Deutsche Bahn

Evelyn Palla will 2026 mit Konzernumbau beginnen

Die neue Chefin der Deutschen Bahn, Evelyn Palla, will den bundeseigenen Konzern umkrempeln: mehr Verantwortung in die Fläche, schlankere Strukturen in der Zentrale.

Evelyn Palla will 2026 mit Konzernumbau  beginnen

Evelyn Palla strebt eine Dezentralisierung des Konzerns an.

Von red/dpa

Die neue Bahnchefin Evelyn Palla will den bundeseigenen Konzern ab dem kommenden Jahr grundlegend neu aufstellen. „Das Jahr 2026 wird das Jahr des großen Umbaus sein, in dem wir uns neu ausrichten“, sagte sie in Berlin. Ein wesentliches Ziel sei dabei eine Dezentralisierung der bisherigen Organisation. „Wir wollen Entscheidungsstrukturen in die Fläche bringen und dorthin verlagern, wo die Herausforderungen am besten bekannt sind“, betonte Palla, die seit Anfang Oktober an der Spitze der Bahn steht. Bis Dezember solle das konkrete Konzept ausgearbeitet sein, sagte die Managerin.

Mehr Eigenverantwortung in den Regionen

Was sie schon verrät: Regionale Führungskräfte sollen künftig eigenverantwortlicher das operative Geschäft in den jeweiligen Regionen steuern können. Dafür sollen sie mehr Entscheidungsfreiheit und Ressourcen bekommen. Gleichzeitig seien sie künftig auch dafür verantwortlich, wenn Dinge nicht funktionierten und die Qualität und die Wirtschaftlichkeit nicht stimmten. Die Managerin verwies als Beispiel etwa auf die Wartung und rechtzeitige Bereitstellung von Regionalzügen.

Auf diese Weise habe sie bereits die Regionalverkehrssparte der Deutschen Bahn umgebaut, betonte Palla, die zuvor als Vorständin für diesen Bereich verantwortlich war. DB Regio fuhr im ersten Halbjahr erstmals seit Jahren wieder einen Gewinn ein.

Palla setzt auf Tempo

Wie sie nun auch den Fern- und Güterverkehr dezentraler aufstellen will, ließ sie offen. Das Runterbrechen auf regionale Einheiten funktioniere dort nicht ohne Weiteres, räumte sie ein. „Trotzdem werden wir uns die Frage stellen, ob es möglich ist, unternehmerische Verantwortung im Fernverkehr stärker regional zu verankern als das heute der Fall ist.“

Das wesentliche Element des Umbaus sei Tempo. „Ab dem 1. Januar werden wir mit der Umsetzung beginnen.“ Die Neuaufstellung gehe auch mit einer Verschlankung der zentralen Managementstrukturen einher. Auch Stellen müssten dafür reduziert werden. Zahlen dazu nannte Palla nicht. Der Konzern mit hunderten Beteiligungen und Tochtergesellschaften hat mehr als 230.000 Beschäftigte.

Hauptprobleme bleiben

Das erst vor rund einem Jahr aufgelegte Sanierungsprogramm S3 des damaligen Bahnchefs Richard Lutz stellt Palla zur Disposition. Zentrale Elemente, wie die Generalsanierung wichtiger Strecken, die Verbesserung des Betriebs und die finanzielle Sanierung des hoch verschuldeten Staatskonzerns blieben bestehen, betonte Palla. Gleichwohl müsse sie das Programm anpassen. „Ich möchte eine andere Grundlage schaffen, damit diese Maßnahmen auch greifen und beim Kunden ankommen“, sagte sie.

Wann die Fahrgäste die positiven Auswirkungen der neuen Konzernstruktur merken werden, blieb offen. Kurzfristig - so sieht es die neue Bahnstrategie des Bundes vor - sollen sich etwa die Sauberkeit und die Sicherheit an den Bahnhöfen verbessern. Das Hauptproblem, die hohe Unzuverlässigkeit insbesondere im Fernverkehr infolge eines überalterten und überlasteten Streckennetzes, wird aber auch Palla so schnell nicht lösen können.

Umbau des Vorstands läuft schon

Personell hat die neue Bahnchefin bereits durchgegriffen. Am Mittwoch wurde bekannt, dass Güterverkehrsvorständin Sigrid Nikutta ihren Posten räumen soll. Ihr Sanierungskonzept für die kriselnde Sparte war in einem externen Gutachten als unzureichend durchgefallen. Pallas Nachfolger für den Regionalverkehr soll dem Vernehmen nach Harmen van Zijderveld werden. Er verantwortete bisher im Vorstand der Bahn-Tochter DB Regio das Ressort Schiene.

Als neue Finanzchefin wird die frühere Managerin bei der Baumarktkette Hornbach, Karin Dohm, gehandelt. Sie würde auf Levin Holle folgen, der im Frühling den Konzern für einen Posten im Bundeskanzleramt verlassen hatte. Beide Personalien müssen noch im Aufsichtsrat beschlossen werden.