Enttäuschung und Kampfgeist

Die fünf abgeschlagenen Kandidaten reagieren unterschiedlich auf ihr Abschneiden.

Enttäuschung und Kampfgeist

Andreas Brunold (links) und Roland Stümke analysieren das Wahlergebnis. Die beiden Kandidaten hatten auf wesentlich mehr Stimmen gehofft. Foto: A. Becher

Von Kornelius Fritz

BACKNANG. Acht Kandidaten waren zur Oberbürgermeisterwahl in Backnang angetreten, doch nur drei von ihnen schafften ein zweistelliges Resultat. Vor allem Stefan Braun hatte an seinem Ergebnis von gerade mal 5,6 Prozent heftig zu knabbern. „Die Enttäuschung ist groß“, bekannte der promovierte Jurist, der sich Siegchancen ausgerechnet hatte. Er habe gehofft, dass die Wählerinnen und Wähler seine Qualifikation und die Berufserfahrung im Ministerium für den ländlichen Raum würdigen. „Damit konnte ich mich aber nicht gegen die Zahl und Größe der Plakate meiner Mitbewerber durchsetzen“, stellte der 56-Jährige fest. Sein Nachteil sei zudem gewesen, dass er von keiner Partei unterstützt worden sei. Dennoch gibt sich Braun kämpferisch und will auch im zweiten Wahlgang noch einmal antreten: „Das Wort aufgeben existiert in meinem Wortschatz nicht.“

Die anderen vier abgeschlagenen Bewerber konnten mit ihren persönlichen Ergebnissen wesentlich besser leben. Julia Papadopoulos, die als Auswärtige angetreten und als Letzte in den Wahlkampf eingestiegen war, bewertete ihren fünften Platz mit knapp drei Prozent der Stimmen sogar als kleinen Erfolg. „Dieser Wahlkampf war für mich auf jeden Fall eine Lebenserfahrung, die ich nicht vergessen werde.“ Angesichts der kurzen Zeit und ihres vergleichsweise geringen Budgets sei kein besseres Ergebnis möglich gewesen. Ob sie beim zweiten Wahlgang wieder antreten wird, wusste sie gestern Abend noch nicht.

Roland Stümke bedauerte vor allem das schlechte Ergebnis von Stefan Neumann: „Das hat er nicht verdient.“ Mit seinem persönlichen Ergebnis könne er leben: „Ich bin als totaler Außenseiter in diese Wahl gestartet. Deshalb bin ich nicht unglücklich.“ Gefreut hat sich Stümke über sein überdurchschnittliches Ergebnis im Plattenwald, wo er lange gelebt hat. Außerdem begrüßt er, dass die Themen, die ihm wichtig sind, wie Klimaschutz oder sozialer Wohnungsbau, im Wahlkampf eine zentrale Rolle gespielt haben. Nach Stefan Neumanns angekündigtem Rückzug will Stümke das Feld Maximilian Friedrich nicht kampflos überlassen und im zweiten Wahlgang erneut antreten.

Andreas Brunold hält sich das noch offen. Sein persönliches Ergebnis von zwei Prozent liegt zwar weit entfernt von der angestrebten Zweistelligkeit, doch das spiele für ihn keine Rolle, erklärte Brunold: „Entscheidend war, dass ich meine Ziele rüberbringen konnte.“ Den Wahlkampf mit acht ernst zu nehmenden Kandidaten hat der Professor für politische Bildung als „Mehrwert für die demokratische Kultur“ empfunden. Allerdings habe sich auch gezeigt, dass es einen signifikanten Zusammenhang zwischen dem Geld- und Materialeinsatz und dem Wahlergebnis gebe.

Marco Schlich trug seinen letzten Platz im Bewerberfeld mit Fassung: „Ich hatte mir zwar etwas mehr erwartet, mein Hauptziel war es aber, das Thema Klimaschutz im Wahlkampf zu positionieren.“ Das sei ihm gelungen, und wenn Maximilian Friedrich sein Versprechen wahr mache, Backnang bis 2035 klimaneutral zu machen, sei er zufrieden. Ob er im zweiten Wahlgang noch einmal antreten wird, ließ Schlich offen.