Porsche stellt seinen neuen Luxus-SUV vor. Extreme Beschleunigung und ein KI-Assistent sollen „eine neue Ära“ beim Sportwagenhersteller einleiten. Auch der Preis ist jetzt bekannt.
Der erste elektrische Porsche Cayenne.
Von Veronika Kanzler
Der Porsche Cayenne Electric bekommt die größtmögliche Bühne, die es im 21. Jahrhundert gibt: das Internet. Vorerst müssen sich Luxus-SUV- Interessierte am Mittwoch damit begnügen, den zweiten elektrischen Geländewagen des Sportwagenherstellers auf dem Bildschirm zu sehen. Drei Tage später wird das neue Fahrzeug dann auf dem Icons of Porsche Festival in Dubai präsentiert.
Im Livestream auf der Videoplattform Youtube und auf der beruflichen Netzwerkplattform LinkedIn präsentiert der Sportwagenhersteller aus Zuffenhausen vor durchschnittlich 8000 Zuschauern mit einem englischen Werbevideo das neue Modell. Die Mission ist klar: Der Cayenne Electric soll Porsche aus der Absatzkrise fahren. Kein Wunder also, dass nun zur Vorstellung des neuen Modells die Rede vom Beginn einer neuen Ära ist. Der scheidende Porsche-Chef Oliver Blume verspricht „Performance in einer völlig neuen Dimension“.
Im Porsche Cayenne Electric kann der Beifahrer Filme schauen
So erreicht das tonnenschwere Auto in der Turbovariante 100 km/h in 2,5 Sekunden. Zudem kommt mit dem SUV-Flaggschiff sehr viel mehr Software in das Fahrzeug: wie beispielsweise ein KI-Assistent, der auch komplexe Anfragen verstehen soll. Außerdem gibt es die Möglichkeit, dass der Beifahrer auf einem eigenen Display Spiele zockt oder Filme schaut. Das ist neu bei Porsche; allerdings sind diese Features bei anderen Herstellern inzwischen Standard.
Porsche enthüllt Cayenne Electric scheibchenweise
Etliche Details waren bereits im Vorfeld der Weltpremiere bekannt. Über mehrere Monate hinweg enthüllte Porsche scheibchenweise Details, inszenierte das Modell als technologischen Meilenstein. Vor allem der Preis und die Karosserie fehlten zum vollständigen Bild.
Zum Start gibt es zwei Varianten, die sich im Basispreis um 60.000 Euro unterscheiden. In Deutschland startet der Preis für den elektrischen Cayenne bei 105.200 Euro. Die Turbovariante kostet in der Basisversion 165.500 Euro.
Technische Daten des Porsche Cayenne Electric und des Cayenne Electric Turbo
Lesen Sie hier, wie das Cockpit des elektrischen Porsche Cayenne aussieht.
Der scheidende Vorstandschef Oliver Blume betonte mehrfach, dass das bisherige Geschäftsmodell nicht mehr funktioniert. Der elektrische Cayenne steht dabei mitten im Spannungsfeld: Zwei der drei zentralen Problemfelder, die Blume identifiziert hat, betreffen ihn direkt – die schleppende Transformation zur Elektromobilität und der Einbruch des Luxusmarkts in China. Hinzu kommen Belastungen durch Zölle und Währungseffekte in den USA.
Porsche verzeichnete 2024 einen Gewinnrückgang von 30,3 Prozent auf rund 3,6 Milliarden Euro. Im Jahr 2025 verschärfte sich die Situation dramatisch: Das Ergebnis nach Steuern brach in den ersten neun Monaten um 95,9 Prozent auf nur noch 114 Millionen Euro ein.
Porsche investiert Milliarden und kassiert operativen Verlust
Da das Unternehmen wohl selbst nicht an eine schnelle Besserung der wirtschaftlichen Lage glaubt, reagierte Porsche im Frühjahr 2025 mit einem Strategiewechsel: Anders als geplant, soll etwa der bisherige Cayenne auch weiterhin angeboten werden. Dafür nimmt Porsche Milliarden Euro in die Hand. Die Investitionen für neue Modelle mit Verbrennungsmotor und Hybridantrieb verursachten im dritten Quartal 2025 einen operativen Verlust in Höhe von 900 Millionen Euro.
Immerhin: der Anteil elektrifizierter Fahrzeuge, also Plug-in-Hybride und reine E-Autos, lag bei Porsche im dritten Quartal 2025 bei etwa 35 Prozent, wobei reine E-Autos 23 Prozent ausmachten. Im Vergleich dazu stellen bei Mercedes im selben Zeitraum elektrifizierte Fahrzeuge insgesamt 21,8 Prozent am Gesamtabsatz dar. Davon sind 9,7 Prozent reine E-Autos.
Der Cayenne war für Porsche schon einmal ein Wendepunkt. Mit der Einführung 2002 öffnete sich die Sportwagenmarke dem SUV-Segment und legte den Grundstein für ihren wirtschaftlichen Erfolg. Heute ist der Cayenne das meistverkaufte Modell. Die elektrische Version soll diese Rolle in einer Phase übernehmen, in der die Transformation zur Elektromobilität langsamer verläuft als geplant, und muss sich erneut bewähren – unter deutlich schwierigeren Bedingungen.
Der Cayenne Electric misst 4,98 Meter und ist damit 5,5 Zentimeter länger als das ältere Modell mit Verbrennungsmotor.
Der Radstand ist etwa 3 Meter lang, das bedeutet ein Plus von 13 Zentimetern im Vergleich zum Verbrenner. Dadurch ergibt sich unter anderem mehr Platz im Innenraum.
Den Cayenne Electric gibt es vorerst in zwei Varianten, hier die Turbo-Version.
Beide Varianten können erstmals induktiv laden. Das Feature ist allerdings nicht serienmäßig und muss extra dazu bestellt werden.
Das „Herzstück“ im Innenraum des neuen Porsche Cayenne Electric ist das sogenannte Flow Display in der Mitte des Amaturenbretts. Mit Hilfe der Biegung lässt sich die Fläche virtuell in einen oberen Anzeige- und einen unteren Bedienbereich gliedern.
Bis zu drei Bildschirme sind im neuen Cayenne verfügbar. Ihre Fläche ist zusammengerechnet 50 Prozent größer als im verbrennungsmotorischen Cayenne und so groß wie in keinem Porsche zuvor.
Der Beifahrerdisplay misst 14,9 Zoll und kostet extra. Wer es sich dazu kauft kann über den eigenen Bildschirm etwa die Navigation steuern, Filme streamen oder Spiele spielen.
Angenehm: Trotz Touch-Bedienung verzichtet Porsche beim neuen Cayenne nicht auf Tasten: Zwischen Ferry-Pad und Screen sind Hebel für Temperatureinstellung und Intensität sowie eine Rolle für die Lautstärke.