EU bläst zum Kampf gegen den Plastikmüll

Europaparlament beschließt strengere Regeln für Wegwerfprodukte aus Plastik

Umwelt - Verbote für Einwegprodukte, mehr Recycling und vor allem mehr Pflichten für die Hersteller: Das EU-Parlament hat im Kampf gegen den Plastikmüll am Mittwoch über eine gemeinsame Strategie abgestimmt.

Strassburg. Das Europaparlament hat am Mittwochabend in Straßburg mit großer Mehrheit eine Richtlinie unter Dach und Fach gebracht, die ein Verkaufsverbot für bestimmte Wegwerfprodukte aus Plastik wie Wattestäbchen und Trinkhalme vorsieht. Die Strategie zielt darauf ab, mit Verboten und Auflagen für Hersteller insbesondere die Weltmeere wieder sauberer zu machen. Ein Überblick über die nun gefassten Beschlüsse.

Frage: Welche Verbote wird es geben?

Antwort: Einwegprodukte, für die es umweltfreundlichere Alternativen gibt, müssen spätestens ab 2021 vom Markt genommen werden. Dazu gehören Wattestäbchen, Einweggeschirr, Trinkhalme und Luftballonstäbe. Für Plastikflaschen gibt es weitere Auflagen: Ab 2024 dürfen Getränkebehälter aus Kunststoff nur vertrieben werden, wenn die Verschlüsse und Deckel am Behälter befestigt sind.

Frage: Wo soll der Verbrauch reduziert werden?

Antwort: Der Verbrauch von Einwegprodukten, für die es keine nachhaltigere Alternative gibt, soll spürbar reduziert werden. Das gilt etwa für Trinkbecher und Lebensmittelverpackungen. Die Mitgliedstaaten der Europäischen Union müssen entsprechende Maßnahmen erlassen, eine verbindliche Zielvorgabe gibt es nicht.

Frage: Ändern sich Kennzeichnungspflichten?

Antwort: Einwegprodukte mit einem gewissen Kunststoffgehalt müssen gekennzeichnet werden. So soll auf die negativen Umweltauswirkungen etwa von Hygieneeinlagen und Feuchttüchern hingewiesen werden.

Frage: Womit müssen Hersteller rechnen?

Antwort: Hersteller aller Produkte, die von der Richtlinie betroffen sind, sollen an den Kosten für Reinigungsmaßnahmen, Öffentlichkeitskampagnen und das Abfallmanagement beteiligt werden.

Frage: Was wird sich beim Recycling ändern?

Antwort: Auch bei der Verbesserung der Mülltrennungsquote gibt es verbindliche Ziele. Bis 2025 sollen so mindestens 77 Prozent der Einwegplastikflaschen im korrekten Müllcontainer landen, bis 2029 mindestens 90 Prozent. Zudem sollen neue PET-Plastikflaschen 2025 zu mindestens 25 Prozent aus recyceltem Plastik bestehen. Bis 2030 soll die Vorgabe auf 30 Prozent angehoben werden.

Frage: Welche Maßnahmen sind schon in Kraft?

Antwort: Die EU-Kommission hatte 2015 einen Strategieplan zum Ausbau der Kreislaufwirtschaft vorgestellt. Darauf folgte beispielsweise die Plastiktüten-Richtlinie von November 2016, die vorsieht, die Nutzung von Einwegplastiktaschen deutlich zu verringern. In Deutschland verpflichtete sich der Handel daraufhin, die kostenlose Abgabe von Plastiktüten einzuschränken.

Frage: Wie viel Plastikmüll wird momentan produziert, wie viel davon recycelt?

Antwort: Zahlen der EU-Kommission zufolge fallen in Europa jährlich 26 Millionen Tonnen Plastikmüll an. Mit 37,4 Kilo pro Einwohner produziert Deutschland davon deutlich mehr als der EU-Durchschnitt (31,1 Kilo pro Einwohner). EU-weit wird weniger als ein Drittel des entsorgten Plastiks recycelt.

Frage: Was passiert mit dem übrigen Plastikmüll?

Antwort: Der übrige Abfall wird verbrannt oder eingelagert. Bislang exportieren die Mitgliedstaaten rund die Hälfte des eingesammelten und sortierten Plastikmülls ins Ausland, 85 Prozent davon nach China. Nicht ordnungsgemäß entsorgter Plastikmüll landet zum Großteil im Meer. Einer Studie des US-Wissenschaftsmagazins „Science“ zufolge sind das jährlich rund acht Millionen Tonnen. Laut EU-Kommission bestehen 85 Prozent des Mülls in den Meeren aus Plastik.

Frage: Welchen Umwelteinfluss hat Plastik?

Für zahlreiche Tiere und Pflanzen stellen die Plastikpartikel eine Bedrohung dar. Wale, Delfine, Robben und andere Meeresbewohner verfangen sich in alten Fischernetzen, Seevögel verwechseln Müll mit Nahrung. Über die Nahrungskette gelangt der Abfall auch zurück zum Menschen. Welchen Einfluss Mikroplastik auf die menschliche Gesundheit hat, ist laut Kommission nicht bekannt. Auch die Entsorgung, vor allem die Verbrennung von Plastikmüll, ist eine Belastung für die Umwelt. So würde laut EU-Kommission das Recyceln von einer Million Tonnen Plastik so viel CO2einsparen wie eine Million Autos weniger auf den Straßen. /AFP -