Erste Schritte auf dem Weg zum Hofkindi

In Großhöchberg ist eine Gründungsinitiative entstanden, die einen Hofkindergarten in der Demeter-Gemüsegärtnerei etablieren will. Ideen, Interessenten und ein Träger sind vorhanden. Am Samstag gibt es einen Infotag. Die Gemeindeverwaltung unterstützt die Pläne derzeit nicht.

Erste Schritte auf dem Weg zum Hofkindi

Im Kuhstall oder auf Wiesen und Feldern: Beim geplanten Hofkindergarten dürfen die Kinder fernab von Hektik und Leistungsansprüchen allsinnliche Erfahrungen in der Natur machen. Sie sollen ihre Neugier und Experimentierfreude ausleben können. Foto: privat

Von Nicola Scharpf

Spiegelberg. Der Samen ist gesät: Vor eineinhalb Jahren hat sich in Großhöchberg eine Gründungsinitiative entwickelt, die zunächst die Idee hatte, auf dem Gelände der Demeter-Gemüsegärtnerei von Familie Keimer mit der dazugehörenden Solidarischen Landwirtschaft einen Hofkindergarten aufzuziehen. An Naturnähe und Hektikferne ist die Örtlichkeit kaum zu überbieten: Feld, Wald und Wiese, Bach, Steilhang und Tiere – alles vorhanden. Dass Kinder in diesem Umfeld ihre Kindergartenzeit verbringen dürfen, scheint eine reizvolle Vorstellung zu sein. Interessenten jedenfalls gibt es eine Menge, sagen Julia Keimer von der Gärtnerei, Mutter von vier Kindern und Lehrerin am Gymnasium, sowie die anderen Mütter der Initiative, darunter eine erfahrene Waldorfkindergärtnerin, eine Studentin für Ökolandbau, eine Studentin der sozialen Arbeit. Laut Keimer hat sich ein fester Kern von fünf Müttern gebildet, der dafür Sorge tragen will, dass aus dem gesäten Samen auch ein Pflänzchen entsteht: Es gibt einen gedruckten Flyer, um die Idee des Hofkindergartens vorzustellen und zu verbreiten, der auch auf der Homepage der Gärtnerei abrufbar ist. Für Samstag ist ein Infonachmittag angesetzt, bei dem die Initiative sich, ihre Idee und den Stand der Dinge vorstellen will. Die Mund-zu-Mund-Propaganda klappt ohnehin schon. „Wenn so eine Idee da ist, mit so vielen bedürftigen Leuten, da wird es auch einen Weg geben“, zeigt sich Julia Keimer zuversichtlich.

Ein Träger ist vorhanden, nicht aber die Unterstützung der Gemeinde

Denn die Voraussetzungen zur Gründung sind einerseits vorhanden in Form der Gärtnerei als Gelände für den Hofkindergarten, in Form einer Hütte, die als Schutzraum für die Kinder eingerichtet werden könnte, in Form der gemeinnützigen Genossenschaft Kita-Natura, die bundesweit als Träger für Natur-, Wald- und Bauernhofkindergärten auftritt und auch die Großhöchberger Pläne unterstützt. Andererseits sind die Voraussetzungen nicht vorhanden, da die Gemeinde das Vorhaben aktuell nicht unterstützt. „Solange wir keinen erhöhten Bedarf haben, halten wir uns zurück“, sagt Bürgermeister Uwe Bossert, der den Bedarf an Betreuungsplätzen momentan gedeckt sieht durch den Spiegelberger Waldkindergarten und den kommunalen Kindergarten. Letzterer ist in den zurückliegenden Jahren personell und die Anzahl der Betreuungsplätze betreffend aufgestockt worden. Die Finanzierung, sagt Julia Keimer, ist der Knackpunkt: Wunsch der Initiative ist, dass der Hofkindergarten mit Kita-Natura als Träger als neue Einrichtung in die Bedarfsplanung der Gemeinde aufgenommen wird und sich dementsprechend finanziert über das Land, die Kommune und die Elternbeiträge. Eine Alternative dazu sieht sie in einer Tagesmutterlösung oder in einer eigenständigen, privaten Elterninitiative oder in einem Kindergarten, der zunächst mit einem hohen Elternbeitrag beginnt, der sich dann bewähren kann, und schließlich doch ein Weg mit der Gemeinde an der Seite gefunden wird. „Wir könnten es stemmen, aber dann wird der Elternbeitrag so hoch. Wir möchten aber nicht elitär sein“, bezieht Keimer Position. Klar ist für sie auch: „Ich warte jetzt nicht weiter ab. Ich merke, dass das Interesse an Alternativen zu dem Bestehenden vorhanden ist. Und es reicht weit herum, auch in die umliegenden Gemeinden.“

Konzeptionell will der Hofkindergarten allsinnliche, unmittelbare Erfahrungen in der Natur ermöglichen, so Keimer weiter. Die Kinder können so eine ganzheitliche Wertschätzung für die Natur entwickeln. „Es ist uns außerdem ein Anliegen, Gedanken aus der Waldorfpädagogik einzubringen.“ Fernab von Hektik und Leistungsdruck können die Kinder ihre breit gefächerten Interessen, ihre Neugier und Experimentierfreude ausleben, ihre Selbstwirksamkeit entdecken. In all dem sieht Keimer eine wichtige Grundlage für ein gesundes weiteres Leben, in dem man auch für Krisen gerüstet ist. Der Bezug zur Gärtnerei ist, dass die Kinder, wenn auch unbewusst, wertschätzen lernen, was sie auf ihren Tellern haben. Außerdem können sie die Abläufe des Arbeitsalltags in der Gärtnerei kennenlernen und dadurch echte, authentische Vorbilder erleben und nachahmen. Es gibt eine Ziege, die gerade fünf Zicklein hat, zur Beweidung der Steilhänge. Ab Herbst kommt ein Hühnermobil hinzu. Auf dem Nachbarhof – auch Demeter-zertifiziert – ist der Stall voll Kühe und im Ort leben außerdem noch Pferde und Schafe. Die tiergestützte Pädagogik zielt darauf, dass sich Verantwortungsbewusstsein und Respekt gegenüber dem Tier als anderem Lebewesen entwickeln, Empathie entsteht. Der Kindergarten soll eine Gruppe für Kinder im Alter von drei Jahren bis zum Schuleintritt haben und bei rund 27 Schließtagen im Jahr von 7.30 bis 13.30 Uhr geöffnet haben.

Informieren und mitmachen

Infonachmittag Am Samstag, 31. Juli, findet von 15 bis 18 Uhr eine Informationsveranstaltung auf dem Gelände der Demeter-Gemüsegärtnerei Großhöchberg statt. Eine Anmeldung ist notwendig – per E-Mail an naturkinder@grosshoechberg.de. Die Initiatorinnen berichten über ihre Idee des Hofkindergartens und über den aktuellen Stand der Dinge. Es gibt die Möglichkeit zu einem allgemeinen Austausch.

Im Internet Weitere Infos auf der Homepage der Gärtnerei unter www.grosshoechberg.de/initiative-hofkindergarten.

Der potenzielle Träger Die bundesweit tätige, gemeinnützige Genossenschaft Kita-Natura, die als Träger für Natur-, Wald- und Bauernhofkindergärten auftritt, stellt sich im Internet unter www.kita-natura.de vor.

Mitmachen Finanzielle, fachliche, ideelle Unterstützung ist eine willkommene Hilfe. Wöchentlich finden Treffen statt (Mütter mit ihren Kindern), bei denen die Beteiligten gemeinsam der Idee des Hofkindergartens nachgehen. Mitmachen ist willkommen.