Ultraschwache Photonen-Emissionen

Esoterik oder Wissenschaft: Existieren Aura und Lebenslicht wirklich?

Es mag nach Esoterik klingen, ist aber wissenschaftlich bewiesen: Lebewesen umgibt eine Art Aura. Sie strahlen ein sehr schwaches, messbares Licht aus, das sich verändert, wenn sie gestresst sind.

Esoterik oder Wissenschaft: Existieren  Aura und  Lebenslicht wirklich?

Es gibt tatsächlich ein Lebenslicht: Aufnahme der von der Oberfläche einer lebenden (li.) und einer toten (re.) Maus abgestrahlten Photonen.

Von Markus Brauer/dpa

Bei Aura denken viele wahrscheinlich an Energiekörper eines Menschen, die esoterischem Gedankengut zufolge ausstrahlen. Empfindsame Menschen nehmen darin ein Farbspektrum wahr, das den Körper wie ein Lichtkranz umgeben soll.

Diese Aura soll aus mehreren Schichten bestehen, die eng mit den menschlichen Chakren verknüpft sind. Chakren wiederum werden jene Energiezentren zwischen dem physischen Körper und dem feinstofflichen Körper (Astralleib) genannt, die durch Energiekanäle verbunden sind.

Aura Lebenslicht: Hokuspokus! Oder doch nicht?

Das mag nach Hokuspokus klingen, ist aber in Teilen wissenschaftlich bewiesen: Lebewesen strahlen tatsächlich ein sehr schwaches, messbares Licht aus, das sich verändert, wenn sie Stress ausgesetzt sind. Mit irgendeinem esoterischen Geheimwissen hat diese Form der Aura nicht das Geringste zu tun.

Menschen sind ebenso wie andere Lebewesen von einer Aura aus Licht umgeben, das mit dem Tod zu erlöschen beginnt. So senden lebende Zellen Lichtteilchen im sichtbaren Bereich aus. Das haben Forscher in einer im „Journal of Physical Chemistry Letters“ veröffentlichten Studien nachgewiesen. 

An interesting new scientific experiment: Scientists put a living creature in a completely dark room and used special cameras that can see very weak light. They recorded the creature for up to 16 hours. They saw something interesting after the creature died. They found that the… pic.twitter.com/Vc9TBXwXFX — Ibra (@IbraHasan_) May 19, 2025

Aura Lebenslicht: Extrem geringe Lichtmengen

Die Lichtteilchen – Photonen genannt – entstehen als Nebenprodukte des Zellstoffwechsels. Als ultraschwache Photonenemission (UPE, englisch: Ultra-weak photon emission) wird das schon seit Jahrzehnten untersuchte Phänomen bezeichnet, das sich von anderen biologischen Lichtemissions-Prozessen wie Biolumineszenz und Chemilumineszenz unterscheidet.

„Ultraschwach bedeutet in diesem Zusammenhang, dass es sich um extrem geringe Lichtmengen handelt – typischerweise nur wenige Photonen –, die selbst mit hochsensibler Messtechnik nur mit großem Aufwand nachweisbar sind“, erklärt Stefan Schramm von der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden (HTWD).

Photon Emission from Human Body Displaying Diurnal Rhythm ➡️ We imaged diurnal change of ultraweak photon emission. We found that human body directly & rhythmically emits light. Diurnal changes in photon emission might be linked to changes in energy metabolism. pic.twitter.com/IRV25Rdmlg — htw (@heniek_htw) July 11, 2021

Aura Lebenslicht: Parallelen zu Glühwürmchen

„Die genauen molekularen Ursachen dieser Emissionen sind noch nicht abschließend geklärt“, erläutert Schramm. „Es gilt jedoch als plausibel, dass sie im Zusammenhang mit normalen Stoffwechselvorgängen stehen, insbesondere mit der Bildung reaktiver Sauerstoffspezies.“

Diese entstünden bei biochemischen Prozessen im Organismus und könnten instabile Zwischenprodukte erzeugen, die spontan zerfallen und dabei Photonen emittieren. „Damit gibt es Parallelen zur klassischen Biolumineszenz, wie man sie etwa von Glühwürmchen kennt, allerdings ist UPE um mehrere Größenordnungen schwächer und ohne technische Hilfsmittel nicht sichtbar.“

Existieren Biophotonen wirklich?

Die Vermutung, dass solche Biophotonen existieren, konnte mangels ausreichend empfindlicher Technik lange nicht bewiesen werden. Zudem sind Messungen nur in absolut dunklen Kammern möglich, weil das Tages- und Raumlicht oder allein schon das Licht von Instrumentenanzeigen die extrem schwache Lebensaura überlagert.

In den letzten Jahren wurde dann über erste Nachweise ultraschwacher Photonenemissionen bei Bakterien, Pilzen, Samen und tierischem Gewebe berichtet.

Zur Info: Die Bezeichnung Biophotonen (griechisch: bíos – Leben – und phos – Licht) wird auf dem Gebiet der Biophysik und der Alternativmedizin für das biochemische Phänomen der ultraschwachen Photonenemission (UPE) verwendet. Diese Strahlung unterscheidet sich von der Biolumineszenz durch ihre sehr viel geringere Intensität. Die Interpretationen der UPE sind wissenschaftlich umstritten.

Mäuse leuchten im Dunkeln

Das Team um Daniel Oblak von der kanadischen Universität Calgary hat nun in Experimenten mit Mäusen und zwei Pflanzenarten mithilfe neuer Bildgebungssysteme bestätigt, dass Lebewesen in realiter geringe Mengen an Photonen im sichtbaren Bereich abgeben. Die Forscher verglichen das Phänomen bei lebenden und toten Mäusen.

Verwendet wurden besonders lichtempfindliche sogenannte EMCCD-Kameras, die in der Lage sind, selbst extrem schwache Lichtsignale aufzulösen.

Vier unter Vollnarkose gesetzte Mäuse wurden einzeln in eine dunkle Box gelegt und eine Stunde lang abgebildet, bevor sie eingeschläfert und eine weitere Stunde lang abgebildet wurden. Die Mäuse wurden dabei auch nach ihrem Tod auf Körpertemperatur erwärmt, um zu verhindern, dass die Photonenemission sich temperaturabhängig veränderte.

Ergänzend gab es Testreihen mit Ackerschmalwand (Arabidopsis thaliana) und Kleiner Strahlenaralie (Heptapleurum arboricola), deren Blätter zum Teil schädlichen Chemikalien wie Alkohol, Wasserstoffperoxid und Benzocain oder Hitze ausgesetzt wurden. Hintergrund dafür ist, dass Lebewesen, die Stressoren wie Umweltgiften ausgesetzt sind, häufig vermehrt reaktive Sauerstoffspezies produzieren.

Lebenslicht erlischt mit Tod

Der Fortschritt der Studie liege darin, dass nicht nur die UPE detektiert, sondern auch ihre räumliche Verteilung auf der Oberfläche von Lebewesen sichtbar gemacht wurde, unterstreicht Schramm. „Gewissermaßen eine Art Fotografie dieser emissionsbasierten Aura.“

Die Versuche zeigten deutlich, dass tote Mäuse kaum noch Photonen abgeben. Ihr Lebenslicht erlischt im wörtlichen Sinne. Bei den Pflanzen beobachteten die Forscher, dass ein Temperaturanstieg und Verletzungen eine erhöhte UPE-Intensität zur Folge hatten. Auch chemische Behandlungen veränderten die UPE-Emissionseigenschaften.

Die Untersuchung der ultraschwachen Photonenemission sei von grundlegender Bedeutung für die Grundlagenforschung, da sie nicht-invasive Einblicke in Stoffwechselprozesse von Organismen ermögliche, heißt es in der Studie.

Pseudowissenschaftlichen Spekulationen vorbeugen

Schramm erklärt, er halte die Analyse für einen spannenden Schritt, der die UPE-Forschung potenziell in Richtung anwendungsorientierter Fragestellungen öffne.

Wichtig zu betonen sei, dass das Verständnis der genauen biochemischen Mechanismen hinter dieser Art von Emission noch sehr lückenhaft ist, betont Schramm. „Die Interpretation solcher Lichtaurabilder muss daher mit großer wissenschaftlicher Sorgfalt erfolgen, um Fehldeutungen oder pseudowissenschaftlichen Spekulationen vorzubeugen.“

Zu den ungeklärten Fragen gehört Experten zufolge zum Beispiel, ob die Biophotonen lediglich ein Nebenprodukt von Reaktionen sind oder eine bestimmte Rolle für die Gesundheit und die Kommunikation innerhalb und zwischen Zellen spielen.