EU verbietet Trinkhalme und Plastikteller

Hersteller sollen für Entsorgung zahlen – Marktführer aus Südwesten muss Produktion umstellen

Von Daniel Gräfe

Weihnachtsmärkte werden schon in zwei Jahren ganz anders aussehen – ohne Plastikteller, Plastikbesteck oder Trinkhalme. Die EU verbietet solche Wegwerfartikel nämlich.

Brüssel/Stuttgart Die EU macht beim Kampf gegenPlastikmüllErnst: Ab 2021 soll ein weitreichendes Verbot von Einwegplastik gelten. Darauf einigten sich die Unterhändler der Mitgliedstaaten und des EU-Parlaments. Verboten werden neben Plastiktellern und -besteck, Trinkhalmen, Luftballonstäben und Wattestäbchen unter anderem Behälter und Becher aus aufgeschäumtem Polystyrol, die oft zum Warmhalten genutzt werden.

Für alle betroffene Produkte gilt die sogenannte erweiterte Herstellerverantwortung: Die Hersteller können an den Aufräumkosten durch die Vermüllung ihrer Produkte beteiligt werden. Davon sind auch Tabakfilter betroffen. Sie seien die zweithäufigsten verunreinigenden Einwegartikel, hieß es. Hersteller sollen die Kosten für Sammelsysteme für Zigarettenstummel übernehmen.

Die deutschen Abfallentsorger lobten den Plan, die Grünen sprachen von einem Geschenk für Umwelt und Bürger. Kritik kommt dagegen von den Verbänden: „Wir hätten lieber andere Wege bevorzugt, man muss die Wegwerfmentalität als solche angehen“, sagte Rüdiger Baunemann, Hauptgeschäftsführer von Plastics Europe Deutschland, unserer Zeitung. Einen Schaden für die Kunststoffproduktion im Land sieht der Verband aber nicht.

Das bestätigt auch das Metzinger Unternehmen Storopack, das Schutzverpackungen produziert. „Wir sind von der Verordnung nicht wirklich betroffen“, heißt es. Pio­flex aus dem Landkreis Emmendingen dagegen muss umstellen – das Unternehmen gilt als deutschlandweit größter Trinkhalmproduzent. „Wir müssen Alternativen finden, zum Beispiel biologisch abbaubares Plastik oder Trinkhalme aus Papier“, sagte Geschäftsführer Winfried Stilb.