Entdeckung: Schon die Kelten aßen Grünkern

dpa/lsw Stuttgart. Grünkern gilt zwar als modernes Superfood, doch wussten bereits die Kelten das Urkorn-Getreide zu schätzen. Das haben Archäologen nach Angaben der Universität Hohenheim bei Ausgrabungen in der Nähe von Stuttgart herausgefunden. Bislang habe die Geschichte des Grünkerns nur bis ins 17. Jahrhundert zurückverfolgt werden können. Das verkohlte Korn aus der Keltensiedlung von Eberdingen-Hochdorf (Kreis Ludwigsburg) sei der älteste bekannte Grünkernfund, teilte das Team um die Archäobotanikerin Marian Berihuete-Azorín und Hans-Peter Stika vom Fachgebiet Molekulare Botanik der Universität Hohenheim am Dienstag mit. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie im „Journal of Archaeological Science“.

Die Experten vermuten, dass die Kelten bereits im 5. Jahrhundert vor Christus in der Not auf das Grünkorn zurückgriffen, das nichts anderes ist als unreif geernteter und über Buchenholzfeuern getrockneter Dinkel. „Es ist zum Beispiel möglich, dass sich das Klima verschlechtert hat“, sagt Stika. „Da droht das Getreide auf den Feldern kaputt zu gehen, wenn man es nicht früh erntet.“

Grünkern hatte den Vorteil, dass es einen Monat früher als der Dinkel geerntet wird - dann also, wenn die Vorräte aus dem Vorjahr knapp werden konnten. Außerdem könnten zumindest Teile der Ernte in Regionen mit kurzen und feuchten Sommern gesichert werden, sagte Stika.

Um zu ihren Ergebnissen zu kommen, kombinierten die Wissenschaftler Ansätze aus der Ethnographie, der Lebensmitteltechnologie und der Archäologie. Unter anderem verglichen sie verkohltes Material aus der traditionellen Herstellung von Grünkern im nordbadischen Bauland mit den Funden. „Der Vergleich der modernen Proben mit den archäologischen Funden zeigte deutliche Übereinstimmungen“, sagte Stika über die bereits vor mehreren Jahrzehnten entdeckten Körner.