Erst gefeiert, dann gefeuert: Bobic trifft seinen VfB wieder

Von Von Christoph Lother, dpa

dpa Stuttgart. Am Samstag kehrt Fredi Bobic als Sportvorstand mit Eintracht Frankfurt zurück nach Stuttgart. Als Spieler glänzte er bei den Schwaben, als Manager griff er letztlich zu oft daneben. Der Weg, den die Hessen unter ihm eingeschlagen haben, imponiert dem VfB aber.

Erst gefeiert, dann gefeuert: Bobic trifft seinen VfB wieder

Frankfurts Sport-Vorstand Fredi Bobic. Foto: Uwe Anspach/dpa/Archivbild

Als Spieler verehrt, als Sportchef verjagt. Fredi Bobic hat die Geschichte des VfB Stuttgart über viele Jahre mitgeprägt. Entsprechend spannend wird seine kurzzeitige Rückkehr in die alte Heimat am kommenden Samstag (15.30 Uhr/Sky). Dann ist Eintracht Frankfurt beim starken Aufsteiger in der Fußball-Bundesliga zu Gast - mit Bobic als Sportvorstand und Baumeister eines nun schon mehrere Jahre währenden Erfolgsprojekts.

„Sie sind ein schönes Beispiel dafür, wie man sich in der Bundesliga etablieren kann und dann irgendwann Ambitionen aufs internationale Geschäft haben darf“, sagte VfB-Trainer Pellegrino Matarazzo am Donnerstag über die Hessen. Zuvor hatte schon Stuttgarts Sportdirektor Sven Mislintat betont, dass man „ihnen zu ihrem Weg absolut gratulieren kann“. Wenngleich er einschränkte: „Wenn ich jetzt sage, Frankfurt ist der Weg, denken die Leute gleich wieder, der Mislintat sieht uns in Europa. Das sehe ich eben noch nicht.“

Kurz bevor Bobic im Sommer 2016 bei der Eintracht einstieg, war sie dem drohenden Abstieg gerade noch entkommen. In der Folge führte der heute 49-Jährige sie kontinuierlich wieder nach oben und in die Nähe des Ruhmes alter Tage. Zweimal zogen die Frankfurter unter ihrem damaligen Trainer Niko Kovac ins Finale des DFB-Pokals ein: 2017 verloren sie gegen Borussia Dortmund, 2018 gewannen sie gegen den FC Bayern München. Unter dem von Bobic ausgesuchten Kovac-Nachfolger Adi Hütter stürmten sie in der Europa-League-Saison 2018/2019 von einer magischen Nacht zur nächsten und letztlich bis ins Halbfinale.

Und nicht nur bei der Trainersuche bewies Bobic ein gutes Händchen, sondern auch auf dem Transfermarkt. Die berühmte „Büffelherde“ mit Luka Jovic, Ante Rebic und Sébastien Haller machte den Frankfurtern erst viel Freude und wurde dann gewinnbringend weiterverkauft. Bobic hält nicht nur nach großen Talenten Ausschau, sondern auch nach starken Charakteren. Der Österreicher Martin Hinteregger ist so einer - und in der Defensive der Frankfurter, die genau wie der VfB mit neun Punkten in die Saison gestartet sind, inzwischen einer der Chefs.

In Stuttgart wusste Bobic einst nur als Spieler zu begeistern. Von 1994 bis 1999 stürmte er für den VfB in der Bundesliga, wurde Torschützenkönig und DFB-Pokalsieger - und als Teil des legendären „magischen Dreiecks“ mit Giovane Elber und Krassimir Balakow gefeiert. Es war eine Zeit, die viele VfB-Fans noch heute schwärmen lässt und den jetzigen Machern durchaus als Motivation dient, wie Mislintat zuletzt mehrfach erklärte.

Abseits des Rasens verlief der Weg von Bobic bei den Schwaben allerdings äußerst wechselhaft. Gleich in seiner ersten Saison als Sportdirektor standen Christian Gross, Jens Keller und Bruno Labbadia und damit drei verschiedene Trainer an der Seitenlinie. Kurz nach seiner Beförderung zum Sportvorstand bejubelte Bobic 2013 mit dem Club den Einzug ins DFB-Pokalfinale und die Europa League, kurz nach dem schwachen Start in die Saison 2014/2015 wurde er entlassen.

Sein Herz hänge weiter am VfB, sagte Bobic damals schwer getroffen. Vor allem die Kaderplanung des Ex-Nationalspielers wurde zu jener Zeit kritisiert. Heute gilt sie als eine seiner größten Stärken.