Die Grünen geben die OB-Kandidatur in ihrer Hochburg kampflos auf. Das zeigt, wie wenig strategisch sie sich in 14 Jahren aufgestellt haben, kommentiert Redakteurin Annika Grah.
Vier grüne Wahlverlierer bei OB-Wahlen in Großstädten: Dieter Salomon (Freiburg), Theresia Bauer (Heidelberg), Lena Schwelling (Ulm) und Veronika Kienzle (Stuttgart).
Von Annika Grah
Eine Erfolgsbilanz sieht definitiv anders aus: In den vergangenen 14 Jahren haben die Grünen zwar das Land regiert. Doch wichtige Posten in grünen Hochburgen haben sie inzwischen teils kampflos aufgegeben.
Nachdem 2018 der Grüne Langzeit-OB Dieter Salomon in Freiburg abgewählt wurde, schockte 2020 sein Stuttgarter Pendant Fritz Kuhn mit der Nachricht, nicht mehr antreten zu wollen und überließ der wenig chancenreichen Veronika Kienzle die Kandidatur. Der Ausgang ist bekannt. Aber selbst Kandidaturen von Spitzengrünen, wie Theresia Bauers Versuch in Heidelberg ins Rathaus einzuziehen oder der von Grünen-Co-Chefin Lena Schwelling in Ulm, blieben ohne Erfolg.
Nun nominieren die Grünen in Freiburg für die OB-Wahl 2026 nicht einmal einen eigenen Kandidaten oder eine eigene Kandidatin. Stattdessen unterstützen sie GEW-Chefin Monika Stein, die die Partei einst verließ. In einer Grünen-Hochburg wie Freiburg ist das ein Armutszeugnis.
Eine gute Personalauswahl fehlt
Die Grünen haben es in 14 Jahren Regierungsbeteiligung im Land nicht geschafft, strategisch Personal aufzubauen. Von 105 Oberbürgermeistern in kreisfreien und Großstädten stellen sie nur noch zwei. Einer der erfolgreichsten Grünen Oberbürgermeister – Boris Palmer – im Land hat sein Parteibuch bekanntermaßen abgegeben. Im Gegensatz zum CSU-regierten Bayern hat kein Landrat und keine Landrätin in Baden-Württemberg ein grünes Parteibuch.
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Das ist keine gute Voraussetzung für die Landtagswahl im kommenden Jahr. Denn dort, wo die Politik die Menschen am direktesten betrifft, wirken zwar viele Grüne in Gemeinde- und Kreisräten mit. Doch die obersten Entscheidungsträger sind andere. Wollen die Grünen ihre Macht im Land dauerhaft sichern, müssten sie das auch vor Ort demonstrieren. Sie hätten in Zeiten der Stärke strategisch Personal an wichtigen Posten aufbauen müssen. Dafür ist es zu spät.