterdienst sind die Zeichen untrüglich: „Der Klimawandel ist auf der Überholspur“, sagte dessen Sprecher Andreas Friedrich anlässlich der Vorstellung der Jahresbilanz. Rückblickend auf die vergangene Dekade habe man neun der zehn wärmsten Jahre, die je in Deutschland gemessen wurden, erlebt. „Das ist kein Zufall.“ Die Folgen zeichnen sich schon jetzt ab. Martin Röhrs hat sie bei seiner Arbeit in den Wäldern der Region deutlich gesehen. „An Südhängen sterben inzwischen alle Baumarten ab“, erklärte er. Die Witterung biete zudem dem Borkenkäfer gute Bedingungen. Inzwischen sei man dazu übergegangen, Baumarten wie Eichen, nordamerikanische Douglasien oder Robinien zu pflanzen, da diese mit der Trockenheit des Bodens besser zurechtkommen. In den Weinbergen wurde mancherorts eine Tröpfchenbewässerung installiert. Günther Ferber, der Vorsitzende der WG Aspach, erklärte: „Unsere Sommer werden nicht mehr regenreicher werden.“