Ewiger Frieden mitten im Grünen

Der Backnanger Waldfriedhof wurde vor 50 Jahren neu angelegt und ist heute der Hauptfriedhof der Stadt – Schönes Umfeld mit optimalen Bedingungen

In den 1960er-Jahren stieß der Stadtfriedhof an seine Kapazitätsgrenzen. Die Suche nach einem alternativen Bestattungsort war dringend geboten. Fündig wurden die Verantwortlichen im Gewann Kreuzhau im Norden der Stadt. Dort wurde vor nunmehr 50 Jahren der Waldfriedhof eröffnet, er ist seither der Hauptfriedhof der Murr-Metropole.

Ewiger Frieden mitten im Grünen

Die Grabfelder wurden um die riesigen Bäume angeordnet und verleihen dem Waldfriedhof eine ganz besondere Note. Foto: A. Becher

Von Matthias Nothstein

BACKNANG. Ein Friedhof muss vielerlei Funktionen gerecht werden. Es reicht nicht nur, dass dort Tote bestattet werden können, ein Friedhof ist vielmehr ein Ort von besonderer Bedeutung für die Stadt. Er ist ein Ort des Abschiednehmens, des Gedenkens, der Trauer und der Besinnung. Der Friedhof ist aber auch Treffpunkt, Grünanlage und Ruhezone.

Weit über 100 Jahre war der Stadtfriedhof im „ehemaligen Süden“ der Stadt ein Ort, der all diese Eigenschaften auf sich vereinte. Dann aber wuchs Backnang. Heute liegt der Stadtfriedhof eher im Zentrum der Stadt als an deren Rand. Verkehr umtost ihn, an Erweiterungen ist nicht zu denken.

Schon in den frühen 1960er-Jahren prüften die Verantwortlichen, wo ein neuer Friedhof angelegt werden könnte. Denn auf dem Stadtfriedhof herrschte Platzbedarf, es standen keine Erweiterungsflächen und nur wenige freie Grabstätten zur Verfügung. 1960 wurden im Gemeinderat verschiedene Standorte vorgestellt. So etwa das Gelände im hinteren Seelach, ein Areal im Seehau und eine große Fläche im Gewann Kreuzhau.

Aufgrund verschiedener Gutachten erschien der Standort im Norden der Stadt im Gewand Kreuzhau am besten geeignet. Die Gründe hierfür lagen auf der Hand. In der Nähe des Waldstücks gab es weder menschliche Siedlungen noch Trinkwasserentnahmestellen. Und in die ausgehobenen Probegruben drang kein Grundwasser ein, der Boden war wasser- und luftdurchlässig. Auch vom hygienischen Standpunkt aus eignete sich der Standort gut für einen Friedhof.

Selbst das Forstamt befürwortete den Standort. Der Laubwald zeichnete sich dort damit aus, dass die Bäume sehr frei standen und schöne Kronen besaßen. Das Unterholz war zu der damaligen Zeit noch sehr nieder und konnte jederzeit ausgelichtet werden. Zudem gab es in dem Areal sehr viele Birken und kleine Fichtengruppen – für einen Friedhof optimale Voraussetzungen. Und schon vor der Eröffnung lautete ein wichtiges Argument: „Es besteht die Möglichkeit, den Waldfriedhof noch zu erweitern.“

Die erste Bestattung fand im September 1969 statt. Die Zahl der Beerdigungen seither lässt sich laut Stadtverwaltung nicht ermitteln. Eines aber steht fest: Der Gottesacker wurde von den Backnangern gut angenommen. Der älteste Teil umfasst die Abteilungen I bis III. In den Jahren 1981 bis 1983 wurde der Friedhof um die Abteilungen IV bis IX erweitert.

Heute ist der Waldfriedhof ein Kleinod im XL-Format. Riesige Bäume spenden Schatten, wenn im Sommer wieder einmal die Sonne brennt. Vogelgezwitscher erfüllt die Luft. Und auch wenn er außerhalb der Stadt liegt, so sind doch jeden Tag viele Angehörige und Trauernde an dem besonderen Ort und kommen hier zur Ruhe. Ein Friedhof im wahrsten Sinne des Wortes, ein Ort, an dem jeder Frieden finden kann. Für einen kurzen Moment nur als Besucher, oder eben den ewigen.

Die Auswirkungen des „neuen“ Friedhofs auf den Stadtfriedhof waren enorm. Durch die Verlagerung von neuen Grabstätten auf den Waldfriedhof kam es zu einer Entlastung des Stadtfriedhofs. Dort gibt es seit Jahren immer mehr frei gewordene Flächen. Diese stehen inzwischen auch für neue Grabarten zur Verfügung, etwa für Urnenwahlgräber, Gemeinschaftsgräber oder den Urnenpark.

Info
Insgesamt gibt es acht städtische Friedhöfe

Der älteste städtische Friedhof befand sich im Bereich rund um die Stiftskirche im sogenannten Freithof. Nach der Errichtung des Augustiner-Chorherrenstifts im frühen 12. Jahrhundert wurde er an die neu erbaute Michaelskirche verlegt.

Mitte des 15. Jahrhunderts wurde außerhalb der Stadt ein Friedhof am Eckertsbach angelegt, bei dem auch die Marienkirche (Totenkirchle) errichtet wurde. Im Jahr 1841 verlegte man den Friedhof an den heutigen Standort des Stadtfriedhofs, damals noch südlich der Stadt gelegen. 1884 wurde der Gottesacker in Richtung Stadt erweitert, ein Jahr später im neugotischen Stil die Friedhofskapelle erbaut. Trotz mehrere Erweiterungen stieß der Friedhof an seine Kapazitätsgrenzen. Deshalb wurde in der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre der Waldfriedhof angelegt, der seit 1969 der Hauptfriedhof der Stadt ist.

Weitere Friedhöfe gibt es in Maubach, Mittelschöntal, Oberer Stiftsgrundhof, Steinbach, Strümpfelbach und Waldrems.