Einbrecher haben Uhren im Visier

Bereits 45 000 Euro Schaden in nur wenigen Tagen bei Wohnungseinbrüchen – Aber : 2018 gehen in Stuttgart Fallzahlen weiter zurück

Von Wolf-Dieter Obst

Einbruch - Armbanduhren scheinen für Einbrecher derzeit eine begehrte Beute zu sein. In der Regel liegen die teuren Stücke offen in der Kommode – und lassen sich schnell zu Geld machen. Meistens.

Stuttgart Einbrecher kommen ja oftmals zu zweit – aber dann mit einem solchen Komplizen . . .? Dieser Fall in einem Wohngebiet in Untertürkheim ist auch für die Polizei ungewöhnlich. Die Beamten wurden am Samstagabend von einem Wohnungseinbruch in Atem gehalten, nachdem ein Bewohner einen Einbrecher an seinem Küchenfenster entdeckt und überrascht hatte. Der nahm mit seinem auffälligen Begleiter Reißaus, es folgte eine Fahndung mit Polizeihund und Hubschrauber.

Das Wohnhaus an der Hettichstraße in Untertürkheim lag im Dunkeln, als ein etwa 1,75 Meter großer, schlanker und sportlicher Täter mit einem Hebelwerkzeug an einem Fenster herumhantierte. Er hatte einen Aufpasser dabei – der allerdings auch nicht rechtzeitig bemerkte, dass der Einbruchsversuch bemerkt worden war. Der heimkehrende Wohnungsinhaber sah den Vorfall und schrie die dunklen Gestalten an. Beide flüchteten in Richtung einer Bushaltestelle.

Was die Täter in diesem Fall erbeuten wollten, ist unbekannt. Dennoch wird augenfällig, dass die Wohnungseinbrecher in Stuttgart und der Region derzeit besonders gerne zu Armbanduhren in den Kommoden und Schubladen greifen. Eine Auswertung der Kriminaldatenbank unserer Zeitung zeigt, dass bei den letzten Einbrüchen teilweise ausschließlich Uhren erbeutet wurden. Das scheint lohnenswert: Bei fünf Einbrüchen zwischen Vaihingen und Untertürkheim kam in gut einer Woche ein Gesamtwert von etwa 45 000 Euro zusammen.

„Das ist dem Fachdezernat ebenfalls aufgefallen“, sagt Polizeisprecher Martin Schautz, „aber mögliche Zusammenhänge lassen sich bisher nicht erkennen.“ Liegt es daran, dass Uhren geschätzte Sammelartikel sind – und sich auch mittelpreisige Uhren noch gut verhökern lassen? Dass sie im Schlafzimmer im Nachtschränkchen oder in der Kommode leicht zu finden sind?

Einbrecher haben einen Uhrentick: Könnte man bei Fällen in der Innenstadt und in Untertürkheim vielleicht noch von einem zufälligen Fund sprechen, so können bei einem Vorgang im Stadtbezirk Vaihingen auch Einbruchsexperten der Kripo ins Grübeln kommen: In einem Einfamilienhaus wurden mehrere Armbanduhren für mehr als 1000 Euro erbeutet – nicht minder wertvolle und leicht transportable Gegenstände wie Smartphone oder Tablet blieben dagegen zurück.

Was mit den Uhren passiert – dazu gibt es allenfalls eine Ahnung, weil selten die Täter ermittelt werden. Vor einigen Tagen allerdings wurde bei einem Goldhändler in der Kronprinzstraße in der Stuttgarter Innenstadt ein junger Mann festgenommen. Der hatte mehrere goldene Uhren zum Ankauf angeboten. Ein Mitarbeiter schöpfte Verdacht, der 22-Jährige wurde festgesetzt. Bei den Ermittlungen stellte sich heraus, dass die Uhren aus einem Wohnungseinbruch in einem kleinen Stadtteil von Schwäbisch Gmünd stammten. Ob der 22-Jährige selbst der Einbrecher war, ist vorerst unklar. Der junge Mann kam auf freien Fuß.

Es muss nicht immer der Schmuckhändler sein, der Einbrecher entlarvt: „Aufmerksame Nachbarn sind ein erstklassiger Einbruchschutz“, sagt Ordnungsbürgermeister Martin Schairer, der am Montag mit Polizeipräsident Franz Lutz eine neue Präventionskampagne vorstellte. Das Sozialkapital Nachbarschaft, so Schairer, könne nicht hoch genug eingeschätzt werden.

Die Nachbarn und ein verbesserter Einbruchschutz scheinen in Stuttgart zu wirken. „Nach dem derzeitigen Trend dürfte die Zahl der Wohnungseinbrüche auch 2018 zurückgehen“, sagt Polizeipräsident Lutz. „Wenn es so bleibt, dann hätten sich die Zahlen nach vier Jahren sogar halbiert.“

Ein Blick in interne Polizeistatistiken zeigt, dass derzeit etwa 570 Fälle registriert sind. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren es 662 Einbrüche. Allerdings gibt es mit dem Rückgang nicht unbedingt weniger Schaden. Zuletzt waren es 3,55 Millionen Euro.

Der Einbrecher in Untertürkheim und sein Begleiter konnten unerkannt entkommen. Bei besagtem Komplizen handelt es sich um einen mittelgroßen, etwa 15 Kilogramm schweren Hund. Ob der seinem Herrchen im Notfall den Rücken freihalten sollte? Jedenfalls scheint er eine Spürnase für den richtigen Fluchtweg gehabt zu haben.https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.wohnungseinbrueche-in-stuttgart-unter-der-dusche-wehrlos-gegen-einbrecher.b9cce3dc-4341-48b3-8ca9-0616d92a45df.htmlhttps://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.wohnungseinbruch-in-stuttgart-einbrecher-machen-sommerpause.fbf36b86-f886-4168-bfc6-1d0c2b9804c7.htmlhttps://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.wohnungseinbruch-in-stuttgart-einbrecherbande-aus-moldawien-ausgehoben.e4bec8f1-e0cf-4fee-9d7c-d8457f6887c3.html