Escape Room in der Anna-Haag-Schule soll neue Schüler ansprechen

Infoveranstaltung mal anders: Um neue Schüler für die zweijährige Berufsfachschule zu gewinnen, wandelt die Anna-Haag-Schule in Backnang zwei Klassenzimmer in Escape Rooms um. Durch verschiedene Rätsel sollen die Interessenten die Inhalte der Profile Hauswirtschaft und Ernährung sowie Gesundheit und Pflege kennenlernen.

Escape Room in der Anna-Haag-Schule soll neue Schüler ansprechen

Manche Aufgaben im Escape Room sind nur schwer zu lösen. Ein Lehrer (links) bietet seine Hilfe an. Fotos: Alexander Becher

Von Valentin Schmid

Backnang. „Ich freue mich ganz arg, dass Sie der Einladung gefolgt sind“, sagt Angelika Ulrich, Abteilungsleiterin an der AnnaHaag-Schule. Noch weiß sie selbst nicht genau, was sie erwartet. Zum ersten Mal hat die Schule zwei sogenannte Escape Rooms aufgebaut, in der die Interessierten die Inhalte der Schulfächer kennenlernen sollen. „Es können nicht so viele rein, deshalb haben wir zwei identische Räume“, fährt Ulrich nach ihrer Begrüßung fort. Ihr gegenüber sitzen etwa 25 junge Menschen, vorwiegend Frauen, die nach ihrem Hauptschulabschluss die Mittlere Reife erreichen möchten. Im Rahmen einer zweijährigen Berufsfachschule stehen dafür die Profile „Hauswirtschaft und Ernährung“ sowie „Gesundheit und Pflege“ zur Verfügung.

Rätsel aus Biologie und Chemie

Beim Spielkonzept Escape Room lösen die Spieler eine Reihe an Rätseln, um sich aus einem verschlossenen Raum zu befreien. Im Fall der Anna-Haag-Schule sind die beiden Klassenzimmer, die normalerweise dem Biologieunterricht dienen, zwar nicht abgeschlossen, dafür aber gründlich abgedunkelt. Schwarze Trennwände bahnen einen Weg durch den Raum, flackernde Lampen und künstliche Spinnenweben sorgen für die passende Atmosphäre. An sechs Stationen müssen die Interessenten Rätsel lösen, welche die Unterrichtsinhalte aus Biologie, Chemie und Ernährungslehre aufgreifen. Dazu gehört es, die Inhaltsstoffe von Getränken mittels UV-Licht zu unterscheiden oder per Chromatografie, einem chemischen Trennverfahren, die Farbstoffe einer bunten Schokolinse zu identifizieren.

Nach jeder Station gibt es dann ein paar Tropfen einer chemischen Substanz ins Becherglas, das den Gruppen als Laufzettel dient. Der fertige „Zaubertrank“ wird zuletzt gegen einen Kugelschreiber mit der Optik einer Spritze eingetauscht und gilt gleichzeitig als Schlüssel, um den Escape Room zu verlassen. Das sei auch besser so, schmunzelt eine Lehrerin mit Blick auf das Becherglas, der „Zaubertrank“ wäre nämlich „ziemlich ungenießbar“. Jedenfalls hat es Spaß gemacht, bestätigen zwei Schülerinnen, nachdem sie wieder im hellen Flur stehen. Das erste Rätsel sei zwar schwer gewesen, doch „ein Lehrer hat uns geholfen“.

Der Großteil der Interessierten habe bereits eine vorläufige Zusage, erklärt Angelika Ulrich, während die nächste Gruppe den Escape Room betritt. Seitdem die Hauptschulen von den Gemeinschaftsschulen abgelöst wurden, falle es aber vielen Schülern schwer, sich zu entscheiden. Schließlich gebe es jetzt eine neue Alternative zur Berufsfachschule. Ulrich: „Mir ist es wichtig, dass wir eine Anbindung schaffen, dass die Schüler einen Bezug zu uns bekommen.“

Das besondere Konzept kommt gut an

Auch die Schulleiterin, Ulrike Gebauer, hat sich gerade den Escape Room angesehen. Sie ist sehr zufrieden mit dem Konzept, das in Zusammenarbeit der Fachschaften entstanden ist. „Wir hoffen, die Schülerinnen und Schüler mit berufsbezogenen Inhalten begeistern zu können.“

Weiter geht es in der Lehrküche der Anna-Haag-Schule, wo die angehenden Schüler eine Pizza mit Zutaten nach Wahl zusammenstellen. Schließlich steht im Profil Hauswirtschaft und Ernährung auch Kochen auf dem Programm. Auf den Tischen gegenüber dem Kochbereich vervollständigen Werkstücke der Textilarbeit die Präsentation der Unterrichtsinhalte. „Eine Freundin war hier und hat es empfohlen“, erklärt Aysima, während sie Gemüse und Käse vorbereitet. Später wolle sie auch einen „Beruf in die Richtung Gesundheit“ erlernen. „Dann ist die Schule ein gutes Sprungbrett“, kommentiert Ulrike Gebauer. Zwar sei das Interesse der Schüler am Pflegebereich seit der Coronapandemie gesunken, die Nachfrage an Absolventen der zweijährigen Berufsfachschulen sei aber hoch. Dank des Labortechnologieunterrichts seien manche Schüler beispielsweise prädestiniert für den Beruf des medizinisch-technischen Assistenten. Die Absolventen mit dem Schwerpunkt Gesundheit und Pflege wären in Arztpraxen sehr gefragt.

Die Werbeaktion ist der Schule einiges wert: Rund 15 Lehrkräfte sind in den Escape Rooms und der Küche im Einsatz. Natürlich könnte man auch mit weniger Personal eine klassische Infoveranstaltung abhalten. „Aber reizt das die Jugendlichen, motiviert es sie?“, fragt Schulleiterin Gebauer. Der Escape Room hingegen hätte bei einigen von ihnen das Interesse geweckt. Für den nächsten Infotag im Januar plane man bereits, die Aktion zu wiederholen.

Escape Room in der Anna-Haag-Schule soll neue Schüler ansprechen

Bechergläser mit Getränken.