Wie geht es weiter zwischen Israel und Iran? In der ARD-Talkrunde ist sogar die Chance von Verhandlungen genannt worden.
Wie geht es weiter zwischen Israel und Iran? In der ARD-Talkrunde von Caren Miosga ist sogar die Chance von Verhandlungen genannt worden (Archivfoto).
Von Christoph Link
Die Unsicherheit ist jetzt auf allen Seiten groß, der Konflikt eskaliert, aber die Regierungen in Teheran und Jerusalem müssen beide den unbekannten Faktor „Donald Trump“ berücksichtigen: Im ARD-Talk von Caren Miosga am Sonntag meinte die ARD-Korrespondentin Sophie von der Tann aus Israel, dass der Militärschlag der Israelis gegen den Iran am Freitag eine „geheimdienstlich und militärisch schon ziemlich große Leistung“ gewesen sei, denn man habe es wohl geschafft, dass sich die führenden Militärs des Irans treffen und dann die Chance genutzt sie anzugreifen und zu töten. Der erste Erfolg ist das eine, ihm folgt aber der Rückschlag der Iraner mit tödlichen Raketeneinschlägen in Tel Aviv und Jerusalem. Das relative Sicherheitsgefühl, das die Israelis wegen ihrer sehr guten Luftabwehr gehabt hätten, sagte von der Tann, sei doch wegen der Einschläge von iranischen Raketen „schon sehr erschüttert“ worden.
„Spion Israels“ als Vorwand
Auf der anderen Seite gehört auch die Bevölkerung des Iran zu den Leidtragenden, es gebe dort keine Luftschutzbunker für die Zivilisten, bemerkte die deutsch-iranische Journalistin Isabel Schayani. Sie glaube, es gebe jetzt so etwas wie „ein leichtes Erwachen“ bei der iranischen Bevölkerung: „Man hatte so eine Naivität am Freitag und gedacht, die Israelis lassen die Zivilisten in Ruhe, die machen nur militärische Ziele.“ Parallel zur Bedrohung durch Israels Luftangriffe bestehe die Gefahr, dass das Regime der Mullahs jetzt den repressiven Druck auf das eigene Volk erhöhe, schon bei den Protesten junger Frauen 2022 sei der Verdacht, man sei ein Spion Israels, als Vorwand für Verhaftungen und Hinrichtungen genutzt worden. Der CNN-Korrespondent Frederik Pleitgen ergänzte, dass viele im Iran jetzt sagten, dass sie ihre Regierung „nicht mögen“, aber dass sie sich auch von Israels Premier Benjamin Netanjahu nicht sagen lassen wollten, dass sie nun einen Aufstand starten müssten.
Regime fasst wieder Tritt
Das Regime in Teheran selbst fasse nach dem ersten Schock mit der Ausschaltung militärischer Führungskräfte durch die Israelis jetzt langsam Tritt, meinte Pleitgen und man müsse auch noch in den nächsten Tagen und Wochen mit weiteren iranischen Luftangriffen auf Israel rechnen. Iran besitze noch mehrere Tausend ballistische Raketen sowie Drohnen. Er habe selbst bei den Revolutionsgarden mal solche Raketen gesehen, die hätten teilweise Sprengköpfe von 750 Kilo – damit lege man ein Haus in Schutt und Asche.
Wie die Regierung in Teheran „gesichtswahrend“ aus dem Konflikt wieder heraus kommt, das ist die große Frage, zumal der bisherige Verbündete Syrien ausgefallen ist und ihre Helfershelfer – die Hamas im Gaza, die Hisbollah im Libanon – ebenfalls geschwächt sind. Sowohl Pleitgen aber auch der Islamwissenschaftler Guido Steinberg schlossen nicht aus, dass die Diplomatie jetzt wieder eine Rolle spielt. Steinberg nannte die militärischen Fähigkeiten des Irans anders als Pleitgen „stark begrenzt“, die Ergebnisse von dessen Luftangriffen „bescheiden“. Man müsse davon ausgehen, dass der Iran jetzt in einer Position der Schwäche alles tun werden, um wieder an den Verhandlungstisch zu kommen, meinte Steinberg. „Die einzigen, die das im Moment erst einmal nicht wollen und zwar bis zur Zerstörung des iranischen Atomprogramms, sind die Israelis.“
Lässt Trump Israel hängen?
Aber die Israelis sind unter Druck. Zwar hätten die USA die Luftangriffe auf den Iran „stillschweigend“ geduldet, so Steinberg, aber die USA hätten nicht aktiv mitgemacht und es bestehe schon die Sorge in Jerusalem, dass Trump seinen engsten Verbündeten im Nahen Osten „nur noch halbherzig unterstützt und ihn vielleicht hängen lässt“. Für ein Land, dessen Luftwaffe ausschließlich aus amerikanischen Flugzeugen besteht, ein großes Risiko, zumal Donald Trump unbedingt „einen Deal“ haben will über das iranische Atomprogramm. Dass Trump jetzt vorgeschlagen habe, Russland könne ja zwischen Israel und dem Iran vermitteln, das sei eine „Ohrfeige“ für Netanjahu, meinte Pleitgen. Denn das letzte, was der jetzt wolle, sei ein starker Akteur, zu dem sich die Beziehungen stark abgekühlt hätten.