Es gibt wieder einen Supermarkt in Althütte

In der Hauptstraße ist eine Filiale der Firma Ortkauf eröffnet worden, in der täglich von 5 bis 23 Uhr Lebensmittel und andere Dinge des täglichen Bedarfs erhältlich sind. Die Kunden bezahlen ihren Einkauf an einer Selbstbedienungskasse.

Es gibt wieder einen Supermarkt in Althütte

Die Selbstbedienungskasse wird bei der Eröffnung ausgiebig getestet. Foto: Alexander Becher

Von Annette Hohnerlein

Althütte. Der Andrang war groß, sicherlich 70 oder 80 Althütter Bürger wollten sich das neue Lebensmittelgeschäft anschauen, das am Mittwoch in den Räumen des ehemaligen Dorflädles von Danica Müller seine Pforten öffnete. Ortkauf heißt das Unternehmen, das in Althütte seine erste Filiale eröffnete. Der Gründer des Start-ups Christoph Sarnowski stellte in seiner Begrüßung das Konzept vor. Einerseits sei es für Althütte mit seinen über 4000 Einwohnern wichtig, dass es eine Nahversorgung mit Lebensmitteln gibt. Andererseits sei in kleinen Gemeinden die Kaufkraft zu gering, um einen Laden wirtschaftlich zu betreiben.

Das Prinzip von Ortkauf beruht daher auf der Mitarbeit der Kunden, die den Kassiervorgang selbst abwickeln. Personal ist nur noch zu bestimmten Servicezeiten vor Ort, das reduziert die Kosten. Dadurch ist es möglich, Öffnungszeiten anzubieten, mit denen kein herkömmlicher Supermarkt mithalten kann. Im Ortkauf, Spitzname Orti, können die Kunden täglich von 5 bis 23 Uhr einkaufen. „Wir können jeden abholen“, erklärt der 35-jährige Unternehmer, „ob jemand Früh- oder Spätschicht arbeitet, ob er am Sonn- oder Feiertag einkaufen will.“ Er verschweigt auch nicht den Nachteil des Konzepts: Mit Bargeld kann nicht bezahlt werden. Dafür wären mehr Mitarbeiter nötig gewesen, außerdem wäre die Einbruchsgefahr zu groß. Aber es gebe eine Ortkauf-Kundenkarte auf Guthabenbasis, die an der Kasse aufgeladen werden könne. Wichtig ist Sarnowski, dass er Rückmeldungen von seinen Kunden bekommt: „Rufen Sie an, schreiben Sie“, forderte er auf.

Bürgermeister Reinhold Sczuka dankte in seiner Ansprache zunächst Danica Müller für ihr Engagement in Althütte und bekundete Verständnis für ihre Entscheidung, zu schließen. Um möglichen Kunden die Angst vor dem ungewohnten Ablauf beim Einkaufen zu nehmen, plane die Gemeinde Informationsveranstaltungen, etwa beim Seniorennachmittag, durchzuführen.

Das System ist einfach zu bedienen,die Kunden geben positive Rückmeldung

Als die interessierten Althütter dann den Laden betreten, werden sie gleich von einem vertrauten Gesicht empfangen: Thomas Lingrün war schon in „Danica’s Dorflädle“ als Minijobber tätig, jetzt ist er montags, mittwochs und freitags von 9 bis 12 Uhr im Ortkauf und steht für alle Fragen rund um den Einkauf zur Verfügung. Am Eröffnungstag steht er neben der Selbstbedienungskasse bereit, um zu helfen, wenn nötig. Aber er muss nicht oft eingreifen, das System ist einfach zu bedienen: Die ausgewählten Artikel werden einzeln mit dem Strichcode vor das Lesegerät gehalten, dann werden auf dem Bildschirm die Liste der Artikel, die Preise und die Summe angezeigt, der Kunde muss bestätigen und bezahlt dann mit der EC- oder Kreditkarte, mit Apple, Giro oder Google Pay oder der Orti-Kundenkarte. „Ach, das war’s schon“ und „Das ging aber flott“, lauteten die erfreuten Kommentare der ersten Kunden. Michael Clauss, Bürgermeister aus dem benachbarten Kaisersbach, hat drei Tafeln Schokolade gekauft und per Handy bezahlt. „Es hat funktioniert“, stellte er zufrieden fest.

Aber muss man nicht befürchten, dass vor allem ältere Kunden gewisse Berührungsängste mit der neuen Technik haben? Lingrün hat andere Erfahrungen gemacht: „Die sind echt gut drauf, das passt“, findet er. „Alle sind froh, dass sie wieder einen Laden haben.“ Eine Frau erkundigt sich: „Und was passiert, wenn ich rausgehe und nicht bezahle?“ Thomas Lingrün deutet auf die Überwachungskamera an der Decke. Zehn solcher Geräte sind in dem Geschäft mit seinen 120 Quadratmetern installiert, sodass jeder Winkel überwacht werden kann.

Das Sortiment des Ortkaufs umfasst rund 1300 Artikel des täglichen Bedarfs: Milchprodukte, Fleisch und Wurst finden sich darunter ebenso wie Tiefkühlware, Getränke, Tierfutter, Drogerieartikel, ein paar Schreibwaren, etwas Obst und Gemüse. Wer eine Party feiern möchte, findet Knabberzeug und Süßes sowie Bier, Wein und Sekt. Die alkoholischen Getränke und auch der Zigarettenautomat sind in einem abgetrennten Raum untergebracht, zu dem nur Kunden ab 16 Jahren Zugang haben.

Landwirte aus der Region sollenals Lieferanten gewonnen werden

Christoph Sarnowski bezieht viele Artikel vom Edeka-Foodservice. Dadurch kann er neben Markenartikeln auch die preiswertere Edeka-Linie „Gut und günstig“ anbieten. Außerdem legt er Wert darauf, auch Lebensmittel aus der Region im Sortiment zu haben. So bezieht er Fleisch- und Wurstwaren von der Landmetzgerei Lindauer aus Kaisersbach, Weine von der Remstalkellerei und Obst und Gemüse über die Firma Brecht aus Urbach. Ziel sei es, zukünftig auch Landwirte aus der Umgebung als Lieferanten zu gewinnen. Nur frische Backwaren wird es in der Althütter Filiale nicht geben, da sei man am Ort mit der Bäckerei Bauer gut versorgt, erklärt Lisa Blumenstock, die Freundin des Gründers, die am Eröffnungstag mit aushilft.

Die Firma Ortkauf hat ihren Sitz in Schwäbisch Hall, Gründer und Geschäftsführer Sarnowski plant derzeit noch weitere Filialen in der Region. Beim Umbau des Althütter Ladens wurde er mit rund 10000 Euro von der Gemeinde unterstützt, auch die Vermieterin der Immobilie beteiligte sich an den Umbaukosten. Als besonderen gemeinsamen Service von Ortkauf und der Gemeinde gibt es vor dem Geschäft eine Ladestation, an der Radler ihr E-Bike kostenlos aufladen können. Ein Angebot, das schnell angenommen wurde, erzählen der Bürgermeister und der Jungunternehmer, drei Minuten nach der Inbetriebnahme sei das erste E-Bike angeschlossen worden.