Erstklassige Berufsorientierung

Gemeinschaftsschule in der Taus: Neben Berufswahlsiegel auch Auszeichnung zur Botschafterschule

Die Gemeinschaftsschule in der Taus hat in diesem Jahr noch einen draufgelegt: Seit 2010 ist sie Jahr für Jahr Träger des Berufswahlsiegels, in diesem Jahr wurde die Schule sogar als Botschafterschule ausgezeichnet. Damit ist die Backnanger Gemeinschaftsschule bundesweit eine von 30 prämierten Schulen, welche diese Auszeichnung tragen.

Von Sarah Schwellinger

BACKNANG. „Mit der Auszeichnung Botschafterschule werden jene Schule ausgezeichnet, die besonders gute Arbeit in der Berufsorientierung leisten“, erklärt Lehrer und Teil des Berufsorientierungsteams (BEO) Alfred Wanning, der bei der Verleihung in Berlin die Gemeinschaftsschule in der Taus mit vertrat. Neben der Gemeinschaftsschule wurde aus Baden-Württemberg nur noch die Friedensschule Schwäbisch Gmünd als Botschafterschule ausgezeichnet. Eingerahmt wurde die Verleihung im Haus der Deutschen Wirtschaft in Berlin durch ein Rahmenprogramm mit dem Schwerpunkt auf inklusiver Berufsorientierung. Dort präsentierten sich zehn ausgewählte Botschafterschulen und informierten über ihre Arbeit und Konzepte in Sachen Berufsorientierung. „Man konnte mal über den Tellerrand hinausblicken“, so Wanning, „und man sieht nun auch, dass wir das gut machen.“ Vor allem, was das Einbinden der Eltern angehe.

Ziel des Netzwerks Berufswahlsiegel, das die Gemeinschaftsschule nun seit acht Jahren trägt, ist, die ausgezeichnete Berufs- und Studienorientierung nach außen sichtbar zu machen und flächendeckend eine hohe Qualität zu erreichen. Deshalb hat das Netzwerk Qualitätsstandards in einem Kriterienkatalog für die Siegelvergabe zusammengefasst und systematisiert.

„So wie es sein soll“, beginnt Karl-Heinz Schulze, Jobcoach an der Gemeinschaftsschule in der Taus, „sind wir im Laufe der Zeit immer besser geworden.“ Man müsse beim Thema Berufswahl stets auffrischen und am Ball bleiben. Das BEO-Team der Backnanger Gemeinschaftsschule orientiert sich stets am Markt: Welche neuen Ausbildungen gibt es? Was wird auf dem Markt gefordert? Haben sich die Anforderungen auf anderen Gebieten geändert?

Auch geht das Team ganz konkret an die Unternehmen und erkundigt sich nach deren Forderungen. Die Gemeinschaftsschule hat sich da schon gute Beziehungen zu Unternehmen in der Region aufgebaut, erweitert sich stets. So konnte die Schule erst kürzlich die Firma Pro Trade Integra Winnenden als Partner gewinnen. Ein Partner, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Menschen mit besonderem Förder- und Unterstützungsbedarf zu beschäftigen und ihnen dadurch eine Perspektive, Zukunft und somit einen festen Platz in der Gesellschaft zu ermöglichen.

Neben der vielen Arbeit die das BEO-Team leistet, ist auch der Einsatz und das Interesse der Schüler gefordert. Doch da gebe es keine Probleme, weiß der Jobcoach. Das meiste läuft bei der Gemeinschaftsschule auf freiwilliger Basis, doch die Schüler nehmen das Angebot eifrig an und beteiligen sich an verschiedenen von der Schule ermöglichten Gelegenheiten wie Messen, am Boys’ und Girls’ Day, Mitmachen Ehrensache, Infomobilen. „Wir geben verschiedene Möglichkeiten, Kontakt zu Betrieben herzustellen.“ Mit Profis Teile eines Hauses bauen? Mit Experten eine Minigolfanlage sanieren? Eine Hütte in Österreich renovieren? Bei der Gemeinschaftsschule in der Taus nimmt die berufliche Erfahrung, das Ausprobieren und die Praxis einen hohen Stellenwert ein. Die Schüler müssen, um für die Hauptschulabschlussprüfung zugelassen zu werden, mindestens 20 Praktikumstage absolviert haben. Nur während des zweiten Halbjahrs in der 8. Klasse gibt es eine festgelegte Zeit für Praktika, für alle weiteren Tage opfern die Schülern Ferientage. „Viele unserer Schüler sind schon lange vorher mit ihren Praktika fertig“, weiß Schulze.

Unterstützt werden die Schüler dann auch im Bewerbungsverfahren. „Ich setze mich am Nachmittag mit den Schülern hin und helfe ihnen, die Online-Auftritte der Firmen zu durchforsten, herauszufinden, was wichtig ist, was man braucht.“ Das Wichtigste ist aber immer: „Die Bewerbung muss auf das Unternehmen zugeschnitten sein.“

Träger des Berufswahlsiegels sind mehr als 50 Trägerinstitutionen, die vor Ort das Berufswahlsiegel durchführen. Dazu zählen Verbände, Kammern, Schulbehörden, Lehrerfortbildungsinstitute, Ministerien, kommunale Einrichtungen, Stiftungen und Forschungsinstitute, Gewerkschaften und Agenturen für Arbeit. Die über 70 Ansprechpartner stehen im regelmäßigen Austausch miteinander.