Experten kritisieren britische Öffnungen als „gefährlich“

dpa London. Nicht nur die Opposition im britischen Parlament läuft Sturm gegen die Corona-Politik der Regierung: Mehr als 100 Wissenschaftler nennen die geplanten Lockerungen ein „skrupelloses Experiment“.

Experten kritisieren britische Öffnungen als „gefährlich“

Der britische Premierminister Boris Johnson bekommt wegen der angekündigten Corona-Lockerungen viel Gegenwind. Foto: Uk Parliament/Jessica Taylor/PA Media/dpa/Archivbild

In einem offenen Brief haben mehr als 100 Wissenschaftler und Mediziner die Corona-Öffnungspolitik der britischen Regierung als „gefährliches und skrupelloses Experiment“ kritisiert.

Wenn sich das Virus dank der geplanten Lockerungen, die ein Ende von Maskenpflicht und Abstandsregeln vorsehen, weiter ausbreite, würden Millionen Menschen infiziert, Hunderttausende riskierten Langzeiterkrankungen und bleibende Behinderungen. Die für den 19. Juli geplanten Lockerungen müssten verschoben werden, forderten die Experten in dem vom Fachjournal „The Lancet“ veröffentlichten Brief.

Die britische Regierung plant, im größten Landesteil England alle verbliebenen Corona-Regeln aufzuheben. Dann sollen auch Nachtclubs wieder öffnen, für Veranstaltungen gibt es keine Teilnehmerbegrenzung mehr. Die endgültige Entscheidung soll am 12. Juli getroffen werden.

Die Strategie bereite der Entstehung impfstoffresistenter Varianten fruchtbaren Boden, warnten die Experten. „Dies würde alle, auch die bereits Geimpften, innerhalb Großbritanniens und weltweit gefährden.“ „Bei dieser Strategie besteht die Gefahr, dass eine Generation mit chronischen Gesundheitsproblemen und Behinderungen zurückbleibt, deren persönliche und wirtschaftliche Auswirkungen noch über Jahrzehnte spürbar sein könnten“, hieß es in dem Schreiben weiter, das insgesamt 122 Fachleute unterzeichnet haben. Vor allem Menschen mit chronischen Erkrankungen, junge Leute, Kinder und Ungeimpfte liefen Gefahr, andauernde Folgeschäden zu erleiden.

Das britische Gesundheitsministerium betonte indes: „Unser Ansatz (...) findet eine Balance bei der Notwendigkeit, sowohl Leben als auch Existenzen zu schützen.“

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