Evangelische Heimstiftung verärgert über Impfkonzept

dpa/lsw Stuttgart. Die Evangelische Heimstiftung hat der grün-schwarzen Landesregierung schwere Versäumnisse beim Schutz besonders gefährdeter Menschen in Pflegeheimen vor dem Coronavirus vorgeworfen. Das Gesundheitsministerium müsse endlich ein umfassendes Schutzkonzept in der Corona-Verordnung verankern. „Dazu gehören strengere Regeln beim Testen sowie mehr Tempo und proaktive Konzepte beim Impfen“, forderte Bernhard Schneider, Hauptgeschäftsführer der Stiftung, am Dienstag in Stuttgart. Eine umfassende Teststrategie sei bis auf weiteres das „einzig wirksame Schutzschild gegen das Virus“. Doch davon sei die neue Verordnung weit entfernt. Die Evangelische Heimstiftung ist nach eigenen Angaben das größte Pflegeunternehmen im Südwesten, zu dem unter anderem 86 Pflegeheime gehören.

„Alle Besucher und Mitarbeiter, also alle Personen, die ein Haus betreten, müssen unmittelbar vorher einen Schnelltest machen und während des Aufenthaltes eine FFP2-Maske tragen“, verlangte Schneider. Zwar komme jetzt für alle Besucher die Testpflicht und die FFP2-Maske. „Doch der Test muss nicht am Tag des Besuchs und auch nicht vor Ort gemacht werden“, bemängelte Schneider. „Sollen wir mit Coronaleugnern diskutieren, ob ein Test von gestern ausreicht?“ Er warnte: „Da wird eine Sicherheitslücke aufgemacht, die sehr riskant und unnötig ist.“

Schneider mahnte zudem eine Testpflicht für Pflegemitarbeiter an. Doch das Ministerium richte zunächst eine neue Taskforce ein, um das zu beraten. „In vielen Fällen sind es Mitarbeiter, die das Virus in die Häuser schleppen“, erklärte der Hauptgeschäftsführer.

Auch von der Impfkampagne ist die Stiftung enttäuscht. „Wir hatten nach dem Maskendesaster vom Frühjahr gehofft, dass die Impfkampagne besser läuft, sehen uns aber wieder enttäuscht“, sagt Schneider. Heime werden zwar vorrangig geimpft, aber das gehe langsam und sehr bürokratisch zu. Von den 86 Pflegeheimen der Stiftung seien allenfalls 30 Prozent mit der ersten Impfung versorgt worden.

Zudem würden die etwa 300 000 älteren Menschen im betreuten Wohnen, in der Tagespflege und Pflegebedürftige zuhause noch nicht mitgeimpft. „Für diese Menschen erkenne ich noch keine überzeugende Strategie“, monierte Schneider.

Er forderte zudem die Landesregierung auf, rasch die Frage zu beantworten, wie man mit Pflegepersonal umgehen solle, das sich nicht impfen lassen wolle. Für geimpfte Mitarbeiter müsse es Erleichterungen etwa beim Testen und beim Maskentragen geben.