Elliott schaut SAP nun auf die Finger

Unbequemer Investor steigt bei Software-Konzern ein

Hedgefonds - In den Vorstandsetagen vieler deutscher Konzerne hat der Investor Elliott bereits für Angst und Schrecken gesorgt. Nun investiert der Hedgefonds in SAP. Das Walldorfer Unternehmen begrüßt die Investition – die Aktionäre frohlocken.

Walldorf (rtr). SAP bekommt es mit dem gefürchteten Investor Elliott zu tun. Der für seinen harschen Umgang mit Firmenvorständen bekannte Hedgefonds gab am Mittwoch seinen Einstieg bei Europas größten Softwarekonzern bekannt, der nach einem unerwartet starken ersten Quartal seine Gewinnziele anhob. Elliott schlug ungewöhnlich sanfte Töne an und lobte den SAP-Vorstand für seine Strategie. Der Konzern habe sich die richtigen Ziele gesetzt. „Wir sind davon überzeugt, dass das Management-Team von SAP auf ein sehr erfolgreiches Ergebnis zusteuern kann“, sagten Elliott-Partner Jesse Cohn und Portfolio-Manager Jason Genrich. In der oberen SAP-Führungsebene war die Strategie zuletzt indes weniger gut angekommen: Zwei Vorstandsmitglieder kehrten dem Konzern innerhalb weniger Wochen den Rücken, hochrangige Tech-Experten verließen das Unternehmen. Der Walldorfer Konzern äußerte sich nicht konkret zum Einstieg von Elliott und erklärte lediglich: „SAP ist in der glücklichen Lage, dass uns eine Reihe von Aktionären regelmäßig Feedback gibt – wir begrüßen dieses Feedback, das wir ernst nehmen, vor allem, da wir unsere Pläne, unsere Ziele bis 2023 zu erfüllen oder zu übertreffen, vorantreiben.“

Anleger zeigten sich begeistert: SAP-Aktien stiegen im Handelsverlauf um etwa 13 Prozent auf ein Rekordhoch von mehr als 116 Euro.Die Anhebung der Ergebnisziele sei eine Erleichterung, da viele Experten eine Enttäuschung befürchtet hätten, sagte ein Händler. Der Einstieg von Elliott komme als i-Tüpfelchen dazu.

Elliott hatte zuletzt unter anderem beim Industriekonzern Thyssen-Krupp, beim Energiekonzern Uniper und beim Anlagenbauer GEA das Management unter Druck gesetzt. Thyssen-Krupp habe erheblichen Spielraum für Verbesserungen, erklärte Elliott etwa nach dem Einstieg bei ThyssenKrupp im vorigen Jahr. Vorstandschef Heinrich Hiesinger und Aufsichtsratschef Ulrich Lehner räumten später ihre Posten und verwiesen auf eine fehlende Rückendeckung für ihre Strategie. Bis heute ist unklar, wie hoch die Beteiligung von Elliott an Thyssen-Krupp war oder ist.

SAP ist für den Hedgefonds von Paul Singer das erste Technologieinvestment in Europa. Die Beteiligung hat nach Angaben von Elliott einen Wert von 1,2 Milliarden Euro, das sind knapp ein Prozent des aktuellen Börsenwertes des Walldorfer Konzerns von rund 130 Milliarden Euro. In den USA ist Elliott unter anderem am Online-Händler Ebay oder am Computerbauer Dell beteiligt. „Elliott unterstützt die heute bekannt gegebenen Initiativen vollumfänglich“, erklärte der Hedgefonds. Es sei für den Konzern nun an der Zeit, die Früchte aus den vergangenen Investitionen zu ernten.

Vorstandschef Bill McDermott treibt seit zehn Jahren den Wandel von SAP vom reinen Anbieter von Software für Unternehmensplanung zum Cloud-Konzern voran, der Anwendungen als Abo über die Datenwolke verkauft. Unter dem Strich schrieb SAP einen Verlust von 108 Millionen Euro nach einem Plus von 708 Millionen vor Jahresfrist. Der bereinigte Betriebsgewinn stieg indes währungsbereinigt um 13 Prozent auf 1,47 Milliarden Euro – mehr als Analysten erwartet hatten. Der Umsatz kletterte um 16 Prozent auf 6,12 Milliarden Euro.

Elliott hatte zuletzt unter anderem das Management bei Thyssen-Krupp unter Druck gesetzt