Eine Ode an den Grinch und die Zuschauer

Laufend BKZ Der Silvesterlauf ist geschafft und das Training der Laufend-BKZ-Gruppe hat sich gelohnt. Trotzdem haben auch die Zuschauer einen großen Anteil am Erfolg der Läufer, findet die Volontärin unserer Zeitung Carolin Aichholz, die zum ersten Mal mitgelaufen ist.

Eine Ode an den Grinch und die Zuschauer

Hinter einem Grinch und einem Schneemann macht sich Volontärin Carolin Aichholz unauffällig auf den Weg. Foto: Tobias Sellmaier

Von Carolin Aichholz

Wer kennt es nicht? Man bereitet sich monatelang auf ein Ereignis vor, fiebert ihm entgegen – und dann ist es so schnell vorbei. Seit September haben wir uns als Gruppe mit mehr als 50 Teilnehmern anfangs wöchentlich, später auch mehrmals pro Woche getroffen, um auf das eine große Ziel zu trainieren: den Silvesterlauf.

Wir haben jeweils rund 45 Laufeinheiten absolviert und uns dabei alle besser kennengelernt. Gemeinsam erzielten wir Fortschritte und Erfolge, haben jeweils aber auch Rückschläge eingesteckt. Verletzungen, Krankheiten und allerlei leichtere und schwerere Zipperlein haben uns immer wieder gequält, aber geteiltes Leid wurde manchmal auch zum halben Leid.

Mit insgesamt 47 Läufern sind wir als größte Gruppe in den Hauptlauf gestartet. Wir sind auch für diejenigen mitgelaufen, die monatelang mittrainiert hatten und dann krankheits- oder verletzungsbedingt doch nicht starten konnten. Viele von ihnen haben uns angefeuert und darum muss ich hier auch eine Lanze für die unterschätzten Akteure des Silvesterlaufs brechen, die auch den größten Teil der Menschenmassen ausmachen: die vielen Zuschauerinnen und Zuschauer. Sie verharren tapfer bei Wind und Wetter am Straßenrand, verteilen sich fast über die gesamte Strecke und machen es vor allem für die Läufer so angenehm wie möglich.

Die Motivation steht am Straßenrand

Der musizierende Karnevalsverein, Zuschauer mit allerlei Rätschen, die Kommentatoren, Jürgen Baumann mit der berühmten Kuhglocke und alle klatschenden und schreienden Frauen, Männer und Kinder am Wegesrand sind der Motor des Silvesterlaufs, der sogar die schwierigsten Wetterbedingungen erträglich macht. Die Stimmung konnte ich bisher schon als Zuschauerin erahnen, als mitlaufende Teilnehmerin entfaltet sie sich dann noch mal in all ihrer „Magie“. Mein Glück war, dass Teile meiner hoch motivierten Familie sogar einen Motivationsremix für mich „komponiert“ hatten, der immer abgespielt wurde, wenn ich mich die Marktstraße hochquälen musste. Danke dafür an meine Fans, die vier Generationen und eine beachtliche Altersspanne von vier bis 84 Jahren umfasst haben. Ein lautes „Dankeschön“ richte ich darum stellvertretend für alle Läuferinnen und Läufer an die vielen Familienmitglieder, Freunde, Bekannten oder auch völlig Fremden, die uns beim Laufen angefeuert haben. Unser Durchhalten und unseren Erfolg haben wir auf jeden Fall auch euch zu verdanken!

Der Puls steigt schon vor dem Start

Apropos Erfolg: Mein Silvesterlauf war ein voller Erfolg, denn ich habe das Ziel erreicht. Mit meiner Zeit (01:00:45) bin ich mehr als zufrieden, denn das Durchkommen war für mich nicht ganz so gewiss, die Generalprobe am zweiten Weihnachtsfeiertag lief sehr schlecht. Nach 3,5 Kilometern war für mich Ende und ich musste abbrechen. Dass das wirklich nichts bedeuten muss, konnte ich am Sonntag sehen.

Wir haben uns als Team vorbereitet, aufgewärmt, letzte Tipps unserer Trainerin Brigitte Würfel bekommen, die „alten Hasen“ haben den aufgeregten „Neulingen“ ein bisschen Mut zugesprochen. Als wir gemeinsam mit 700 weiteren Läufern am Start auf den Startschuss gewartet haben, stieg bestimmt nicht nur bei mir der Puls an, ohne überhaupt einen Meter gelaufen zu sein.

Beim Lauf habe ich mich wie in einer Mischung aus Freizeitpark und Volksfest gefühlt. Eine Prinzessin, ein Schneemann, ein Grinch und ein Dinosaurier begeisterten vor allem die zuschauenden Kinder. Feuerwehrleute und Sportler, die in ihrer vollen Ausrüstung laufen, haben meinen größten Respekt. Schon normal gekleidet ist die Strecke durchaus eine große Herausforderung, mit schwerer Ausrüstung muss es wirklich unfassbar anstrengend sein.

Carolin Aichholz nimmt einen Halbmarathon ins Visier

Aber auch das macht den Silvesterlauf aus: kreative Läufer, wohin das Auge reicht. Und die Schnapsausgabe mit musikalischer Untermalung, die das eher zuschauerarme Tief der Talstraße ein wenig erträglicher macht. In der zweiten Runde hatte ich die größten Probleme, denn mit all den neuen Erfahrungen muss man zunächst den eigenen Rhythmus wieder neu finden, doch auch das hat glücklicherweise geklappt.

Ich freue mich für jeden, der diese Erfahrung in den kommenden Jahren selbst machen will, sofern es die eigene Gesundheit zulässt. Besonders sinnvoll ist natürlich ein professionell begleitetes Training, wie wir es als Laufend-BKZ-Gruppe gemacht haben, denn Brigitte Würfel bekommt sicher (fast) jeden fit für die zehn Kilometer. Das Training in der Gruppe spornt an, Ausreden sind schwerer zu finden und jedes Treffen macht Spaß und schafft Vorfreude. Ich selbst bleibe auf jeden Fall auch dran, meinen Trainingsplan für einen etwaigen Halbmarathon (wenn alles gut „läuft“) habe ich mir an Neujahr zusammengestellt.

Für mich und für alle, die am Sonntag nicht mitlaufen konnten, weil es die gesundheitlichen Umstände nicht zugelassen haben, freue ich mich auf den nächsten Silvesterlauf und eine neue Chance für uns alle. Außerdem freue ich mich darauf, dass möglichst viele daran teilnehmen werden – ob als Zuschauer oder Läufer, jeder kann den für sich passenden Platz finden.

Eine Ode an den Grinch und die Zuschauer

Beim Zieleinlauf hoch konzentriert, die Freude folgte gleich darauf. Foto: Alexander Becher