Endlich bereit für den ersten Einsatz

Vieles musste im vergangenen Jahr wegen Corona pausieren, auch die Ausbildung junger Feuerwehrleute gehörte dazu. Deshalb fanden in Backnang dieses Jahr gleich zwei Grundausbildungslehrgänge statt. Bei einer Schauübung zeigten die 37 Absolventen nun ihr Können.

Endlich bereit für den ersten Einsatz

Die Drehleiter wird für den Löschangriff vorbereitet. Für die Schauübung hatten sich die Ausbilder verschiedene Szenarien einfallen lassen, mit denen die Nachwuchskräfte bei einem Einsatz konfrontiert sein könnten.Fotos: T. Sellmaier

Von Kornelius Fritz

Backnang. Mit Blaulicht und Martinshorn biegt am Samstagnachmittag ein Feuerwehrfahrzeug nach dem anderen in die Schlachthofstraße ein. Großeinsatz auf dem Gelände der Stadtwerke Backnang. In einer Lagerhalle brennt es, auf dem Dach eines Gebäudes steht eine Frau und ruft um Hilfe. Hinter dem Haus liegt eine Person eingeklemmt unter einem Container, ein weiterer Mann sitzt zusammengesunken auf einem Gabelstapler und ist nicht mehr ansprechbar. Auch jede Menge Schaulustige haben sich bereits versammelt. Anders als üblich werden diese heute aber nicht von den Wehrleuten auf Abstand gehalten, sondern dürfen den Einsatz hautnah beobachten. Denn zum Glück ist alles nur gespielt. Die Schauübung ist der offizielle Abschluss der Grundausbildung für 37 junge Feuerwehrfrauen und -männer. Nachdem am Vormittag die Letzten ihre Prüfung bestanden haben, dürfen sie hier noch einmal alles zeigen, was sie an zwölf Abenden und vier Samstagen gelernt haben.

Lehrgangsleiter Jens Eckstein ist froh, dass er wieder Nachwuchskräfte ausbilden kann. Im vergangenen Jahr hatte die Feuerwehr alle Lehrgänge im Backnanger Raum abgesagt. Das Risiko, dass ein Coronaausbruch die Einsatzfähigkeit der umliegenden Wehren gefährdet hätte, war zu groß. Für viele junge Leute, die aus den Jugendfeuerwehren zu den Aktiven wechseln wollten, hieß es also erst einmal warten. „Das ist natürlich frustrierend“, weiß Eckstein. Deshalb hat die Feuerwehr die Lehrgangsplätze in diesem Jahr verdoppelt, auch wenn die zeitliche Belastung für die ehrenamtlichen Ausbilder dadurch enorm war: „Etwa 20 Ausbilder waren insgesamt 1400 Stunden im Einsatz“, rechnet Jens Eckstein vor.

Dass sich der Aufwand gelohnt hat, können die Zuschauer, unter ihnen auch Oberbürgermeister Maximilian Friedrich, am Samstag bezeugen. Denn obwohl sich die Ausbilder knifflige Aufgaben haben einfallen lassen, arbeiten die Nachwuchskräfte aus Backnang, Althütte, Aspach, Oppenweiler, Burgstetten, Kirchberg an der Murr und Leutenbach schon routiniert zusammen. Während ein Trupp zum Löschangriff in die allerdings nicht wirklich brennende Lagerhalle vorrückt, kühlen andere mit dem Wasserschlauch die Fassade des Nachbargebäudes, um ein Übergreifen der Flammen zu verhindern. Ein drittes Team schleppt derweil eine schwere Saugpumpe zum Murrufer, um Löschwasser aus dem Fluss zu pumpen. Wichtig sei, dass ein Rädchen ins andere greife, erklärt Daniel Roth, Pressesprecher der Backnanger Feuerwehr. Dafür brauche es eine klare Aufgabenverteilung durch den Einsatzleiter und die Gruppenführer: „Was sie befehlen, wird gemacht. Diskutieren kann man hinterher.“

Jens Eckstein zeigt sich am Ende sehr zufrieden mit den 37 Novizen: „Ich würde jeden von ihnen mit zum Einsatz nehmen.“ Klar ist aber auch: Das Lernen hört nicht auf. Weitere Lehrgänge, etwa zu den Themen Sprechfunk und Atemschutz, folgen. Und natürlich das praktische Lernen im Einsatz. Dabei werden die Neulinge aber nicht allein gelassen: Jeder von ihnen hat in den ersten Jahren stets einen erfahrenen Truppführer an seiner Seite.