Brigitte und Alfred Sammet aus Althütte sind seit 50 Jahren verheiratet. Am 12. Mai 1972 gaben sie sich das Jawort. Fotos: privat
Althütte. Die Schwaben sind eigenartig. Tief verwurzelt in Traditionen und gesellschaftlichen Zwängen, besitzen sie ein gut trainiertes Feingefühl, was geht und was nicht. „Was saget doa d’Leit?“, „Was soll dr Nochbr denga?“ und „Ha des macht mer doch ned“. Zwischen diesen Leitplanken plätschert das Leben in so manchem schwäbischen Dörflein dahin. Mitten im Schwäbischen Wald begann die Geschichte der beiden Jubilare Brigitte und Alfred Sammet. Und sie könnte schwäbischer nicht sein.
In den 60ern spielte sich das Dorfleben nicht im Internet, sondern in Gaststätten ab. In der Wirtschaft „Zum Wasserfall“ oberhalb der Hörschhof-Wasserfälle etwa. Noch heute kennt man sie als „Texas-Bar“. Die damalige Besitzerin, charmant Texas-Frieda genannt, war ebenfalls typisch schwäbisch, Köchin, Bedienung, Wikipedia und Google in einem. Und psychologische Betreuerin der Sechselberger Fußballer.
An Spieltagen bekam sie ob dieser Aufgabenfülle Unterstützung von ihrer Nichte samt Töchterchen Brigitte. Kartoffeln schälen, Spätzle schaben und die aufgeregten Spieler bedienen. Da muss es passiert sein. Die junge Aushilfe verguckte sich in den Freddi – den Torwart der Mannschaft. Der bestellte sich vor dem Spiel eine Fanta – das Red Bull der 60er. Dann zogen alle zum Sportplatz und bereiteten der Mannschaft den passenden Rahmen zum Spiel. Danach ging es wieder retour. Spielanalyse in der Texas-Bar. Die verlief immer gleich. Feucht-fröhlich. Auf einer dieser Fahrten fingen die beiden an sich zu küssen, im NSU-Prinz von Sportsfreund „Itzi“. „Ab da waren wir befreundet“, sagen die Jubilare.
Zur Freude von Alfred Sammets Mutter „hot dr Bua endlich oine gfonda“. Und zur etwas weniger großen Freude der Mutter der zukünftigen Braut: „Den nemmsch ned, der sauft.“ Mit der Zeit fanden der gelernte Einzelhandelskaufmann Alfred Sammet und die Auszubildende im Fleischereifachverkauf zueinander und zogen in ihr elterliches Haus in Murrhardt.
Drei Jahre später machte die junge Frau Nägel mit Köpfen und ihrem Freddi einen Antrag. „I han mai Bärle halt wella.“ Am 12. Mai 1972 wurde dann geheiratet. Im „Waldblick“ zu Trautzenbach feierte man mit 60 Gästen bei gemischtem Braten bis tief in die Nacht. „960 Mark hats koschd, d’Rechnung hemmer heit no.“ Die Flitterwochen verbrachte man auf Mallorca.
Ein gutes Jahr später kam Tochter Yvonne zur Welt, man baute neben dem Haus von Alfred Sammets Mutter im Sechselberger Gallenhof und bekam dabei Sohn Frank. Es ging seinen Gang. Schwäbisch. „Mir hend halt schaffa miassa ond zamma an oim Strang ziega.“ Für Selbstverwirklichung gibt es im Schwäbischen kein Wort. Ellen, ein drittes Kind, kam hinzu. Dann „der Sechser im Lotto“, Simon, den Yvonne, die Älteste heiratete. Bald wurden Alfred und Brigitte Sammet Großeltern und sie zur „Nani“. Man baute ein zweites Mal nebenan und überließ das erste Haus der neuen Familie. 2001 begannen die beiden, die BKZ zunächst in Althütte, später in Sechselberg und sämtlichen Teilorten auszutragen. Bis heute. Beide, mittlerweile in Rente, stehen um zwei Uhr nachts auf, um sechs ist die Arbeit getan, dann geht es zu einem zweiten Schläfchen. Dann frühstücken und Mittagessen kochen für die gesamte Familie. Man redet nicht viel miteinander, lässt sich gegenseitig seinen Frieden. Vor allem aber zieht man an einem Strang. Auch und gerade nach 50 Jahren. esa