Erstes Backnanger Autokino

Ab Donnerstag können Filmfans im neuen Freilichtkino Etzwiesen Kinoatmosphäre genießen – BKZ unterstützt das Projekt

Film ab heißt es ab Donnerstag, 7. Mai, auf dem Etzwiesenparkplatz in Backnang: Dann startet der Stadtjugendring (SJR) das erste Backnanger Autokino. Beidem Projekt arbeiten Vorsitzender Markus Schildknecht und sein Team mit dem Universum-Kino und MeinBacknang.de zusammen, die BKZ unterstützt das cineastische Unterfangen. Schirmherr ist OB Frank Nopper.

Erstes Backnanger Autokino

Sie sorgten dafür, dass es auch in Backnang ein Autokino geben kann (von links): Armin Holp (SJR-Geschäftsführer), Andreas Schildknecht (SJR-Pressereferent), Julia Eppler (Universum-Kino), Markus Schildknecht (SJR-Vorsitzender), Annegret Eppler (Universum-Kino) und Andrea Rall (SJR-Finanzreferentin). Sie verdeutlichen die Ausmaße der Leinwand, die beim TSG-Areal platziert wird. Foto: J. Fiedler

Von Ingrid Knack

BACKNANG. „Die behördliche Genehmigung liegt vor“, zeigt sich Markus Schildknecht am Montagvormittag erleichtert. Noch vergangene Woche hatte Annegret Eppler vom Backnanger UniversumKino von einem Hürdenlauf gesprochen. Zahlreiche Genehmigungen – vom Ordnungsamt bis hin zum Filmverleih – hieß es einzuholen. Konzepte über Konzepte hatten die Beteiligten zu überdenken: Da sind das Beleuchtungskonzept und das Abstandskonzept, das Einfahrts- sowie das Ausfahrtskonzept und freilich auch das Fluchtwegkonzept. Basis des Veranstaltungskonzepts ist indes nicht nur ein zu jeder Zeit gültiges Sicherheitskonzept, vielmehr muss alles noch mit der derzeitigen Coronaschutzverordnung des Landes abgeglichen werden. Schildknecht: „Das ist bei einem Autokino sehr umfangreich.“ Der Stadtjugendring nahm deshalb eigens eine Beratungsfirma mit ins Boot. Annegret Eppler: „Keiner von uns hat vorher ein Autokino betrieben.“ Der Filmverleih verlangte eine medienrechtliche Unbedenklichkeitsbescheinigung, bei der Bundesnetzagentur musste die Freigabe der UKW-Frequenz beantragt werden, wofür wiederum der genaue GPS-Standort der Location anzugeben war. Schildknecht: „Das geht erst, wenn der Platz genau feststeht.“ Und da standen die Macher des Autokinos nun eines Tages selbst auf dem Platz mit Meterstäben und Infrarotmessgeräten und loteten Abstände und die Dimension einer Notgasse aus. Auch ein zehn Meter langes Geschenkband kam zum Einsatz. Das Gelände wird am Ende mit Bauzäunen abgegrenzt. Weitere Themen sind die Gema-Gebühren und die Beantragung des Open-Air-Status, dies sind allerdings bei Weitem nicht alle Punkte auf der To-do-Liste.

„Wir haben sehr viel gelernt“, beteuert Schildknecht. Annegret Eppler spricht von einer „super Task Force, diese Zusammenarbeit ist sehr fruchtbar“, und dass vor allem die Logistik eine Herausforderung sei. Doch dass sich all die Mühen lohnen, davon ist sie überzeugt. Sie erzählt von Kinofans, die sie bei einem Spaziergang im Wald angesprochen haben. „Wir vermissen das Kino so schrecklich“, so fassten diese ihr Bedauern über die kinolose Zeit in Worte. Immer wieder bekommt sie ähnlich lautende Rückmeldungen und konstatiert: „Man merkt, dass die Leute jetzt kulturell ausgehungert sind.“ Als dann Markus Schildknecht auf die Kinobetreiber-Familie Eppler zukam und sie beim Autokinoprojekt mit dabei haben wollte, gab es keinen Moment des Zögerns.

Die Leinwand ist neun auf fünf Meter groß

Das Autokino ist so konzipiert, dass die Scheinwerfer der Fahrzeuge nicht zum Viadukt, sondern zum TSG-Gelände hin leuchten. Die neun auf fünf Meter große Leinwand, die auch für ein Programm am Nachmittag taugt, wird vor dem TSG-Gelände installiert. 100 Autos können auf dem Areal stehen. Die Besucher, die ihre Karten zuvor online bestellt und vielleicht noch ein Snackpaket dazugebucht haben, müssen ihre Autoscheiben geschlossen halten, auch Cabriofahrer dürfen das Dach nicht öffnen. Pro Wagen kostet das Vergnügen 20 Euro. Dies gilt für bis zu zwei Erwachsene in einem Fahrzeug oder aber für eine Familie mit Eltern und Kindern, die im gleichen Haushalt leben. Eppler: „Die Tickets kann man durchs Fenster scannen.“ Wurde ein Snackpaket dazugebucht, „bekommen wir eine Info“. Nur an dieser nächsten Station darf kurz das Fenster geöffnet werden, ergänzt Schildknecht. Mit einer Greifzange würden die Snacks ins Auto gereicht. Eppler: „Die Tüte kann man mit nach Hause nehmen und als Mülltüte wiederverwenden.“ So wäre auch das Abfallproblem gelöst. Danach weisen Security-Leute die Besucher in ihren jeweiligen Parkplatz ein. Die Fahrzeuge stehen versetzt vor der Leinwand, damit auch jeder gute Sicht hat. Den Ton des Films empfängt man übers Autoradio. So können Anwohner auch nicht belästigt werden. Zudem wird darauf geachtet, dass es bei der Anfahrt zum Gelände und nach der Vorstellung möglichst keine Verkehrsbeeinträchtigungen gibt. Das alles kann nur mithilfe von Sponsoren und Spendern gestemmt werden. Backnanger Spenderfirmen können dafür kleine Werbevideos vor den Filmen zeigen. Falls ein Gewinn eingespielt wird, wollen Veranstalter und Kooperationspartner diesen jeweils zur Hälfte an die Bürgerstiftung Backnang und die Mitgliedsvereine des Stadtjugendrings, die Einbußen durch die Coronakrise haben, weitergeben. Das Autokino soll bis Ende Juni für Filmgenuss in Coronazeiten sorgen.

Info

Los geht es am Donnerstag, 7. Mai, um 20.15 Uhr mit der Komödie „Die Känguru-Chroniken“. Das Känguru zieht bei seinem Nachbarn, dem unterambitionierten Kleinkünstler Marc-Uwe, ein. Doch kurz darauf reißt ein rechtspopulistischer Immobilienhai die halbe Nachbarschaft ab, um mitten in Berlin-Kreuzberg das Hauptquartier der internationalen Nationalisten zu bauen. Das findet das Känguru gar nicht gut. Es ist nämlich Kommunist. Jedenfalls entwickelt es einen genialen Plan. Und dann noch einen, weil Marc-Uwe den ersten nicht verstanden hat. Und noch einen dritten, weil der zweite nicht funktioniert hat. Den Rest kann man sich ja denken. Vier Nazis, eine Hasenpfote, drei Sportwagen, ein Psychotherapeut, eine Penthouse-Party und am Ende ein großer Antiterroranschlag, der dem rechten Treiben ein Ende setzen soll. Der Film wurde nach einer wahren Begebenheit gedreht. (Quelle: Verleih)

„A Toy Story: Alles hört auf kein Kommando“ wird am Freitag, 8. Mai, um 13.45 Uhr gezeigt. Die weiteren Filme und Termine sind auf der Seite backnangerkinos.de zu finden. Zu den Vorstellungen kann auch ein Snackpaket gebucht werden.

Auf einem großen Gelände nahe Frankfurt am Main begann vor 60 Jahren ein Stück deutsche Kinogeschichte. Am 31. März 1960 eröffnete in Gravenbruch, einem Stadtteil von Neu-Isenburg, das deutschlandweit erste Autokino. Das weltweit erste Autokino wurde im Sommer 1933 im US-Bundesstaat New Jersey eröffnet und mit dem Slogan „Jedem seine eigene Loge“ beworben. (Quelle: Leonberger Kreiszeitung)