Eine(r) wird gewinnen!

Bürgermeisterwahl Auenwald: Mit großer Spannung erwarten Bürger und Gemeinderäte die Entscheidung am morgigen Sonntag. Die Kandidaten selbst gehen von einem knappen Wahlausgang beziehungsweise jeweils ihrem Sieg aus. Jede Stimme ist wichtig.

Eine(r) wird gewinnen!

Wahlkampf in Auenwald auch per Plakatwerbung. Die drei ernsthaften Kandidaten Kai-Uwe Ernst, Matthias Bacher und Yvonne Bader lächeln seit einigen Tagen Fußgängern und Autofahrern im Gemeindegebiet entgegen, wie hier am Ortseingang von Unterbrüden. Foto: J. Fiedler

Von Florian Muhl

AUENWALD. Die entscheidende Neuwahl des Bürgermeisters oder der Bürgermeisterin morgen in Auenwald ist unglaublich spannend. Wie sehr sich alle drei ernsthaften Kandidaten bei ihrem Wahlkampf ins Zeug gelegt haben, ist allein an der Tatsache zu erkennen, dass sie in den vergangenen Tagen Wahlplakate mit ihrem Konterfei aufgehängt haben. Ein klarer Favorit zeichnet sich nur wenige Stunden vor dem Öffnen der Wahllokale nicht ab. Es sieht nach einer wohl ganz knappen Entscheidung aus. Wer diesmal die meisten Stimmen hat, wird in den kommenden acht Jahren das Sagen in Auenwald haben. Umso wichtiger ist es, dass so viele Bürger wie möglich von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen und ihre Stimme abgeben. Jede einzelne Stimme zählt.

Wie schätzen die Gemeinderäte die Lage kurz vor der Entscheidung ein? Die vier Fraktionen des Gemeindeparlaments haben sich besprochen und sind zu dem gemeinsamen Entschluss gekommen, keine Stellungnahmen zur Bürgermeisterwahl abzugeben. Vor neun Tagen, nachdem der Amtsinhaber Karl Ostfalk seine Kandidatur zurückgezogen und die Hauptamtsleiterin Yvonne Bader sich beworben hatte, hat sich die Bürgerliche Wählervereinigung so geäußert: „Frau Bader ist eine sehr kompetente und engagierte Hauptamtsleiterin. (...) Mit vielen neuen Ideen möchte sie die Zukunft der Gemeinde gestalteten. Aufgrund ihrer langjährigen Verwaltungstätigkeit im Unterbrüdener Rathaus bringt sie als studierte Diplomverwaltungsfachwirtin hierfür sehr gute Voraussetzungen mit.“

Die Mehrheit des Gemeinderats, die Neue Liste Auenwald, die Unabhängige Wählergemeinschaft Auenwald und die Freie Wählervereinigung Auenwald, hatte sich in einer gemeinsamen Stellungnahme am vergangenen Montag wie folgt geäußert: „Wir gehen davon aus, dass viele Faktoren einen Bürgermeister/-in ausmachen. So sind die Leitung und ein guter Umgang mit den Mitarbeitern in der Verwaltung wichtig. So könnte auch die Fluktuation von Mitarbeitern im Rathaus zumindest reduziert werden. Die Leitung und eine gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat. Die Repräsentation von Auenwald nach außen. Ein Bürgermeister/-in muss in der Lage sein, Aufgaben an seine Mitarbeiter so zu delegieren, dass auch beispielhaft gewährleistet ist, dass Anfragen von Bürgern nicht lange Zeit einfach liegen gelassen werden. Und schließlich gibt es für den Bürgermeister/-in neben der Verwaltung und den politischen Gremien die dritte und wohl wichtigste Plattform zur Diskussion der Weiterentwicklung unserer Gemeinde. Die gesamte Bürgerschaft.“ Und weiter: „Wir gehen davon aus, dass es in der Lokalpolitik vor allem um Authentizität geht, nicht um glatt gestriegelte Professionalität. Als Bürgermeister/-in sind die fachliche und persönliche Komponente etwa hälftig-hälftig wichtig. Niemand sollte sich anmaßen, den Souverän, die Wählerinnen und Wähler, zu bevormunden. Diese sind selbst Frau/Mann genug, um zu entscheiden, was für Auenwald passt. Demokraten haben dann das Ergebnis zu respektieren und zu akzeptieren.“

„Am Sonntag ist alles möglich, ich erwarte ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Frau Bader und mir“, sagt Kai-Uwe Ernst. Rückblickend betrachtet findet der 26-jährige Finanzwirt seinen Wahlkampf gut, die durchweg positive Resonanz habe ihn überwältigt. „Die große Unterstützung innerhalb der Gemeinde war und ist mitunter die schönste Erfahrung, welche ich bisher im Wahlkampf sammeln konnte“, freut sich der mit Abstand jüngste Kandidat. „Die vielen Gespräche mit den Bürgerinnen und Bürgern werden mir definitiv in positiver Erinnerung bleiben.“ Den Wahlkampf unter den derzeitigen Kandidaten würde er durchaus als fair bezeichnen.

Was Ernst in den vergangenen Tagen und Wochen bewusst geworden ist, ist folgender Aspekt: „Herr Ostfalk hat mit seiner Politik in den vergangenen Jahren leider dafür gesorgt, dass es bei dem Großteil der Bevölkerung zu Unmut kam.“ Der Wunsch von vielen nach Veränderung, aber vor allem Verbesserung der momentanen Situation sei durch das Wahlergebnis am 14. März deutlich geworden. Der studierte Finanzwirt geht von einer Wahlbeteiligung von etwa 40 bis 50 Prozent aus.

Wenn Matthias Bacher auf seinen Wahlkampf zurückblickt, komme er immer mehr zu folgender Überzeugung: „Diese Gemeinde braucht dringend einen Bürgermeister, der die Dinge aus einem ganz anderen Sichtwinkel betrachtet, technisch versierter, wirtschaftserfahren und nah am Bürger.“ Durch die vielen Begegnungen und Gespräche mit den Menschen, Vereinen und anderen Institutionen habe er viele neue Ideen gewinnen können, um seine Ziele in der Gemeinde zu verwirklichen. „Mit einem klaren Bürgerauftrag am Sonntag an mich will ich die Themen Vereinsarbeit, Verkehrsberuhigung, Stärkung der Jugend, Angebote für Senioren, Gastronomie und Prüfung, wo Einsparungen in der Vergabe von Fremdaufträgen möglich sind, angehen“, kündigt der 58-jährige Maschinenbauingenieur an. Den Wahlkampf habe er als transparent und fair empfunden, „auch wenn sich so manches Plakat von mir in Luft aufgelöst hat“. Etwas optimistischer als Ernst ist er bei der Prognose für die Wahlbeteiligung: „über 50 Prozent“. Und Bacher geht von einem Wahlsieg aus.

„Durch den Rückzug von Herrn Ostfalk und meine Kandidatur ist eine neue Situation entstanden“, sagt Yvonne Bader. „Es fühlt sich deshalb irgendwie nicht an wie ein zweiter Wahlgang. Für mich sowieso nicht“, erklärt die 49-jährige Hauptamtsleiterin. Sie habe sehr viele positive Rückmeldungen bekommen, aber Prognosen seien auf kommunaler Ebene ohne Umfragen sehr schwer. „Sicherlich weiß keiner von uns Kandidaten genau, wo er steht. Es wird spannend“, so die Diplom-Verwaltungswirtin weiter.

Ihren Wahlkampf beurteilt die Hauptamtsleiterin als sehr intensiv. „Ich habe zwar nur eineinhalb Wochen Wahlkampf gemacht, aber da haben wir alles reingepackt, was sich in normalen Wahlkämpfen auf mehrere Wochen verteilt.“ Erfahrungen habe sie viele gute gemacht, mit Menschen, die sie ermutigt und ihr Impulse gegeben und erzählt hätten, wo der Schuh drücke, und Menschen, die sie habe überzeugen können, dass es mit ihr einen Neuanfang geben werde und sie Erfahrung, Kompetenz und die Verbundenheit für den Ort mitbringen würde.

Vehement wehrt sich Bader gegen Annahmen, ihre Kandidatur sei nur die Fortsetzung der Amtszeit von Ostfalk. „Ich bin eine eigenständige Kandidatin, mit eigenständigem Programm und vielen neuen Ideen und Impulsen“, sagt Bader, und weiter: „Wer mich wählt, wählt garantiert kein ,Weiter so‘. Dafür stehe ich. Aber nicht alles war und ist schlecht. Ich will die guten Dinge bewahren und die, die nicht funktionieren, ändern.“